«Und plötzlich entdeckt man eine Art, die man nicht erwartet hat»

Die Kohlmeise.Babs Wiederkehr

Die Kohlmeise.Babs Wiederkehr

Der Neuntöter.Emanuel Aegerter

Der Neuntöter.Emanuel Aegerter

Emanuel Aegerter steht dem NVVW als Präsident vor. Babs Wiederkehr

Emanuel Aegerter steht dem NVVW als Präsident vor. Babs Wiederkehr

Der Eichelhäher. Babs Wiederkehr

Der Eichelhäher. Babs Wiederkehr

Den Rotmilan und alle anderen hier abgebildeten Vögel kann man in Würenlos beobachten.Babs Wiederkehr

Den Rotmilan und alle anderen hier abgebildeten Vögel kann man in Würenlos beobachten.Babs Wiederkehr

Der Kleiber.Babs Wiederkehr

Der Kleiber.Babs Wiederkehr

Der Buntspecht.Babs Wiederkehr

Der Buntspecht.Babs Wiederkehr

Die Blaumeise.Babs Wiederkehr

Die Blaumeise.Babs Wiederkehr

Während andere Vogel- und Naturschutzvereine ums Überleben kämpfen, haben die Würenloser Mitglieder kein Nachwuchsproblem. Zu verdanken ist das unter anderem der Durchführung des ornithologischen Grundkurses.

«Vögel sind ein wichtiger Bestandteil unseres Vereins, aber nicht der einzige», sagt der Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Würenlos (NVVW, Emanuel Aegerter. Das Interesse an der Vogelbeobachtung sei allerdings häufig der erste Berührungspunkt mit dem Verein. Auch bei ihm war es so: Aegerter besuchte als Jugendlicher einen ornithologischen Grundkurs. «Dort hat es mir den Ärmel reingezogen.» Für ihn habe sich eine neue Welt aufgetan: «Wenn man beginnt, die Natur zu beobachten, merkt man plötzlich, wie belebt sie ist und wie sie sich verändert.» Nach dem Kurs waren es nicht mehr einfach Vögel, sondern er konnte sie anhand des Aussehens und Gesangs unterscheiden, erkannte auf einmal Buchfink, Kohlmeise und Hausrotschwanz. «Und plötzlich entdeckt man eine neue Art, die man nicht erwartet hat.»

Ein Highlight sei es für ihn, den Neuntöter zu beobachten. Der Insektenjäger ist wegen des schwarzen Streifens am Kopf, der aussieht wie eine Augenmaske, leicht zu erkennen. «Er wartet auf der Hecke, bis er eine Heuschrecke oder ein anderes Insekt entdeckt, jagt die Beute und spiesst sie an einem dornigen Busch auf. So legt er sich einen Vorrat an.» Der Singvogel mag offene Landschaften mit niedrigen Hecken, Sträuchern und einzelnen Bäumen – im Wald ist er nicht anzutreffen. «In Würenlos gibt es mehrere Neuntöterbrutpaare. Indem wir dafür sorgen, dass auf den Feldern und extensiven Wiesen auch Dornenhecken und andere Kleinstrukturen vorhanden sind, erhalten wir seinen Lebensraum.»

Das tun die Natur- und Vogelschützer übrigens nicht nur für Vögel, sondern auch für andere Tiere. Der Verein unterhält verschiedene Lebensräume für besondere Arten. Eines der Gebiete findet sich an der nördlichen Gemeindegrenze im «Bollen». Das Feuchtgebiet im Wald ist der Lebensraum für den Glögglifrosch. Die Geburtshelferkröten sind nämlich bedroht. Solche ökologischen Infrastrukturen zu schaffen und zu pflegen, gehören wie auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Naturthemen, Artenförderungsprojekte, Kartierung von Seglern und Schwalben und die Betreuung von Nisthilfen zu den Vereinsaufgaben.

Junger Präsident

Mit rund 175 Mitgliedern hat der Verein anders als beispielsweise der Natur- und Vogelschutzverein Neuenhof kein Nachwuchsproblem. «Doch auch bei unserem Verein ist nicht immer alles rundgelaufen», weiss Aegerter. Der 1959 gegründete Verein verzeichnete in den 60er- und 70er-Jahren einen starken Anstieg, während die Mitgliederzahlen um die Jahrtausendwende rückläufig waren. «Auch bei uns gab es Zeiten, wo nicht klar war, ob und wie es weitergeht. Heute sind wir stabil, das ist meinem Vorgänger zu verdanken, der viel in den Verein investiert hat.»

Mit 28 Jahren gehört Aegerter zu der jüngeren Generation des Vereins, der gut durchmischt ist. Einen Tipp will er anderen Vereinen nicht geben: «Jeder muss für sich selbst herausfinden, was in seiner Gemeinde funktioniert. Bei uns kommen die Grundkurse gut an, so wecken wir Lust an der Naturbeobachtung.» Ein solcher Kurs startet im Februar. Bis im Juni lernen die Teilnehmenden an je sechs Theorieabenden und Exkursionen nicht nur die häufigsten Vögel der Region kennen, sondern auch, welche Vogelgruppen vom Aussterben bedroht sind. «Das sind vor allem Feldvögel. Weil sich die Landnutzung verändert hat, ist ihr Lebensraum bedroht.» Als Beispiel nennt er die Feldlerche, die offene Flächen ohne Bäume mag und am Boden brütet. Weil aufgrund der veränderten Vegetation öfters und früher gemäht wird, findet sie immer weniger Brutplätze und der Bestand nimmt ab. Ein anderes Beispiel ist der Gartenrotschwanz, der gerne in Hochstamm-Obstgärten lebt. Weil die Dörfer wuchsen und diese Obstgärten immer mehr verschwanden, verlor auch er seinen Lebensraum. «In den 80er-Jahren gab es im Kanton Aargau noch über 500 Brutpaare, heute sind es nur noch ein paar wenige, in Würenlos gibt es gar keine mehr.»

Im Unterschied zum Gartenrotschwanz können sich andere gefährdete Arten in Würenlos dank gezielter Fördermassnahmen halten. Kürzlich bauten die Mitglieder eine grosse Sandschüttung für die Uferschwalbe. Die Schwalben nutzen die neue «Sandburg», um darin ihre Bruthöhlen zu graben. «Es ist wirklich eindrücklich, wie rasch der neue Brutplatz angenommen wurde», freut sich Aegerter.

Füttern ist nicht nötig

Katzen sieht Aegerter hingegen nur punktuell als Bedrohung. «Innerhalb der Siedlung erbeuten Katzen vorwiegend häufige Arten. Betroffen sind aber auch Kleinsäuger und Reptilien. Ohne Katzen würden sie wohl zahlreicher in den Quartieren auftreten. Wichtig ist deshalb, dass es ausreichend Kleintier-Lebensräume mit Versteckmöglichkeiten in den Gärten gibt.»

Wie sinnvoll ist es, im Winter Vogelfutter bereitzustellen? «Grundsätzlich ist es nicht nötig. Insbesondere in milden Wintern überstehen Vögel den Winter gut auch ohne diese Fütterung. Allerdings schadet es auch nicht, wenn man sich an die Regeln hält», so Aegerter. Dazu gehört, den Futterplatz sauber zu halten und nicht Resten, sondern für Vögel vorgesehenes Futter anzubieten, das in Läden gekauft werden kann. Wer Vögel füttert, bekommt jedoch mehr Besuch von ihnen. Und wer dann noch erkennt, welcher Gast einem gerade die Ehre erwies, dem tun sich neue Welten auf, findet der Vereinspräsident. «Für mich ist es ein guter Ausgleich zur Büroarbeit», sagt Emanuel Aegerter, der im Alltag als Jurist arbeitet. Ornithologischer Grundkurs in Würenlos ab 25. Februar bis 25. Juni. Infos und Anmeldung unter nvvw.birdlife.ch/grundkurs

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