Schneller eine Lösung gefunden als erwartet

Im Oktober löst ein neues Angebot den bisherigen Mittagstisch ab und beendet den Mangel an Betreuungsplätzen. Wie es dazu kam und wo man in Würenlos sein Kind betreuen lassen kann, sagen die Gemeinderätin und die Betreiber der Angebote.
Ab Oktober übernimmt die «K&F KiTS GmbH» den Mittagstisch und bietet Tagesstrukturen an. Was wird anders? Raphael Wildi, Geschäftsführer «K&F KiTS GmbH»: Das Betreuungsangebot wird ausgebaut und ist modular. Eltern können ihr Kind zusätzlich zum Mittag auch vor Unterrichtsbeginn ab frühestens 6.30 Uhr oder danach bis maximal 18 Uhr betreuen lassen. Die Tagesstruktur findet an allen Tagen statt und soll den Schulbetrieb ergänzen.
Barbara Gerster Rytz, Gemeinderätin, Ressort Bildung: Auf Wunsch von Eltern hat die Schule in Zusammenarbeit mit uns und der «Elternmitwirkung» vor rund zehn Jahren einen Mittagstisch aufgebaut. Die Kinderzahl hat sich innerhalb der 10 Jahre auf fast 50 Kinder verdoppelt. Wir fanden kein Personal, um den Mittagstisch auszubauen. Das macht nun die «K&F KiTS GmbH», die den Betrieb ab Oktober übernimmt. An der Finanzierung ändert sich nichts, die Gemeinde beteiligt sich je nach Einkommen der Eltern an den Betreuungskosten. Die Subjektfinanzierung erfolgt aufgrund des Elternbeitragsreglements, das vor zwei Jahren revidiert wurde. Letztes Jahr hat die Gemeinde Würenlos für die gesamte familienergänzende Kinderbetreuung 311988 Franken ausgegeben.
Welche Betreuungsangebote gibt es in der «KinderOase»? Barbara Cook, Geschäftsleiterin «KinderOase»: Bei der Gründung vor 26 Jahren wurden vor allem Kleinkinder und Kindergartenkinder betreut. Im Jahr 2011/2012 ging der Verein Familienhaus bankrott und wir übernahmen das Gebäude am Rössliweg und betreuten Kinder bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres. 2023 haben wir unser Konzept umgestellt und richten unseren Fokus seither stark auf die Pädagogik Maria Montessoris. Dies führte dazu, dass das Setting im Hort für die älteren Kinder ab der dritten Klasse nicht mehr attraktiv war. Zudem blockierten die Mittagstischkinder die Plätze für jüngere, die einen halben oder ganzen Tag hier sein wollten und nicht wie die Schulkinder nur über Mittag.
Bietet die «KinderOase» neben der Halb- oder Ganztagsbetreuung für Kinder im Vorschulalter trotzdem weiterhin Mittagstischplätze an? Cook: Ja, am Mittwoch und Freitag. Und da hat es auch noch freie Plätze. Die Mittagstischplätze am Montag, Dienstag und Donnerstag haben wir aufgelöst, um mehr Tagesplätze zur Verfügung zu haben.
Sind Sie froh um das zusätzliche Angebot der «K&F KiTS GmbH»? Cook: Ja. Trotzdem hätten wir uns gewünscht, dass die Gemeinde uns über das Angebot vorinformiert hätte.
Warum? Cook: Im November 2024 stiessen wir an unsere Kapazitätsgrenzen und machten einen Aufnahmestopp für Babys und Schulkinder. Gleichzeitig suchte ich danach ein Dreivierteljahr lang händeringend neues Personal, um mehr Plätze anbieten zu können. Hätte ich gewusst, dass es ab Sommer ein neues Betreuungsangebot gibt, hätte ich keine Verträge mit neuen Mitarbeitenden gemacht.
Haben Sie Bedenken, dass von Ihren Kindern einige zum neuen Tagesstrukturangebot wechseln? Cook: Jein. Klar macht es ein Stück weit Angst, weil wir ein grosses Kontingent bedienen und viel Personal beschäftigen. Einige Eltern werden wechseln. Nicht weil sie mit uns nicht zufrieden sind, sondern weil das neue Angebot eben ein modulares System ist, das von vielen Eltern gewünscht wird und wir durch unsere Struktur nicht anbieten konnten. Wie erwähnt, wir sind froh, dass es ein weiteres Angebot gibt. Nur die Tatsache, dass wir erst einen Tag vor der Öffentlichkeit davon erfahren haben, hat uns getroffen. Wir haben damit gerechnet, dass in den nächsten vier bis fünf Jahren nichts kommt.
Wieso ging es so schnell? Gerster Rytz: Weil die «KinderOase» aus Kapazitätsgründen Eltern abweisen musste, kamen immer wieder wütende oder weinende Mütter zur Gemeinde, die keinen Betreuungsplatz für ihr Baby fanden. Die Gemeinde ist verpflichtet, ein Angebot bereitzustellen, und der Gemeinderat war aufgrund des grossen ausgewiesenen Bedarfs in Zugzwang. Wir suchten eine Lösung, damit sich die «KinderOase» wieder auf die Betreuung der Kleinkinder konzentrieren kann. Im Januar machten wir eine Umfrage , um den Bedarf an familien- und schulergänzenden Kinderbetreuungsangeboten zu eruieren. Der Fragebogen wurde im Januar an 850 Haushaltungen in Würenlos verschickt. Aus den 314 Antworten zeigte sich, dass ein Wunsch am Ausbau der Tagesstrukturen besteht. Wir suchten das Gespräch mit Herrn Wildi von der «K&F KiTS GmbH», haben uns etwa dreimal getroffen und uns dann für diese Lösung entschieden. Wir sind froh, wie schnell wir eine Lösung fanden, und selbst ein bisschen überrascht. Wir konnten nicht informieren, bevor der Gemeinderat entschieden hatte. Wir haben Frau Cook als Erste direkt am Morgen nach dem Gemeinderatsentscheid informiert.
Wäre die «KinderOase» auch interessiert gewesen, den Mittagstisch auszubauen? Cook: Im Dezember 2023 fand ein Gespräch mit zwei Vertretern der Gemeinde über die Inhalte der Leistungsvereinbarung statt. Bei diesem Gespräch wurde das Thema kurz angeschnitten und wir haben uns auf Grund der finanziellen Risiken, des schwer zu findenden Personals und der fehlenden Räumlichkeiten nicht herangewagt.
Lohnt es sich für die «K&F KiTS GmbH»? Wildi: Wir haben uns auf Tagesstrukturen spezialisiert und bieten sie in 12 Gemeinden an. Das hat gerade bei Personalverschiebungen und -gewinnung Vorteile. Zusätzlich haben wir eine effiziente Organisation in der Administration, was sich finanziell positiv auswirkt. Man kennt unsere Trägerschaft. Vielleicht gelingt es uns deshalb einfacher, Personal zu finden. Ich habe mit Frau Cook auch schon über eine Zusammenarbeit gesprochen. Ich bin froh, dass es die «KinderOase» gibt, sie macht einen guten Job. Die Eltern der Kinder, die nach der Kita zu uns kommen, schätzen die Qualität, das macht uns die Arbeit einfacher. Wir sehen uns auch nicht als Konkurrenz, weil wir ein Angebot für die Älteren und die «KinderOase» für die Jüngeren bietet.
Die Bedarfsabklärung wurde von der «K&F Fachstelle Kinder & Familien» gemacht, einer Partnerfirma der «K&F KiTS GmbH». Ist das nicht Bevorteilung? Wildi: Wenn man es von aussen sieht, kann man es in Frage stellen. Doch es sind zwei Firmen. Ich bin der Einzige, der in beiden Firmen arbeitet, und werde nur bei Bedarf oder Wunsch der Kunden bei Beratungen beigezogen. Ansonsten bin ich im Hintergrund tätig, führe die Firmen auf betriebswirtschaftlicher Ebene. Wir trennen die Firmen strikt voneinander.
Haben Sie auch von anderen Anbietern Offerten eingeholt? Gerster Rytz: Wir haben keine andere Offerte eingeholt, weil Tarif und Qualität der «K&F KiTS GmbH» gepasst haben. Unsere Arbeitsgruppe hat zwar andere Anbieter angeschaut. Sie kamen jedoch nicht infrage, weil wir einen Anbieter suchten, der in der Region etabliert ist und nicht aus Zürich stammt, weil dort eine andere Gesetzgebung gilt. Ich würde es wieder so machen.
Theoretisch ist es möglich, dass sich in Würenlos weitere Firmen mit Betreuungsangeboten ansiedeln. Inwiefern kann die Gemeinde mitreden? Gerster Rytz: Es besteht ein freier Markt, die Gemeinde ist lediglich Aufsichtsbehörde und kontrolliert, ob die Qualitätsrichtlinien und das Konzept eingehalten werden. Mit der «KinderOase» und der «K&F KiTS GmbH» hat die Gemeinde eine Leistungsvereinbarung. Weil wir eine Subjektfinanzierung haben, bezahlen wir aufgrund des Einkommens einen Teil der Betreuungskosten, unabhängig davon, wo Eltern ihr Kind betreuen lassen.