Lehrerin: «Ich stehe gerne vor der Klasse»
Christine Stäger ist Klassenlehrerin einer ersten Sekundarklasse im Schulhaus Glattler. Die dreifache Mutter erzählt, wie sie die Herausforderung Homeschooling meistert.

«Mir fehlen die Schülerinnen und Schüler sehr», sagt Christine Stäger. Sie unterrichtet an der Sekundarschule Spreitenbach im Schulhaus Glattler und ist zusammen mit ihrer Stellenpartnerin Stephanie Faye Klassenlehrerin einer ersten Sekundarklasse. «Ich stehe sehr gerne vor der Klasse. Das geniesse ich an meinem Beruf», erzählt die 46-Jährige.
Nun ist sie halt mit den Schülern per SMS, Telefon, E-Mail, mit Klapp oder Teams und wie die verschiedenen Unterrichts- und schulischen Kommunikationsplattformen alle heissen in Kontakt. Der Arbeitsplan bis zu den Frühlingsferien war schwerpunktmässig auf die Fächer Mathematik, Deutsch, Französisch und Englisch ausgerichtet. «Ich habe aber auch Aufgaben erteilt, die das Familienleben bereichern oder erleichtern sollten, wie etwa das WC putzen oder ein Gericht für die ganze Familie kochen», sagt Stäger.
Trotzdem in Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern
Sie ist selbst Mutter von drei schulpflichtigen Kindern. «An eineinhalb Tagen in der Woche übernimmt mein Mann zuhause den Job mit den eigenen Kindern.» Dann könne sie nach Spreitenbach fahren und in der Schule ungestört Aufträge erarbeiten und sich bei den Schülern melden. «Wir hören uns pro Woche sicher ein- bis zweimal.
Ihnen geht es allen recht gut», erzählt Stäger. Dass sie die Arbeitszeit frei einteilen können, geniessen die Schüler – und natürlich das Ausschlafen. Das sei einer der Vorteile, sagt Stäger, dass die Jugendlichen nun nicht so früh mit dem Arbeiten beginnen müssen. «Man weiss ja, dass das frühe Aufstehen überhaupt nicht dem Biorhythmus von Teenagern entspricht.» Ein weiterer indirekter Vorteil: Auch die Schüler vermissen den Unterricht, wie sie ihrer Lehrerin verraten haben. Es kann also gut sein, dass nach dieser speziellen Zeit des Homeschoolings die Kinder viel motivierter zur Schule gehen.
Das Hoffen auf normalen Schulunterricht
«Ich glaube, die Schülerinnen und Schüler werden den Klassenverband noch mehr schätzen. Und die Eltern sehen nun, was es braucht, die Kinder zu motivieren. Auch das wird wohl noch etwas nachhallen», sagt Stäger. Jeweils am Ende jeder Woche schreibt sie den Eltern einen Brief, bedankt sich bei ihnen, dass sie mitarbeiten und sich Zeit für ihre Kinder nehmen. «Einige haben zurückgeschrieben», sagt Stäger. Sie spüre bei den Eltern keine Panik, auch wenn die Situation für sie ebenfalls eine Herausforderung sei.
Wie es nach den Ferien mit dem Unterricht weitergeht, weiss Stäger noch nicht genau. Die Schulen und Lehrpersonen werden jeweils gleichzeitig wie die Öffentlichkeit vom Bund oder vom Kanton informiert. Fest steht, nach den Frühlingsferien muss den Schülern neues Material vermittelt und nicht bloss der bereits erarbeitete Stoff gefestigt werden. Auch wenn Stäger hofft, dass nach den Ferien bald wieder normaler Unterricht stattfinden kann, so bereitet sie sich – wie die Schulen insgesamt – auf den Fall vor, via Fernunterricht den Schülern neuen Stoff zu vermitteln. «Wir müssen uns alle den neuen Medien öffnen. Ich mache da momentan sehr viele Erfahrungen. Für mich ist das wie eine Schulung», sagt Stäger und ist überzeugt, die Nutzung der neuen Medien könne sie auch später brauchen. Trotzdem, hat die Klassenlehrerin denn keine Angst, dass bei den Schülern Rückstände entstehen? «Wir wissen ja noch nicht, wie lange es geht. Aber im Moment ist es einfach wichtig, dass die Kinder eine Struktur haben. Und die muss nicht morgens um halb sieben beginnen. Wichtig ist, dass die Kinder lesen, rechnen, schreiben und dass die Fremdsprachen gefestigt werden. Und was alle Kinder momentan lernen, ist, sich selbst zu motivieren. Ich habe keine Angst, dass da Rückstände entstehen.»