Gewerbler ringen um ihre Zukunft

Der Neuenhofer Gewerbeverein sucht vergeblich neue Vorstandsmitglieder. Die Zukunft des Vereins bleibt auch nach der Generalversammlung ungewiss, der Vorstand sucht Alternativen.

Vorstand: Markus Schifferle, Rita Binder, Titus Regensburger, Thierry Engel, Tim Voser und Fredy Muriset (v.l.).Melanie Bär

«Um weiterbestehen zu können, brauchen wir mindestens ein bis zwei neue Vorstandsmitglieder», sagte Gewerbepräsident Titus Regensburger vergangene Woche an der Generalversammlung und fragte in die Runde: «Gibt es irgendjemand, der bereit wäre, in den Vorstand zu kommen?»

Noch besteht der Vorstand des Gewerbevereins aus sechs Mitgliedern, die bis nächstes Jahr gewählt sind. Nach zehn Amtsjahren möchte Präsident Titus Regensburger jedoch zurücktreten. «Es ist nicht so, dass es mir keinen Spass macht, aber ich bin ausgebrannt und möchte abgeben», begründet er. Er hatte gehofft, dass Beisitzer Markus Schifferle übernimmt, aus beruflichen Gründen hat er jedoch abgesagt. Ersatz wird auch für Aktuar Tim Voser und Kassier Thierry Engel gesucht. Voser will aufgrund der Belastung durch Beruf, Studium und politische Aufgaben sein Amt mittelfristig abgeben. Engel, der nicht mehr in Neuenhof arbeitet und wohnt, möchte auf Ende 2024 zurücktreten.

Niemand will in den Vorstand

Es blieb still im Saal, kein Mitglied meldete sich fürs Vorstandsamt. Heinz Bär, Regensburgers Vorgänger als Präsident, ergriff das Wort: «Fasst euch ein Herz! Es braucht diesen Verein, es braucht euer Engagement.» Doch es nützte nichts. Auch nach Regensburgers erneuter Aufforderung, sich zu melden, blieb es still im Raum. Also stellte er Plan B von: Er bat um Erlaubnis, mit dem Handels- und Gewerbeverein (HGV) Wettingen Sondierungsgespräche zu führen.

Apotheker Mauro Santin, der sich überrumpelt fühlte, meldete sich zu Wort und bat: «Den Entscheid, im Vorstand mitzumachen, kann doch nicht innert Minuten gefällt werden. Lasst uns doch etwas Zeit. Ich bin überrascht, ich wusste nicht, dass es kriselt.» Auch Fritz Krähenbühl, Co-Präsident beim HGV, sagte, dass er es sehr schade fände, wenn der Name Neuenhof verloren ginge. Grundsätzlich sei es jedem Neuenhofer Mitglied möglich, auch in Wettingen Mitglied zu werden. «Wir wären aber auch bereit, zu helfen», sagte Krähenbühl, der auch für eine Fusion oder einen Zusammenschluss mit dem HGV offen ist. Er betonte, dass so – im Gegensatz zur Auflösung – das Vereinsvermögen nicht an den Aargauischen Gewerbeverein ginge. Anwesend war auch der Würenloser Gewerbeverein-Präsident Michael Spühler: «Es tönt jetzt vielleicht nach Krise, doch über diesen Weg nachzudenken, ist ja noch kein Beschluss. Zusammen etwas zu machen, ist immer noch besser, als gar keinen Verein mehr zu haben.» Daniel Mittner sagte, dass er bereits heute in beiden Vereinen Mitglied sei: «Wenn wir nicht genügend Vorstandsmitglieder haben, fände ich es eine gute Sache, mit Wettingen zusammenzuarbeiten.»

«Was ist überhaupt der Zweck?»

Markus Schifferle zeigte sich selbstkritisch: «Wir können euch nur zwei, drei Anlässe bieten. Ich weiss nicht, ob das reicht.» Er sieht in einem Zusammenschluss Potenzial, um wieder mehr Leben in den Verein zu bringen.

Luc Van Loon stellte eine grundsätzliche Frage: «Was ist überhaupt der Zweck des Vereins?» Für ihn seien es nicht primär Anlässe, sondern dass sich der Verein fürs Gewerbe einsetzt, damit die Rahmenbedingungen für Gewerbetreibende stimmen. «Ich sehe nicht, dass das im Moment passiert.»

Nach kurzer Diskussion gaben die Mitglieder mit einer Enthaltung die Erlaubnis, dass der Vorstand weitere Gespräche mit dem HGV führen kann. Über die Ergebnisse will er an der nächsten, möglicherweise ausserordentlichen Generalversammlung informieren. Das gab Regensburger bekannt, bevor er die GV schloss. Jedoch nicht, ohne vorher zu bemerken: «Wir warten noch bis Pfingsten. Bis dahin bleibt Zeit, falls sich doch noch jemand für den Vorstand melden oder seine Meinung platzieren will.»

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