Nun hat auch Spreitenbach eine Sammelstelle

Die Geschwister Bertschi eröffneten am Samstag ihr viertes Recycling-Paradies.

Autos reihen sich auf einer Parkspur ein, immer wieder verlässt ein Fahrzeug die grosse grüne Halle und macht einem anderen Platz. Vor den Containern auf der linken Seite begutachten Leute die Anlage, während andere Glas- und PET-Flaschen in die Behälter werfen. Ein Mann holt zwei weisse Stühle aus seinem Kofferraum und legt sie vis-à-vis auf das Rollband. Massimo Giunta aus Spreitenbach hat gerade 38 Kilo Sperrgut und Büromobiliar entsorgt. «Es ist praktisch, dass wir nun beinahe rund um die Uhr die Möglichkeit dazu haben», sagt Giunta.

Das Recycling-Paradies in Spreitenbach ist gut besucht an seinem Eröffnungstag. Vergangenen Samstag feierten Karin Bertschi und ihre Geschwister Olivia Bertschi, Sabine Frei-Bertschi und Daniel Bertschi die Eröffnung ihrer vierten und bislang grössten Sammelstelle. Vor zehn Jahren starteten sie mit der ersten Anlage in Reinach, hinzu kamen die Sammelstellen in Hunzenschwil und Muri. Nun sind sie auch im Limmattal vertreten.

Über 30 Arten von Recycling-Gütern können gratis abgegeben werden, darunter Waschmaschinen, Glühbirnen, Textilien und Velos. «Viele Kunden, die unsere Sammelstelle in Hunzenschwil benutzen, wohnen im Limmattal. Nun haben sie nicht mehr so einen weiten Weg», sagte Karin Bertschi an der Eröffnungsfeier. Es sei ein anspruchsvolles Projekt gewesen. «Dafür sind viele denkende Köpfe und anpackende Hände nötig gewesen.»

Zu Wort kam auch Gemeindepräsident Valentin Schmid (FDP): «Steht ein neues Entsorgungscenter, das von Abfall lebt, nicht im Widerspruch zum heutigen Zero-Waste-Bestreben?», fragte Schmid und antwortete gleich selbst: «Nein, denn es handelt sich nicht um ein Abfall-, sondern ein Recycling-Paradies, das die Leute dazu anspornt, ihren Hauskehricht noch besser zu trennen und zu recyclen.» Die Sammelstelle erweitere die Entsorgungsmöglichkeiten in Spreitenbach und runde das Angebot ab. Schmid betonte zudem, dass die Eröffnung zu einem guten Zeitpunkt erfolge. «Spreitenbach ist das gallische Dorf, in dem noch Kehricht-Anarchie herrscht. Wir sind die letzte Gemeinde in der Deutschschweiz, die keine Sackgebühr kennt.» Doch dieser Umstand wird nicht mehr lange währen. Am 1. Oktober tritt das neue Abfallentsorgungsreglement in Kraft.

Regierungsrat Stephan Attiger (FDP) sagte nicht nur ein paar Worte, sondern brachte etwas ganz Wichtiges für den Betrieb der Sammelstelle mit: die Bewilligung vom Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, das von ihm geleitet wird. «Es ist auf den heutigen Tag datiert. Sie haben heute Morgen also nicht illegal entsorgt», sagte Attiger zu den versammelten Gästen. Es sei wunderbar, was hier entstanden sei. «Der Ansturm heute Morgen zeigt, dass die Sammelstelle ein öffentliches Bedürfnis ist.» In Spreitenbach solle man nicht nur einkaufen, sondern eben auch entsorgen können.

Attiger hob den zentralen Standort hervor: «Die Region ist dynamisch, bald dürfen wir den ersten Teil der Limmattalbahn erleben, der zweite Teil wird an der Sammelstelle vorbeiführen.» Er habe Freude, dass die Leute so dazu motiviert würden, Ressourcen zu sparen und wiederzuverwerten. «Denn diese Sammelstelle ist kein Schrottplatz, sondern tatsächlich ein Recycling-Paradies.»

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