Ausdrücken, was Sprache nicht kann

Die Musikschule Spreitenbach feiert mit diversen Konzerten am Samstag ihr 40-Jahr-Jubiläum. Die Musikschulleiterin verrät, was sie am Musikmachen fasziniert.

Musikschulleiterin Friederike Rahloff. Foto: bär
Musikschulleiterin Friederike Rahloff. Foto: bär

Sie sind zwar erst seit vier Jahren Leiterin der Spreitenbacher Musikschule – wissen Sie dennoch etwas von der Gründungszeit? Friederike Rahloff, Musikschulleiterin: Am Anfang wurden die 135 Schüler von 10 Lehrpersonen dezentral unterrichtet. Im Laufe der Zeit sind sowohl Kollegium als auch Schüler zu einer Schule zusammengewachsen. Mit dem Bau des Schulhauses Glattler durften wir 1989 in einen zentralen Standort einziehen. Dieser gemeinsame Ort ist extrem wichtig, um sich als eine Institution zu fühlen und gemeinsame Anlässe durchführen zu können. Seit 1981 werden auch Schüler aus Bergdietikon bei uns unterrichtet, auch Killwangen gehört mittlerweile zur Schule. Heute unterrichten über 20 Lehrpersonen rund 300 Schülerinnen und Schüler.

Welchen Stellenwert hatte die Musikschule damals, welchen hat sie heute? Damals wollte man als Gemeinde eine eigene Musikschule haben, um neben dem Vereinsangebot auch musikalische Bildung anzubieten. Daran hat sich nichts geändert. Was sich hingegen geändert hat, ist die Menge der Freizeitangebote. Es gibt viel mehr Möglichkeiten als früher – man muss sich bewusst fürs Musikmachen entscheiden. Sich dafür entscheiden, nur ein, zwei Hobbys ausüben, anstatt alles ein bisschen zu machen. Musikschulen müssen deshalb vermehrt um ihre Schüler kämpfen. Ein Musikinstrument zu erlernen, braucht Zeit und Ausdauer. Heute kommt erschwerend hinzu, dass Gemeinden generell unter Spardruck stehen. Man muss aufpassen, dass die musikalische Bildung nicht zusammengespart wird.

Also hat sich nicht der Stellenwert, sondern die Konkurrenz durch andere Freizeitangebote geändert? Ja, die Bandbreite der Freizeitmöglichkeiten hat sich um ein Vielfaches vergrössert. Auch die Beliebtheit bestimmter Instrumente verändert sich immer wieder. Zurzeit nehmen die Schüler von Blasinstrumenten leider ab. Was Richtung Pop/Rock geht, beispielsweise Gitarre, E-Gitarre, Schlagzeug und Klavier, ist zurzeit gefragt. Als Musikschule schaffen wir dementsprechende Angebote. Wir wollen dem Bedürfnis nachgehen und das anbieten, was Schüler interessiert.

Wie sieht das Fächerangebot im Vergleich aus? Als wir starteten, spielten 56 Schüler Blockflöte, 30 Klavier, 30 Gitarre, 6 Klarinette,9 Trompete, 6 Violine. Heute spielen 120 Schüler Klavier oder Keyboard, 80 Gitarre, 40 Blasinstrumente, 25 Schlagzeug, 15 Streich-instrumente, 15 Blockflöte und 10 nehmen Gesangsunterricht. Die Schülerzahl hat sich seit 2009 bei rund 300 Schülern eingependelt. Mit 507 Schülern hatten wir 1981 einen Rekord erreicht.

Als Querflötenspielerin schwimmen Sie gegen den Strom. Was fasziniert Sie am Blasinstrument? Man kann damit in verschiedensten Formationen wie Orchester, Ensemble und Vereinen spielen. Im Gegensatz zum Klavier braucht es viele Blasinstrumentenspieler in einer Gruppe. Zudem ist es günstig in der Anschaffung und man macht schnell Lernfortschritte.

Wie schafft man es, dranzubleiben? Es gibt kein Erfolgsrezept. Grundvoraussetzung ist jedoch, genügend Zeit und Struktur zum Üben zu schaffen. Dies sollten auch die Eltern unterstützen. Wir als Musikschule bieten Angebote, wo Schüler zusammen spielen können und schöne Erlebnisse mit Kolleginnen und Kollegen ermöglichen.

Was bedeutet Ihnen persönlich Musik? Mit Musik kann ich mich dort ausdrücken, wo ich es mit Sprache nicht mehr kann. Das gemeinsame Musizieren mit anderen Menschen ist ein sehr grundlegendes, starkes und verbindendes Gut. Musik gehört wie die Sprache zur Kultur. Ohne musikalische Bildung fehlt etwas Grundlegendes.

Wie findet man das passende Instrument? Durch Ausprobieren und Fragenstellen. Wenn man nach einem Jahr merkt, dass es nicht das richtige Instrument ist, soll man wieder wechseln. Ich habe mit Blockflöte angefangen und danach Violine und Klarinette gespielt, bis ich schliesslich zur Querflöte kam. Auch altersmässig gibt es kein Richtig oder Falsch. Die einen starten bereits mit fünf, die anderen mit acht oder noch viel später.

Was wird dem Publikum am Jubiläumstag, am nächsten Samstag,4. Juni, geboten? Von 15 bis 19 Uhr gibt es diverse Konzerte, an denen rund ein Drittel unserer Schüler auftreten. Um 16 Uhr gibt es einen Festakt, wo auch die drei Musiklehrer Wilmar Neumann, Gius Kuster und Peter Hofstetter geehrt werden, die seit 40 Jahren an der Musikschule Spreitenbach unterrichten. Den Abschluss bildet um 18 Uhr ein Rock/Pop-Konzert mit Schülerband und Popchor.

Schulhaus Glattler, Sa, 4.6., 15–19 Uhr, Konzerte und Kuchen- und Kaffeebuffet (Musikschulkommission).

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