Nutzungsdruck auf Gewässer nimmt zu

Die geringe Strömung auf dem Stausee zwischen Wettingen und Würenlos lädt zum Stand-up-Paddeln ein. Konflikte entstehen deswegen kaum.

Die Limmat zwischen Wettingen und Würenlos wird immer beliebter für Freizeitaktivitäten. Melanie Bär
Die Limmat zwischen Wettingen und Würenlos wird immer beliebter für Freizeitaktivitäten. Melanie Bär

«Von Wettingen bis Oetwil hat die Limmat praktisch keinen Zug. Herrlich ist, beim Inseli in Spreitenbach einen Badestopp einzulegen», sagt Karin Wild. Die Würenloser Einwohnerin war dieses Jahr immer wieder mit ihrem Stand-up-Paddel auf diesem Teil der Limmat unterwegs. Sie ist nicht die Einzige.

«Seit Corona hat es mehr Stand-up-Paddler und Gummiboot-Fahrer auf der Limmat», sagt Peter Ehrbar, Präsident des Fischerclubs Wettingen. Er sagt es ohne negativen Unterton: «Wir haben kein Problem damit.» Ähnlich tönt es beim Bootsclub Neuenhof. Präsident Bruno Mittner: «Es hat spürbar mehr Leute auf dem Wasser, aber dass es deswegen zu Problemen oder Zwischenfällen kam, ist mir nicht bekannt.» Weniger Freude an den zusätzlichen Gästen auf dem Wasser hat Konrad Wiederkehr, Präsident Natur- und Vogelschutzverein Spreitenbach-Killwangen: «Meistens halten sie sich am Rand auf, dort, wo es stört.» Es irritiere die Vögel, dass die Paddler sozusagen aus dem Nichts auftauchen, weil sie keinen Lärm verursachen. Ebenso, dass sie aufrecht daherkommen. «Dies erschreckt oder verunsichert die Vögel stark», so Wiederkehr.

Nutzungsdruck nimmt zu

Wie viele Personen sich tatsächlich auf der Limmat bewegen, ist nirgends erfasst, wie das Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) auf Anfrage schreibt: «Der Nutzungsdruck auf Gewässer nimmt zu. Allerdings können wir dies nicht beziffern. Im Vergleich zu anderen Gewässern wie beispielsweise dem Aabach am Hallwilersee erscheint die Limmat jedoch weniger attraktiv für derartige Nutzung.» Zum Glück für die Stand-up-Paddler, weil sie den Abschnitt weiterhin nutzen dürfen. Anders beispielsweise auf dem Aabach zwischen Hallwilersee und Schloss Hallwyl. Seit Juli ist dort jede Art von Schwimmkörpern verboten, nur noch Schwimmer dürfen diesen Abschnitt passieren. «Die ganzjährige Sperrung entlastet das Schutzgebiet und verbessert insbesondere den Uferschutz und die ökologische Vernetzung des Aabachs», begründet der Regierungsrat die Teilrevision der Schifffahrtsverordnung.

Kein Verbot auf der Limmat

Mit einem solchen Verbot muss gemäss dem Departement Bau, Verkehr und Umwelt auf der Limmat nicht gerechnet werden.

Gemäss Ehrbar leidet die Natur aufgrund der Aktivitäten auf dem Wasser nicht. «Das Schilfgebiet gehört zur Uferschutzzone, dort darf niemand durchfahren, auch wir Fischer nicht. Und während der Brutzeit im Februar und März sind die Leute aufgrund der Temperaturen meist sowieso noch nicht auf dem Wasser.»

«Bonita»-Insel künstlich entstanden

Beliebt ist nicht nur das Schwimmen in der Limmat, sondern auch das Verweilen entlang des Flusses. Die wohl bekannteste Badestelle im Abschnitt zwischen Wettingen und Würenlos ist die «Bonita-Insel» in Spreitenbach. Sie ist künstlich entstanden, als für die 1862 gegründete Baumwollspinnerei im Kessel ein Kanal gegraben wurde. 1949 übernahm die K. Strittmatter AG die Gebäude und produzierte dort bis 1996 Teigwaren. Bonita war eine ihrer Pastasorten, so kam die Badestelle zu ihrem Namen.

Badestelle vor dem Stauwehr

Zu mehr Freizeitverkehr durch Erholungssuchende wird der Limmatsteg führen, der in rund zwei Jahren gebaut werden soll. Die 120 Meter lange Fussgänger- und Velobrücke soll das Neuenhofer Limmat- ufer nahe des Quartiers Kirchfeld mit der gegenüberliegenden Kleingartenanlage im Raum Chlosterschür im Grenzgebiet Wettingen und Würenlos verbinden. «Eine Badestelle ist nicht geplant», sagt Guido Sutter vom Department BVU, das für den Bau des Limmatstegs verantwortlich ist.

Eine solche ist vor dem Stauwehr in Neuenhof geplant. Das Projekt soll vom Verein «Regionale 2025» im Rahmen der Projektschau realisiert werden. Der Badesteg ist zugleich eine Beobachtungsplattform und soll den Uferzugang ermöglichen. Initiantin der Idee ist die Gemeinde Wettingen, die damit den Uferzugang verbessern will. Die Abklärungen mit der Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons Aargau wurden getätigt, ein Besucherlenkungskonzept liegt vor und ein Vorprojekt wurde zur Vorprüfung beim Kanton eingereicht. Zurzeit werden Projektanpassungen gemacht.

Gegenseitiges Rücksichtnehmen

Wenig Freude an zusätzlichen Badeplätzen entlang der Limmat hat der Fischerclub. «Das bringt Verkehrs- und Abfallprobleme mit sich», begründet Ehrbar. Mittner hofft auf gegenseitige Rücksichtnahme. «Die Limmat gehört allen. Wenn gegenseitig Rücksicht genommen wird, dann funktioniert es.»

Die 41 Mitglieder des Bootsclubs dürfen zwischen der Staumauer Wettingen bis zur Zürcher Kantonsgrenze Oetwil mit 10 Stundenkilometern rauf und 20 Stundenkilometern runterfahren. Im Zürcher Teil der Limmat darf der Motor nicht mehr laufen, dieser Teil gilt als Naturschutzgebiet. Meist würden die Bootsfahrer die Geschwindigkeitslimite auf dem Wasser aber nicht ausnutzen, weil der dadurch entstehende Wellengang für andere auf dem Wasser störend sei.

Ein gutes Gleichgewicht braucht man beim Stand-up-Paddeln ohnehin. «Man muss stabil auf beiden Beinen stehen, das führt dazu, dass man ganz bei sich ist, sein eigenes Tempo finden muss», sagt Karin Wild und fügt an: «Das tut mir sehr gut, ich kann mich entspannen und kehre zufrieden heim. Einfach herrlich.»

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