«Es geht viel um Haltung»

Die Stiftung Klösterli Wettingen ist ein Kinderheim, das viel Wert auf die Zusammenarbeit mit den Eltern legt.

Stiftungsratspräsidentin Miriam Cortis und Anita Guggisberg, die neue Geschäftsführerin des Klösterli (v. l.) crb

Stiftungsratspräsidentin Miriam Cortis und Anita Guggisberg, die neue Geschäftsführerin des Klösterli (v. l.) crb

Das Klösterli Wettingen befindet sich in der Höhe und verfügt über viel Umschwung zum Austoben.

Das Klösterli Wettingen befindet sich in der Höhe und verfügt über viel Umschwung zum Austoben.

Heimkinder sind schwierige Kinder. Eine Ansicht, die auch heute noch viele teilen. Doch was ist ein sogenanntes «schwieriges» Kind und kommen wirklich nur solche Kinder in ein Heim? Miriam Cortis, Präsidentin des Stiftungsrats vom Kinderheim Klösterli Wettingen, nennt die Kinder «verhaltensoriginell», da sie ihre Emotionen auf verschiedene Art und Weise ausdrücken. Einige verschliessen sich und andere müssen die Wut rauslassen. «Schwierige Kinder gibt es nicht, sondern nur schwierige familiäre Verhältnisse», sagt sie. Denn meistens haben diese Kinder etwas erlebt, das zu viel für sie war. Aber auch Kinder, die sich nicht «originell» verhalten, können in ein Heim kommen. So zum Beispiel, wenn es zu Erkrankungen einzelner Elternteile kommt. «Deshalb ist es ganz wichtig, mit den Eltern zusammenzuarbeiten», so Anita Guggisberg, die neue Geschäftsführerin des Klösterli Wettingen. Das Thema ist eine Herzensangelegenheit für die beiden. Sie erleben viel Erschöpfung, Hilflosigkeit und zu hohe Erwartungen an sich selbst, bei den Eltern: «Das Aufwachsen und Erziehen ist sehr schwierig geworden. Die Komplexität des Lebens hat zugenommen, dem Konsum wird ein hoher Stellenwert zugeteilt und die Eltern haben nicht mehr so viel Zeit für ihre Kinder», so Cortis.

Vielen der Kinder fehle es auch an Regeln und Strukturen. Gerade was den Konsum angeht, wollen die Pädagoginnen als Vorbild vorangehen. «Es geht im Leben viel um Haltung», sind sie sich einig. Einige Regeln führen dann natürlich auch zu Diskussionen mit einzelnen Kindern, ganz so wie in jedem Zuhause auch. «Doch hier können wir uns dafür Zeit nehmen. Zu Hause ist ein Elternteil vielleicht schneller genervt und hat noch etwas zu tun. Wir können die Diskussion hier fortführen und das Kind fühlt sich ernst genommen, was wichtig für die Entwicklung ist», erklärt Guggisberg. Aber auch die Betreuer und Betreuerinnen kommen manchmal an den Anschlag, sagt sie und lächelt. Es brauche eben auch von der professionellen Seite her eine grosse Bereitschaft für den Beruf und vor allem müsse das Herz am richtigen Fleck sein.

Was die Zukunft bringen soll

Heute sei das Wissen schon sehr viel fortgeschrittener als noch vor 20 Jahren. Doch Cortis wünscht sich vor allem in den Bereichen Traumata und Depressionen mehr Wissen und Spezialisierungen. «Depressionen betreffen zunehmend Kinder und Jugendliche», erklärt die Präsidentin des Stiftungsrats. Leider gebe es aber eine dramatische Unterversorgung an Therapieplätzen. So müssen die Kinder zum Teil über sechs Monate lang auf einen Platz warten.

Ähnlich sieht es bei den Pflegefamilien aus. «Dort besteht tatsächlich ein grosser Mangel, der wahrscheinlich nicht einfach zu beheben sein wird», ist sich Cortis bewusst.

Allgemein fehle es an Ressourcen. Die öffentliche Hand bezahle einen grossen Teil der Platzierung, nichtsdestotrotz freue sich das Klösterli Wettingen über Spenden wie Velos für die Kinder, die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen oder einen Sportkurs zu besuchen. Weitere Informationen: www.kloesterli-wettingen.ch.

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