«Sichtbarkeit ist alles»

Das Büro von Franz Kohler befindet sich im Gemeindehaus neben der Schule. Während der Pausen ist der neue Schulsozialarbeiter aber im Schulhaus unterwegs. «Sichtbarkeit ist alles», begründet Franz Kohler. Er betritt das Schulhaus und wird sogleich von einer Schülerin mit Namen gegrüsst. Kohler freut sich: «Es ist wichtig, dass mich die Kinder kennen und sich getrauen, mich anzusprechen.» In seinem ersten Arbeitsmonat in Neuenhof hat er deshalb alle Klassen der Mittel- und Oberstufe einmal besucht.
Während Miriam Díe, seit 2010 Schulsozialarbeiterin in Neuenhof, vor allem für Kindergärtler und Primarschüler zuständig ist, will sich der 53-Jährige Mittel- und Oberstufenschülern widmen. Das Pensum der Schulsozialarbeit wurde am 1. Januar dieses Jahres von 80 auf 150 Prozent aufgestockt.
Als Schulsozialarbeiter sei er unter anderem mit Themen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Problemen zu Hause oder in der Klasse, Mobbinggeschichten oder Grenzüberschreitungen konfrontiert. «Ziel der Beratung ist es, einen Impuls zu geben, der zur Kehrtwende im Alltag führt.» Manchmal finde man in einem einzelnen Gespräch Lösungsansätze, ein andermal seinen mehrere Sitzungen nötig, teilweise zusammen mit Eltern oder Lehrpersonen. Bei Konzentrationsschwierigkeiten schaue er sich zuerst den Tagesablauf des Kindes an. Manchmal habe es einfache Ur-sachen wie zum Beispiel spätes Lernen, schlechte Ernährungoder stundenlanges Gamen, die zu Konzentrationsschwierigkeiten führten.
Doch nicht immer kann Kohler helfen – das hat ihn seine 30-jährige Tätigkeit im Bereich Sozialarbeit gelehrt. «Bei dieser Arbeit muss man mit Misserfolgen umgehen können.» Sein persönliches Fazit sieht trotzdem positiv aus, er konnte in verschiedensten Bereichen mitarbeiten. Während acht Jahren war er Mitglied der eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen. Zudem war er als Delegierter der Schweiz in einer Arbeitsgruppe des Europarats tätig, die sich mit alltäglicher Gewalt befasst hat. Neben dem 70-Prozent-Pensum als Neuenhofer Schulsozialarbeiter hat der in Basel wohnhafte Kohler auch eine eigene Firma, die Projektmanagement im Sozialwesen anbietet.
Vor vier Jahren hat er sich entschieden, wieder direkt mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Er war vier Jahre als Schulsozialarbeiter in Olten tätig und wechselte, nachdem das Anstellungsverhältnis in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst wurde, nach Neuenhof. Was gefällt ihm als Schulsozialarbeiter besonders gut? «Ich kann aus dem Vollen schöpfen und meine vielen Erfahrungen einbringen», begründet der Vater zweier Teenager. «Jugendliche sind unverbraucht, spontan, offen, ehrlich und dankbar. Und sie besitzen die Fähigkeit, ihre Grundhaltung noch ändern zu können.»