Keine Bäumchen- und Reh-Mörder

Beim diesjährigen Waldumgang - informierten - Mitarbeiter des Forst- und des Jagdreviers Heitersberg über ihre dem Laien oft nicht immer - ersichtliche Arbeit.

Junge Bäumchen werden mit Netzen vor Rehen geschützt: Ekaitz Garcia, Lernender Forstwart im 1. Lehrjahr, zeigt, wies geht. Die Jäger hatten spannende Tierpräparate mitgebracht. Fotos: ska

Junge Bäumchen werden mit Netzen vor Rehen geschützt: Ekaitz Garcia, Lernender Forstwart im 1. Lehrjahr, zeigt, wies geht. Die Jäger hatten spannende Tierpräparate mitgebracht. Fotos: ska

Trotz einiger Regentropfen fanden sich am Samstagnachmittag über 75 Personen zum traditionellen Waldumgang ein. «Der Kassensturz ist heute nicht mit dabei», meinte Gemeindepräsident Valentin Schmid mit einem Augenzwinkern. Er war zum ersten Mal seit Amtsantritt beim Waldumgang mit dabei. «Den Witz hast du mir jetzt geklaut», übernahm Revierförster Peter Muntwyler und präsentierte den Interessierten – unter ihnen auch wieder viele Kinder – erste Infos zum Thema «Jagd». «Viele denken, dass die Förster auch für die Jagd zuständig sind. In der Schweiz ist das aber getrennt», erklärte Muntwyler. Aufgrund dieser Trennung komme es auch manchmal zu Konflikten zwischen den beiden Parteien. Man versuche aber stets, zusammenzuarbeiten. «Die Be-völkerung sieht im Jäger oft nur den Reh-Mörder und im Förster den Bäumchen-Mörder», witzelte Muntwyler: «Dabei machen beide nur ihren Job.»

Dann ging es an den ersten, steilen Aufstieg in den Spreitenbacher Wald, wo schon Jagd-Obmann Markus Häller auf die grosse Gruppe wartete. Die Jagdgesellschaft Heitersberg umfasst die fünf Reviere Spreitenbach, Killwangen, Bergdietikon, Bellikon und Remetschwil und wird von 16 Pächtern betreut. Die Jagdgesellschaft ist ein geschlossener Verein, d.h. grösser als 16 Personen kann er nicht sein. Der Verein pachtet die Reviere vom Kanton und muss sich an dessen äusserst strenge Vorschriften halten, welche Tiere er schiessen darf. Alle zwei Jahre führen Forst- und Jagdrevier Wildzählungen durch – die Abschusszahlen richten sich danach. Aktuell leben im ganzen Wald rund 230 bis 250 Rehe, wovon 110 streng nach Plan geschossen werden. «Wenn sich ein Jäger nicht daran hält, dann wirds teuer», erklärte Häller.

Die Jäger sorgen nicht nur dafür, dass die Wildpopulation im Wald nicht zu hoch wird, sie kommen auch bei verletzten und kranken Tieren oder bei Unfällen zum Einsatz. Wer ein Tier mit dem Auto anfährt, soll sich bei der Polizei melden, die den Jagdaufseher vorbeischickt. Nur dieser kann dem Fahrer das benötigte Formular aushändigen, damit die Versicherung allfällige Blechschäden übernimmt.

Während eine Hälfte der Gruppe den Ausführungen der Jäger lauschte, konnte die andere Hälfte den Förstern bei der Arbeit zusehen. Ekaitz Garcia, Lernender Forstwart im 1. Lehrjahr, demonstrierte, wie das Forstrevier Jungpflanzen vor hungrigen Rehen schützt. Mithilfe der anwesenden Kinder pflanzte er einen Nadel- und einen Laubbaum und befestigte die entsprechenden Röhren und Gitter um die Jungpflanzen. Diese bauen sich innerhalb von sechs bis zehn Jahren von selbst ab, sodass die Förster nicht mehr wie früher nach einigen Jahren die früher üblichen Drahtgitter entfernen gehen müssen.

«Wir pflanzen nur dort an, wo die Naturverjüngung nicht selber nachkommt, oder wenn wir spezielle Pflanzen möchten», erklärte Garcia. Die Verjüngung des Waldes ist die Grundlage dafür, dass jedes Jahr genug Holz im richtigen Alter – rund 100 Jahre – geerntet werden kann. Die gerodeten Flecken lösten bei der Bevölkerung oft Entrüstung aus, wusste Muntwyler. Jedes Jahr werde aber nur ein Prozent der Gesamt-Waldfläche gefällt und verjüngt – was dann aber doch einer Fläche von zehn Fussballfeldern entspricht. Damit die jungen Bäume wachsen können, sind die Förster froh um die Jäger, die in den Gebieten mit Jungbäumen einen gewissen Jagddruck ausüben. «Die Jagd ist kein Hobby, sondern ein gesetzlicher Auftrag», bestätigte auch Häller, bevor sich alle den von der Ortsbürgergemeinde offerierten Zvieri schmecken liessen.

 

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