Bundesräte waren zu Gast

Die SP Neuenhof musste nach 106 Jahren aufgeben, weil sich keine Nachfolger finden liessen. Der lang­jährige Präsident Geri Röthlisberger spricht über die Highlights.

Geri Röthlisberger erzählt aus der Zeit seines Parteipräsidiums.Irene Hung-König

Per Ende 2023 musste die SP-Sektion Neuenhof mangels fehlender Nachfolger aufgelöst werden. Präsident Geri Röthlisberger stand der Sektion während 35 Jahren als Präsident vor. «Natürlich schmerzt die Auflösung. Ich war ja auch sehr lange dabei. Wir haben einfach niemanden mehr gefunden, der weitermacht. Bei uns fehlte es nicht an Mitgliedern oder Sympathisanten, sondern an denjenigen, die etwas machen wollten», erzählt der 86-Jährige. Mit ihm als Präsidenten, Kassier Kurt Reimann sowie den Mitgliedern Hanspeter Benz und Martin Rast verblieben bis zuletzt noch vier Personen im Vorstand. Die Mitgliederentwicklung zeigt, dass nach dem 2. Weltkrieg während der Weltwirtschaftkrise die Mitgliederzahlen ein erstes Mal zunahmen. In den 1970er- und später in den 90er-Jahren verzeichnete die Partei 70 Mitglieder. Nach Aufhebung des Einwohnerrats in den 90ern kam es erneut zu Austritten. Zwischen 1990 und 2011 waren es deren 79. Die Gründe: Wegzug, mit SP nicht mehr einverstanden oder das Finanzielle: «Wir hatten weit über 100 Franken an Mitgliederbeiträgen pro Jahr verlangt. Dazu kam noch der obligatorische Solidaritätsbeitrag, da war ich dagegen, doch ich wurde überstimmt. Dieser wird nach Einkommen berechnet. Und die Jungen verdienen heute auch mehr, dann müssen die noch mehr bezahlen und kommen nicht mehr.»

«Es braucht neue Kräfte»

Was wurde alles unternommen, um mehr Leute zu gewinnen? Es wurden Zeitungen herausgegeben und Unterhaltungsangebote wie ein Zmorge am Sonntagmorgen durchgeführt. «Ich habe schon lange gedacht, es reicht jetzt», sagt Geri Röthlisberger. Es sei nicht gut, wenn jemand so lange Präsident sei, denn es brauche neue Kräfte. Geri Röthlisberger ist pensionierter Bauingenieur und arbeitete bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt im Bereich Unwetterschäden. Zur SP kam er über Kollegen. Sein Vater war SVP-Wähler.

Reden von Leuenberger und Stich

Als Highlights seiner Präsidialzeit bezeichnet er die Besuche der früheren Bundesräte Moritz Leuenberger und Otto Stich. «Das war doch was für so ein Schneckendorf», sagt er und lacht. An einer 1.-August-Feier sprach der damals schon pensionierte Alt-Bundesrat Stich und Moritz Leuenberger wurde zur Einweihungsfeier der Autobahnüberbrückung Neuenhof im 2003 eingeladen. «Ich habe ihn damals mit ‹lieber Moritz› angeschrieben. Bei der SP ist man ja Duzis auch mit den Bundesräten», sagt er und schmunzelt. Leuenbergers Sekretärin habe damals zugesagt.

Geri Röthlisberger wohnt seit 1983 in Neuenhof und gilt als Zugezogener. «Ich kam vom schlimmsten Kanton – aus Zürich.» Wir hatten das Einfamilienhaus in Neuenhof gekauft. Die Kinder fragten: «Neuenhof? Wo ist das, im Aargau?» Die Töchter wollten immer eine Zürcher Velonummer, sagt er und lacht.

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