Das letzte Wort

Bald werden geflüchtete Familien in die Webermühle in Neuenhof einziehen. Unterhalb der Villa Ermitage soll eine kantonale Asylunterkunft mit zwei Containerhäusern für bis zu 120 Personen errichtet werden. Es ist zudem geplant, dass in der Villa Ermitage und im Tennis-Clubhaus Schulräume entstehen, in denen Kinder unterrichtet werden (siehe Artikel auf Seite 15).
Der Einzug von geflüchteten Menschen wird, egal wo, nicht selten von Ängsten und Widerstand seitens der Bevölkerung begleitet. Nicht zu wissen, wer genau diese Leute sind, welche Intentionen sie haben und ob sie sich an die Schweizer Regeln halten, lässt viele eine Abwehrhaltung einnehmen.
Die Gefühle sind nachvollziehbar und bedauernswerterweise gibt es nicht nur positive Nachrichten im Zusammenhang mit Asylsuchenden zu berichten. Doch ich persönlich hoffe, dass diese Personen in der Webermühle ein neues Zuhause auf Zeit finden. Einen Ort, an dem sie willkommen sind.
Wie viel die Aufnahme in Not bedeuten kann, hat mir die Geschichte meiner Urgrosseltern gezeigt. Sie versteckten zwei jüdische Personen aus Österreich während des Zweiten Weltkriegs in ihrem Haus in Wettingen. Die Dankbarkeit für diese Hilfe habe ich Jahre später, als meine Urgrosseltern und die Betroffenen bereits nicht mehr lebten, immer noch zu spüren bekommen.
In Form von Briefen von «Tante Mitzi». Diese fielen mir als Kind im Büro meines Vaters in die Hände. Zu jedem Geburtstag, zu Weihnachten und Neujahr kriegte meine Familie Post aus Wien. Die Zuschriften von «Tante Mitzi» machten und machen mich heute noch stolz. Auch wenn ich meine Urgrosseltern nie kennenlernen durfte, so wurde mir beim Lesen der Briefe klar, dass sie Nächstenliebe höher gewichteten als ihre Ängste.Feedback an:
sibylle.egloff@chmedia.ch


