«Sie haben mega Freude an mega kleinen Sachen»
Mit Kinderzeichnungen im Gepäck kehrte Nina Looser von ihrer Reise aus El Salvador nach Killwangen zurück. Mit dem Erlös der daraus entstandenen Taschen unterstützt sie Kinder vor Ort.
«Diese Bestellung ist bald versandbereit», sagt Nina Looser und zeigt auf eine zusammengefaltete Baumwolltasche, die auf dem Pult im Obergeschoss ihres Elternhauses liegt. Die 21-Jährige hat sich dort eine kleine Werkstatt eingerichtet und bedruckt die Tote-Bags mit Kinderzeichnungen aus El Salvador. Sie war dabei, als die farbigen Bilder in einem Quartierzentrum in Mittelamerika entstanden.
Nach ihrem Maturabschluss an der Kantonsschule Wettingen jobbte sie, um Geld für eine mehrmonatige Reise durch Amerika zu verdienen. Im November gings dann los; die junge Frau besuchte Freunde in Chile und reiste nach Panama, Costa Rica und Guatemala weiter. «Dort entschied ich dann spontan, den Bus nach El Salvador zu nehmen und das Freizeitzentrum La Funda zu besuchen, das vom Verein ‹Mira, Mira› finanziert und von meinen Eltern schon jahrelang unterstützt wird.»
Trotz eigentlicher Demokratie herrschte im Land hohe Gewaltkriminalität und es galt als eines der gefährlichsten Länder. «Das habe ich als Kind mitbekommen und deshalb nicht damit gerechnet, dass ich dort mal hinreisen werde», sagt die Killwangenerin. Die Lage verbesserte sich erst vor rund drei Jahren, als Präsident Nayib Bukele eine harte Gangbekämpfung veranlasste. Weil das Land nun als sicherer gilt, wagte sie den Besuch und kontaktierte die Leiterin des ehemaligen Kinderheims. «Ich war eine Woche dort und habe keine gefährliche Situation erlebt. Im Gegenteil, es war eine sehr wertvolle Zeit.»
Taschen aus Kinderzeichnungen
Rund 30 bis 45 Kinder aus dem Armenviertel Paleca der Hauptstadt San Salvador besuchen das Quartierzentrum La Funda täglich, erhalten eine warme Mahlzeit, schulische Unterstützung sowie Musik- und Kunstunterricht. «Mir ist schon auf den Bildern zu Hause aufgefallen, dass sie auch künstlerisch gefördert werden. Deshalb habe ich ihnen als Geschenk Farben und Pinsel mitgebracht.» Deren Dankbarkeit dafür hat die Schweizerin beeindruckt: «Sie haben mega Freude an mega kleinen Sachen, etwa einer Umarmung, einem gemeinsamen Fussball- oder Kartenspiel oder einem Schoggiguetzli.»
Um die Kinder und das Projekt zu unterstützen, durfte sie einige der Zeichnungen mit nach Hause nehmen. Sie erstellte druckfähige Vorlagen, kaufte sich eine Maschine und druckt nun Ente, Papagei, Giraffe und sechs weitere Motive auf die Taschen. Vor dem Versand legt sie das jeweilige Foto des Kindes bei, das die Zeichnung gemacht hat. Und schliesslich bringt sie noch eine braune Etikette mit dem Produktenamen Fundita und der Unterschrift des Kindes an und legt eine Visitenkarte mit selbstgestaltetem Logo drauf. «Mein Vater hat mir viel geholfen, er ist typografischer Gestalter», sagt sie und fügt an, dass der Aufwand von der Idee bis zur Umsetzung viel Zeit und Herzblut gefordert hat.
Bald wird Nina Looser nicht mehr so viel Zeit in ihr Projekt investieren können; sie beginnt diesen Monat ein Studium an der Hotelfachschule Luzern. Ihrem Kindheitstraum, ein eigenes Café in einer Altstadt zu eröffnen, ist sie damit schon ein bisschen näher. Der zweite Wunsch, zu reisen, hat sie bereits umgesetzt. Nicht nur die Reise durch Süd- und Mittelamerika, sondern auch während ihres Austauschjahres in Indiana. «Und ich bin auch mit meinen Eltern und meinem Bruder viel gereist, soeben sind wir aus El Salvador zurückgekommen», sagt sie.
Ihr begeistertes Erzählen von ihrem Besuch im März hat die Familie überzeugt, dort gemeinsam die Sommerferien zu verbringen. Für Nina Looser eine gute Gelegenheit, die Kinder wiederzusehen und weitere Zeichnungen zu malen. Nachdem sie bereits 200 Taschen an Märkten und über soziale Kanäle verkauft hat, will sie zusätzliche Sujets anbieten und das Projekt weiterführen. Infos www.mira-mira.ch;@fundita_tinyart(Instagram und Tik Tok).