Vertiefter Einblick in die Arbeitswelt

Fünf Jugendliche aus Wettingen haben beim LIFT-Projekt mitgemacht und sind in die Arbeitswelt eingetaucht. Sie schildern ihre Erfahrungen und empfehlen das Projekt anderen Jugendlichen.

Fit für die Arbeitswelt (v.l.) Arangan, Alessandro, Gabriel, Ladina und Medea. ihk

Das Jugendprojekt LIFT ist ein Programm auf integrativer und präventiver Basis. Der Übergang von der Schule ins Berufsleben steht dabei im Fokus. Von der Schule definierte Jugendliche werden durch das Projekt unterstützt, indem sie die Gelegenheit erhalten, mit länger dauernden Einsätzen in der Arbeitswelt frühzeitig erste Erfahrungen zu sammeln. «Es sind keine Schnupperlehren, sondern man erhält einen Einblick in die Arbeitswelt», erklärt Klassenlehrperson Nicole Wegmann. Sie unterrichtet an der Realschule Margeläcker in Wettingen. Basiswerte wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Einsatz und Motivation werden in den verschiedenen regionalen Betrieben vermittelt. Die Jugendlichen erhalten Tipps, wie die Arbeitswelt funktioniert oder wie man sich gegenüber Erwachsenen verhält. Im Gespräch mit den Jugendlichen wird klar, dass sie durch die Dauer des Projekts – während neun Wochen arbeiteten sie einmal wöchentlich im ausgewählten Betrieb – auch an Selbstbewusstsein gewonnen haben. In der Region sind das Alterszentrum St. Bernhard, Stefis Sichtbar Gmbh, Physioflex, die Kindertagestätte Erdmännli, alle aus Wettingen, sowie das Restaurant Almodo in Baden mit der Schule am Projekt beteiligt. «Es wäre schön, wenn noch mehr Betriebe mitmachen würden, sodass die Jugendlichen eine grössere Auswahl hätten», sagt Nicole Wegmann.

Brillen und Geräte geputzt

Für Alessandro (15), Arangan (14), Medea (15), Ladina (15) und Gabriel (15) hat sich die Teilnahme am Projekt gelohnt. Die Schülerinnen und Schüler der 2. Realschule im Margel- äcker sprechen alle positiv darüber, erste Einblicke in die Arbeitswelt erhalten zu haben. Gabriel und Arangan arbeiteten im Alterszentrum St. Bernhard, Medea tauchte in die Optikerwelt in «Stefis Sichtbar» ein, Ladina kümmerte sich in der Kindertagesstätte «Erdmännli» um kleinere und grössere Kinder und Alessandro arbeitete bei «Physioflex». Medea sagt: «Ich konnte mehr machen, als wenn ich schnuppern gehe. Anfangs musste ich schauen, ob alles sauber ist, nachsehen, ob alle Brillen sauber sind. Medea hat gelernt, wie man Brillen richtig putzt. Ausserdem durfte sie auch das Schaufenster dekorieren oder Brillen einpacken.» Ihr sei es auch wichtig gewesen, über längere Zeit zu arbeiten und so einen vertieften Einblick in die Arbeitswelt zu erhalten.

Arangan und Gabriel wurden im Alterszentrum in der Wäscherei, in der Küche und im Hausdienst eingesetzt. «Ich habe mich beworben, um Sackgeld zu verdienen, aber auch um die Arbeitswelt kennenzulernen», sagte Gabriel. Arangan ergänzt: «Ich wollte wissen, wie es in der Arbeitswelt ist, welche Tipps man erhalten kann. Es hat mir gefallen, dass es verschiedene Aufgaben gab.» Ladina hatte in der Kita alle Hände voll zu tun. «Es war cool, aber nicht so meins.» Und Alessandro hatte bei Physioflex unterschiedliche Jobs. Er musste die Trainingsgeräte und die Kaffeemaschine putzen, Dinge wegräumen und Eimer leeren. Auch ihm ging es darum, die Arbeitswelt kennenzulernen.

Lohn und Arbeitszeugnis

An der Schule Zentrum in Spreitenbach ist Klassenlehrer Philipp Käppeli für das LIFT-Projekt zuständig. Er sagt: «Es bringt den Schülerinnen und Schülern sehr viel, wenn sie frühzeitig positive Erfahrungen machen können in der Berufswelt. Weiter lernen sie am Wochenarbeitsplatz, was durchhalten bedeutet.» Die Jugendlichen gehen jeweils für 12 Einsätze à drei Stunden an ihren Wochenarbeitsplatz im jeweiligen Betrieb. Die ersten vier, fünf seien spannend und neu, danach komme meistens eine Phase, wo sie sich motivieren müssten, denn ihre Kolleginnen und Kollegen haben gleichzeitig frei und treffen sich vielleicht. Gegen Ende seien sie meist wieder zunehmend motiviert, da das Ende absehbar sei, so Käppeli. Nebst dem Lohn von insgesamt 180 Franken erhalten die jungen Leute auch ein Arbeitszeugnis, das sie später ihren Bewerbungen beilegen können. Die Firmen Zweifel Pomy Chips AG, McDonalds Radovic, Ochsner Sport, Elements4Kids, Alters- und Pflegeheim Senevita Lindenbaum, Alters- und Pflegeheim im Brühl, Torgen GmbH und Jaisli-Xamax, Dietikon sind involviert. Auch die Schule Würenlos macht mit fünf Betrieben mit: Beck Arnet, Gärtnerei Möckel, Centrum Garage, Peterhans Handwerkercenter und Therapiezentrum Gleis 1.

Erfahrungen von Arbeitgeber Alterszentrum St. Bernhard

Im Rahmen des LIFT-Projekts arbeitet das Alterszentrum St. Bernhard Wettingen seit Oktober 2022 mit den Jugendlichen zusammen. Marcia Nietlispach ist Leiterin Hotellerie und Geschäftsleitungsmitglied. Sie spricht positiv über das Präventionsprogramm. «Jugendliche, die Initiative zeigen und sich in der Freizeit für ihre Zukunft vorbereiten, möchten wir als St. Bernhard unterstützen. Gerade auch in der Zeit des Fachkräftemangels ist es wichtig, Zeit in die Zukunft zu investieren», sagt sie. Zugleich sei die Chance da, den Jugendlichen die praktischen Berufe näherzubringen.

Gemäss Marcia Nietlispach können die Schülerinnen und Schüler in den vier Abteilungen Küche, Service, Wäscherei und Gebäudemanagement eingesetzt werden. In Zukunft könnte Reinigung noch hinzukommen. Das St. Bernhard achtet beim Coaching darauf, dass sich die Teenager jederzeit betreut und begleitet fühlen. Zugleich würden aber auch die Selbst- und Sozialkompetenz gefördert. Die Jugendlichen bestätigen unabhängig voneinander, dass sie zu Beginn des Projekts eher scheu auftraten und mit der Zeit an Selbstbewusstsein gewannen.

Für Marcia Nietlispach ist eines wesentlich, um beim LIFT-Projekt mitmachen zu können: Motivation. Und sie lobt die Schülerinnen und Schüler: «Sie sind motiviert und zeigen Interesse, ihre ersten Berufserfahrungen zu sammeln.»

Weitere Artikel zu «Limmattal», die sie interessieren könnten

Limmattal24.04.2024

Graffito ziert die Baustellenwand

Jugendliche haben die 30 Meter lange Absperrwand einer Baustelle an der Badstrasse mit ihrem Graffito verschönert.
26 Millionen Gäste befördert
Limmattal17.04.2024

26 Millionen Gäste befördert

2023 war ein Rekordjahr für die Aargau Verkehr AG. Mit der Limmattalbahn wurden insgesamt 26 Millionen Gäste befördert.
Limmattal03.04.2024

Asylkinder leben im Wartezustand

Die Forscherin Clara Bombach hat untersucht, wie es Kindern geht, die in Asylunterkünften aufwachsen. In Baden gab und gibt sie Einblick in ihre…