«Wer Mut hat, kann mitfahren»

Zusätzlich zum über 51-jährigen Personenlift steht in der Neuenhofer Alterssiedlung Sonnmatt seit vergangener Woche auch ein Bettenlift zur Verfügung. Das ist nicht die einzige bauliche Massnahme, die sich die Stiftung wünscht.

«Was lange währt, wird immer besser», sagte Geschäftsleiter Thomas Zeller vor einer Woche mit Blick auf die Lifttür neben dem Haupteingang der Stiftung Sonnmatt. Stiftungspräsident Urs Humbel nahm eine Schere und schnitt das rote Band durch. «Wir machen jetzt einen Belastungstest, wer Mut hat, kann mitfahren», sagte Zeller lachend. Ein paar Angestellte, der Bauingenieur und der Projektleiter stiegen ein und fuhren mit ihm und dem Stiftungspräsidenten ins obere Stockwerk. Kurze Zeit später kamen sie sicher wieder im Erdgeschoss an.

Platz bietet der Lift für 26 Personen. Doppelt so viele wie der 51-jährige Personenlift, der auf der gegenüberliegenden Seite ein paar Meter weiter steht. Dieser wurde mit dem Bau der 64 Alterswohnungen im Jahr 1973 gebaut. Als 1987 die Pflegestation mit 16 Betten für die stationäre Langzeitpflege hinzukam, wollte man einen zusätzlichen Bettenlift einbauen. Aus finanziellen Gründen verzichtete man immer wieder darauf, sodass die schweren Pflegebetten über die Treppen rauf- und runtergetragen werden mussten.

Halbe Million Frankenin Bettenlift investiert

2016 bewilligte der Verein die Investition von 450000 Franken dann schliesslich doch. 2022 wurde das Baugesuch eingereicht. «Der Gemeinderat riet wegen der geplanten Neunutzung im Gebiet Härdli ab, in einen Lift zu investieren. Doch aus betrieblichen Gründen konnten wir nicht warten, bis die Planungen abgeschlossen sind», so Zeller. Zwar sei das Bettenherumtragen und Treppensteigen für die Fitness gut, nicht jedoch für den betriebswirtschaftlichen Aspekt.

Über den Bettenlift freuen sich nicht nur die Angestellten, sondern auch die Bewohnerinnen und Bewohner. Einerseits, weil die dafür notwendigen, viermonatigen Bauarbeiten beendet sind, die auch viel Lärm und Staub verursacht haben. Andererseits, weil die Bewohnenden nun auf einen zweiten Lift ausweichen und so Wartezeiten verhindern können.

Stiftung will 72 Pflegewohnungen für 100 Personen schaffen

Läuft es nach dem Willen des Geschäftsleiters und des Stiftungsrats, wird es nicht der letzte Baueingriff sein. Seit 2012 plant der 1965 gegründete Verein für Alterssiedlung Neuenhof, der Ende 2022 durch die Stiftung Sonnmatt Neuenhof abgelöst wurde, einen Annexbau. So sollten 72 zusätzliche Pflegewohnungen für 100 Personen geschaffen werden. Die Pläne dafür lägen bereits parat. Zeller zeigt auf dem Computer in seinem Büro eine Visualisierung, in der die Sonnmatt mit dem Annexbau in einem Video dargestellt wird.

Die Umsetzung ist jedoch ungewiss. Um einen solchen Erweiterungsbau realisieren zu können, braucht es einen Gestaltungs- oder zumindest einen Teilgestaltungsplan. Im Rahmen der Entwicklung des Areals Härdli erarbeitet die Gemeinde zurzeit einen Masterplan, der als Grundlage dieses Gestaltungsplans dient. Gemäss Gemeindeammann Martin Uebelhart liegt der Masterplan gegen Ende Jahr vor und ein paar Monate später auch der Gestaltungsplan. «Nach der öffentlichen Mitwirkung, der darauf folgenden öffentlichen Auflage und allfälliger Überarbeitung geht der Gestaltungsplan zur Genehmigung an den Kanton. Es ist schwer abschätzbar, bis wann er vorliegt.»

Unterversorgung bei Pflegebetten

Grundsätzlich begrüsst auch die Sonnmatt die Weiterentwicklung im Härdli. Der damalige Verein hat diesbezüglich eine Absichtserklärung unterzeichnet, in der festgelegt ist, «dass eine qualitätsvolle Entwicklung des Areals angestrebt wird, welche gleichzeitig zur Aufwertung der ganzen Gemeinde beitragen soll».

Zeller hofft, dass sich bald eine Lösung findet und er weitere Pflegeplätze schaffen kann. «Wir haben zurzeit 30 bewilligte Pflegeplätze in Neuenhof, es besteht aber ein Bedarf von 160», sagt Zeller. Deshalb müssten Neuenhofer Einwohnerinnen und Einwohner zurzeit auf Pflegeeinrichtungen in anderen Gemeinden ausweichen.

Zuversichtlich stimmt ihn, dass die Gemeinde der Stiftung eine Besitzstandsgarantie zugesichert hat. Sollte die Gemeinde das Areal für eine andere Nutzung vorsehen, muss sie der Stiftung eine adäquate Standortalternative zur Verfügung stellen. Der Stiftungsrat favorisiere den jetzigen Standort mit dem geplanten Annexbau. «Ich hoffe, dass wir zusammen etwas Gutes für die Zukunft schaffen können», so Zeller. Das hofft auch Gemeindeammann Uebelhart, auch wenn er ergebnisoffen ist, was den Prozess betrifft. «Im Laufe der Planung wird sich zeigen, ob der bisherige oder ein neuer Standort für die Sonnmatt richtig ist. Wichtig ist uns, dass im Härdli etwas entsteht, wo sich die Bevölkerung gerne aufhält.»

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