Zwei Generationen unterstützen sich gegenseitig

Beim Projekt «Jugendliche helfen Senioren» ist Paolo Cannova an vorderster Front dabei: Er hat den ersten Auftrag ausgeführt.

Die Idee ist simpel: Benötigt eine ältere Person aus Neuenhof Hilfe, etwa beim Rasenmähen oder Fensterputzen, kann sie diese bei den Jugendlichen aus dem Dorf holen. Jugendarbeiter Franz Kohler hat das Projekt «Jugendliche helfen Senioren» ins Leben gerufen (siehe Interview rechts). Die Limmatwelle hat Paolo Cannova, 15 Jahre alt, dunkle Haare, spitzbübisches Lächeln, beim ersten Einsatz für das Projekt begleitet.

Es ist Donnerstagabend in der Neuenhofer Webermühle. Die Sonne scheint, vor den Wohnblöcken spielen Kinder auf dem Spielplatz. Paolo Cannova ist auf dem Weg zu Horst und Doris Gross. Sie hat ein Problem am Computer, bei dem sie die Hilfe des 15-Jährigen braucht. Er sei etwas nervös, wird er später zugeben. Ist aber auch zuversichtlich, dass er Doris Gross’ Frage beantworten kann: «Ich kenne mich recht gut mit Computern aus», sagt der Jugendliche.

Konkret geht es um Folgendes: Die 57-Jährige hat verschiedene PDF-Dateien erstellt: Lebensläufe, Zeugnisse. Anstatt verschiedene Dateien zu haben, möchte sie alle Seiten in einer einzigen Datei zusammenfassen. Wie das geht, weiss sie aber nicht. Paolo soll ihr dabei helfen.

Nach der Schilderung des Problems setzt sich Paolo an den Schreibtisch. Schnell versteht er, um was es geht. Und er kann die Sache lösen: Er zeigt Doris Gross eine Internetseite, wo sie ihre einzelnen Dateien hochladen kann. Nach ein paar Klicks auf die entsprechenden Befehle fügt die Website die Dokumente zu einer einzigen Datei zusammen. Im Anschluss kann man sie herunterladen und auf dem Computer speichern.

Währenddem Paolo Doris Gross den Prozess zeigt, schreibt sie sich jeden Schritt auf. «Kann man die Datei auch noch komprimieren, sodass sie ein kleineres Format aufweist?», fragt die Neuenhoferin. Paolo denkt kurz nach und sagt: «Ich glaube nicht.» Sie spielen den Vorgang des Zusammenfügens noch einige Male durch. Dann ist Paolos Arbeit nach einer halben Stunde erledigt. «Wie viel schulde ich dir?», fragt Doris Gross. Paolo zuckt mit den Schultern: «So viel Sie wollen.» Gross zieht eine grüne Note hervor. Das ist Paolos Lohn. Er sagt: «Ich bin motiviert, älteren Menschen zu helfen.» Umsetzen würde er alles: Fenster putzen, Auto waschen, Hunde betreuen. Nur kochen, das könne er nicht so gut. Ab August besucht er die neunte Klasse in Neuenhof. Nach der obligatorischen Schulzeit würde er gerne eine Lehre als Automobilfachmann antreten.

Doris und Horst Gross haben den Altersworkshop Mitte Juni besucht, den die Gemeinde veranstaltet hat. Dort hat Jugendarbeiter Franz Kohler das Projekt «Jugendliche helfen Senioren» zusammen mit einigen Neuenhofer Jugendlichen vorgestellt. Auch Paolo war vor Ort . «Nach dem Workshop habe ich mich mit meinem PC-Problem an Herrn Kohler gewandt. Er hat die Sache dann ins Rollen gebracht», sagt Doris Gross. Die Sache mit den PDF-Dateien beschäftigte sie schon länger. Sie ist zufrieden mit Paolos Arbeit. «Wenn ich das nächste Mal wieder ein Problem mit meinem PC habe, werde ich Franz Kohler eine Mail schreiben, damit du mir wieder hilfst», sagt sie zu Paolo.

Worum geht es beim Projekt? Es ist ein Generationenprojekt, bei dem Jugendliche den Senioren im Alltag helfen. Das kann Fensterputzen, Einkaufen oder das Lösen eines PC-Problems sein.

Wie funktioniert das Angebot? Die Senioren haben eine Aufgabe, die sie Jugendlichen übertragen möchten. Sie nehmen mit mir Kontakt auf und ich leite die Anfrage weiter. Eine unserer Jugendlichen übernimmt die Koordination, weil sie die Fähigkeiten der Teens besser kennt. Sie sucht dann nach Personen, die das Angebot ausführen können.

Wie kam das Generationenprojekt zustande? Ich habe analysiert, welche Bedürfnisse in Neuenhof vorhanden sind: Was brauchen die Jugendlichen, was die Senioren? Diese Bedarfspaletten versuchen wir nun zusammenzubringen. Erstmals war dies am Altersworkshop vom 15. Juni der Fall: Dafür habe ich Jugendliche gesucht, die das Catering übernehmen und bereit sind, sich für das Projekt zu engagieren. Dort haben wir es auch erstmalig vorgestellt.

Was ist das Ziel des Projekts? Wir möchten einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, die Generationenbeziehungen neu aufleben lassen und sie verbessern.

Wer macht mit? Im Moment sind es 15 Jugendliche, Tendenz steigend. Die Einsatzbereitschaft der Jugendlichen in Neuenhof ist ausserordentlich hoch: Ich arbeite seit 37 Jahren in diesem Metier. Das habe ich noch nie erlebt.

Erhalten die Jugendlichen einen Lohn? Sie erhalten einen Beitrag, der auf Verhandlungen basiert.

Wie geht es nun weiter? Wir hoffen, dass das Angebot gut anläuft, die Jugendlichen einen guten Job machen und sich für weitere Aufgaben empfehlen. (rb)

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