«Ich ziehe damit die Konsequenzen»

Sie haben aufgrund verschiedener verbaler Drohungen gegen Sie und Ihre Familie den Rücktritt als Gemeindeammann per Ende Februar 2012 bekannt gegeben. Was ist passiert? Josef Bütler: Ich äusserte mich in einem Interview, das im August im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt in Pfäffikon im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde, positiv über die Gemeinde Spreitenbach. Ich habe dabei erwähnt, dass der hohe Ausländeranteil zwar nicht nur Freude bringe, in der Schule aber eine gute Integration herrsche und man sich in Spreitenbach in erster Linie als Spreitenbacher fühle. Meine Aussagen scheinen einigen Personen missfallen zu haben. Seit diesem Medienauftritt bekamen meine Familie und ich vermehrt bedrohende Telefonanrufe, denen jeglicher Anstand fehlte. Diese Personen leben aber nicht in Spreitenbach. Der Druck gegen meine Familie und ihre Verunsicherung und Angst wurde so stark, dass ich mich entschieden habe, Konsequenzen zu ziehen und mein Amt niederzulegen. Ich bin in erster Linie Ehemann und Vater. Ich will meine Familie schützen, ich bin es ihr schuldig.
Wissen Sie, wer hinter den Anrufen steht? Nein. Einer der anonymen Anrufer bezeichnete sich als auswärtiger Eidgenosse.
Haben Sie polizeiliche Schritte eingeleitet? Nein. Das wäre für meine Familie eine weitere Belastung, die ich nicht eingehen will.
Haben Sie nicht Angst, dass die Täter damit ihr Ziel erreicht haben? Ich weiss es nicht. Es geht mir nicht um Sieg und Niederlage, sondern darum, meine Verantwortung meiner Familie gegenüber wahrzunehmen.
Wie fühlen Sie sich jetzt? Ohnmächtig, leer und frustriert. Ich bin gerne Politiker und habe das Amt des Gemeindeammanns wirklich gerne ausgeübt. Dieses niederzulegen, ist eine meiner schwierigsten Entscheidungen, die ich je treffen musste.
Was sind die Reaktionen aus dem politischen und privaten Umfeld auf Ihren Rücktritt? Meine Mailbox quillt über mit Reaktionen von Leuten, die ebenfalls ihren Frust zu den Vorfällen äussern.
Ziehen Sie sich ganz aus der Politik zurück? Nein, dafür ist mein Interesse und meine Freude zu gross. Zudem habe ich wertvolle Erfahrungen in der Politik gesammelt. Wie meine politische Zukunft aussehen wird, weiss ich nicht. Ebenso wenig, wie meine berufliche Zukunft ab 1. März aussieht.
Rücktrittsschreiben, Parteimitteilung, Leserbriefe Seite 18/19.