«DAS LETZTE WORT»

Von Sibylle Eglof, Redaktorin

Der Black Friday steht vor der Tür und mit ihm die jährliche Rabattschlacht des Detailhandels. Die Prospekte quellen bereits mit Prozent- und Rabattzahlen über. Mir ist dieser schwarze Freitag jedoch nicht so geheuer. Eine Tradition aus den USA, die Weihnachtseinkaufsaison nach Thanksgiving einzuläuten. Ein Usus, den wir und vor allem die Geschäfte mit Handkuss in unsere Agenda integrieren so wie etwa Halloween.

Ob man tatsächlich davon profitiert oder ob die Produkte insgeheim Mängel aufweisen, damit sie viel billiger über die Ladentheke gehen können, oder vielleicht tatsächlich nur den reduzierten Preis wert sind? Diese Fragen schwirren mir durch den Kopf, wenn ich die Angebote anschaue. Und oft frage ich mich auch: Brauche ich das überhaupt?

Der Black Friday ist ein psychologisches Spiel, das uns eine Art mentale Überlegenheit vorgaukelt. Ich kaufe etwas, nur damit ich mir selbst auf die Schulter klopfen kann – in der Annahme, ein Schnäppchen ergattert zu haben. Statt wie sonst über den Tisch gezogen zu werden, hat man aktiv den Detailhandel ausgetrickst. Dieses Gefühl will der Black Friday der Kundschaft vermitteln. Ich sehe da schwarz.

Und doch muss ich zugeben, dass ich dieses Jahr über meinen Schatten springen werde und es zumindest in Erwägung ziehe, mich für ausgewählte Dinge auf Schnäppchenjagd zu begeben. Ich kann es trotz meines Unbehagens niemandem verübeln. In einem Jahr, das uns so viele Mehrkosten beschert hat wie seit langem nicht. Höhere Mieten, Krankenkassenprämien, steigende Stromkosten, teurere Lebensmittel. Wer sucht da nicht nach etwas Günstigem, nach einem Vorteil, nach dem Gefühl, mal nicht den Kürzeren gezogen zu haben?

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