Das letzte Wort

Ich reibe mir verwundert die Augen. Die grosse Tanne auf dem Platz in meiner Heimatstadt ist mit bunten Kugeln geschmückt, die städtische Beleuchtung mit den grossen Sternen installiert. Noch vor einer Woche habe ich den «Martinisommer» genossen und jetzt schlendere ich dick eingepackt mit Mütze, Schal und Handschuhen durch die Stadt. «Ja, ist denn heut’ scho Weihnachten?», sagte einst ein berühmter deutscher Fussballer in breitem Bayern-Dialekt in einem Werbespot. Heut’ noch nicht, aber am 30. November feiern wir bereits den 1. Advent.
Dass die grossen Lebensmittelhändler ihre Samichläuse, Adventskalender und Zimt-Schoggi bereits im Oktober grosszügig in ihren Regalen und Körben zum Verkauf feilhalten, daran habe ich mich gewöhnt. Dennoch kommt mir dieses Jahr alles ein wenig verfrüht vor. Woran das liegen mag? Habe ich mit zunehmendem Alter eine andere Wahrnehmung?
Klar, als die Kinder, Neffen und Nichten noch kleiner waren, begannen die Absprachen unter den Eltern auch nicht erst im November und die ausgefeilten Wunschzettel der Kinder hingen mit den ersten Werbeprospekten prominent im Kinderzimmer. Es hat wohl damit zu tun, dass die Kinder, Nichten und Neffen auch älter geworden sind, sich ihre Wünsche mehr ins Monetäre verschoben haben und es deshalb nicht mehr so viel zu organisieren gibt. Mir bleibt dafür mehr Zeit, die Vorweihnachtszeit zu geniessen. Bis es dann heisst: «Heut’ ist scho Weihnachten.»
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