Per Ende Oktober ist Gemeinderat Martin Kreuzmann (Mitte) zurück­getreten. Bis zur offiziellen ­Anmeldefrist am Freitag ging keine Kandidatur ein. Grund dafür scheint vor allem fehlende Zeit zu sein.

Am 26. Oktober letzten Jahres meldete die Gemeinde Killwangen, dass Martin Kreuzmann sein Amt als Gemeinderat per Ende des Monats niederlegt. Der Rücktritt hatte gesundheitliche Gründe. Kreuzmann fühlte sich im Herbst nicht fit, suchte wegen Herz-Kreislauf-Problemen den Arzt auf. «Die Ärzte legten mir klar und deutlich nahe, mein Leben zu ändern, einen Gang zurückzuschalten», sagt Kreuzmann im Januar.

Er habe gehadert, weil ihm alles, was er tat, Freude machte: seine Kaderposition bei der AEW Energie AG, sein Amt als Gemeinderat und die Aufgaben als Vater zweier Jugendlicher. «Zuerst hoffte ich, es würde reichen, als Gemeinderat einfach ein paar Aufgaben abzugeben», erinnert sich der 44-Jährige zurück. Doch er musste sich eingestehen, dass das wohl eine Illusion gewesen wäre und auch nicht viel geholfen hätte, die damals 50- bis 60-Stunden-Arbeitswoche zu reduzieren. «Denn wenn ich etwas mache, dann richtig, Nein sagen ist nicht meine Stärke», sagt er und entschied sich deshalb, das Amt ganz abzugeben. Dieser Entscheid sei ihm schwergefallen. «Ich habe die Arbeit als Gemeinderat sehr geschätzt, die Bevölkerung war immer sehr wohlwollend mir gegenüber.» Obwohl es sich auch nach bald drei Monaten manchmal noch etwas «komisch» anfühle, an Gemeindeanlässen wie beispielsweise dem Neujahrsapéro als «normaler» Bürger teilzunehmen, so sei es die richtige Entscheidung gewesen. Er geniesse die Abende ohne Termine und seine Kinder hätten ihm schon rückgemeldet, dass er viel entspannter sei.

Er hofft, dass sich jemand findet, der Zeit dafür hat, seine Nachfolge anzutreten: «Denn die Arbeit ist wirklich sehr erfüllend und ich habe sehr viele wertschätzende Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten.» Das ist auch der Grund, dass er OK-Präsident fürs Killwangner Fäscht im Juni bleibt.

Respekt, sich in der Öffentlichkeit zu exponieren

Den Zeitfaktor nennt auch der Präsident der Mitte-Ortspartei, Markus Würsch, als die grösste Herausforderung bei der Kandidatensuche. «Wir haben verschiedene Personen fürs Amt angefragt. Viele sagten aus Zeitgründen ab.» Er glaubt nicht, dass dies eine Ausrede ist. Er war von 2006 bis 2008 selbst Gemeinderat und trat neben familiären Gründen auch wegen der zeitlichen Belastung zurück. «Wenn man gut informiert sein will, braucht man Zeit für das Amt», so Würsch.

Der Respekt, sich mit einem solchen Amt zu exponieren und ins Kreuzfeuer der Öffentlichkeit zu geraten, sei ein weiterer Absagegrund, den Würsch insbesondere von Frauen immer wieder bekommt. Ihn selbst habe das Amt diesbezüglich sogar gestärkt, er habe gelernt, für sich, die eigenen Anliegen und die der Gemeinde einzustehen. «Mein Motto war, nicht auf Gerüchte zu hören, sondern die Leute zu ermutigen, direkt zu mir zu kommen und zu sagen, wenn sie ein Problem haben.» So habe er als Gemeinderat auch fürs Leben gelernt. «Und ich konnte neue Erfahrungen sammeln und lernte viele Leute kennen.»

Mittlerweile engagiert er sich noch als Mitglied der Baukommission und der Mitte-Partei, die rund 20 Mitglieder hat. Im Hinblick auf die Gesamterneuerungswahlen im 2025 will Würsch am jährlichen öffentlichen Anlass, der letztes Jahr aufgrund der Badenfahrt abgesagt wurde, Einblick in die Tätigkeiten eines Gemeinderatsmitglieds geben. «Und so hoffentlich neue Interessenten gewinnen.»

Zu wenig Vertrauen in die Selbstwirksamkeit

«Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt», haben auch die Personen geantwortet, die Heidi Fausch für eine Kandidatur angefragt hat. Die Killwangenerin war jahrelang Vorstandsmitglied der EVP Wettingen-Limmattal und ist auf der Gemeindewebsite als Kontaktperson der Partei angegeben. Familiäre Situation, kleine Kinder und berufliche Belastungen seien immer wieder als Absagegrund genannt worden.

Der Zeitpunkt stimmt auch für sie selbst nicht, allerdings aufgrund fortgeschrittenen Alters. «Mit 81 Jahren ist die Alterskommission auf jeden Fall passender», begründet sie, weshalb sie sich dort und nicht im Gemeinderat engagiert. Sie fragt sich, ob ein Hinderungsgrund Angst vor Überforderung, zu wenig Vertrauen in die Selbstwirksamkeit sei. «Für mich ist die beste Gemeinderätin nicht die, welche alles am besten weiss, sondern die, welche sich die besten Fachleute, Mitarbeiter und Ratgeber holt, die eigenen Grenzen kennt und delegieren kann.»

SVP-Ortspartei aufgelöst

«Alle fähigen Personen sind beruflich und privat sehr engagiert und ein Gemeinderatsamt ist sehr zeitintensiv», mutmasst auch Felix Schaufelberger, warum die Kandidatensuche so schwierig ist. Er war der letzte SVP-Ortsparteipräsident in Killwangen, diese hatte sich im vergangenen Sommer aufgelöst. Der Grund lag an zu wenig Mitgliedern.

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