Grosseinsatz in der Industrie
Daniel Wiederkehr, Kommandant der Feuerwehr Spreitenbach-Killwangen, leitet den Grossbrandeinsatz im Industriegebiet.
Das Feuer, das am Sonntagnachmittag in einem Lagergebäude in Spreitenbach ausbrach, führte zu einem Grosseinsatz von Feuerwehrleuten aus Spreitenbach-Killwangen, Neuenhof, Wettingen, Baden, Würenlos, Brugg, Dietikon und der Ems Chemie aus Dottikon. Sieben Personen erlitten Rauchvergiftungen. Gemäss Meldung der Kantonspolizei ist nicht klar, in welchem Gebäudeteil im Industriequartier der Brand ausbrach. Ebenso sind die Ursache und der Sachschaden noch ungeklärt. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
Es ist Montagnachmittag und der Ausbruch des Grossbrands im Spreitenbacher Industriegebiet ist mittlerweile 24 Stunden her. Sie sind noch immer im Einsatz – hatten Sie mal eine Pause? Daniel Wiederkehr, Kommandant Feuerwehr Spreitenbach-Killwangen: Ja, ich war vorher zu Hause und habe zwei Stunden geschlafen.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als der Alarm am Sonntagnachmittag losging? Als ich die Rauchwolke sah, stieg das Adrenalin. Einen solchen Grosseinsatz habe ich noch nie erlebt, das kommt bei uns etwa alle 10 bis 15 Jahre vor. Ich bin seit Anfang 2021 Kommandant der Feuerwehr Spreitenbach-Killwangen und habe diesen Grosseinsatz als Gesamteinsatzleiter koordiniert. Es war herausfordernd und ich war froh um die Unterstützung der Nachbarfeuerwehren.
Was war die Herausforderung? Der erste Stein fiel mir vom Herzen, als wir merkten, dass keine Personen gefährdet sind. Die Leute, die sich in den benachbarten Gebäuden aufhielten, verliessen diese selbstständig, sodass wir nicht aktiv Personen retten mussten. Eine Herausforderung waren Brandgrösse, Temperatur und die diversen Nebeneinsatzplätze wie Autobahn, Rangierbahnhof und der Aschenregen.
Wie haben Sie den Überblick behalten? Ein Chaos gibt es am Anfang sowieso. Ich habe die Schadenplätze in verschiedene Abschnitte aufgeteilt und dort Feuerwehrleute eingesetzt. Die quadratische Halle, die brannte, war nicht mehr zu retten. Mein Ziel war, dass das Feuer nicht auf die Nachbarhallen übergreift und ein Teil der Lagerhallen erhalten bleibt. Das Übergreifen auf drei weitere Nachbargebäude konnte nicht verhindert werden. Auch in der Nähe abgestellte Fahrzeuge brannten komplett aus. Jetzt, nach 24 Stunden Einsatz, sind wir immer noch mit dem Löschen von diversen Glutnestern beschäftigt. Mit einem Bagger werden eingestürzte Hausteile weggeräumt, damit wir Zugang zur Glut haben. Vermutlich wird es noch einige Tage dauern, bis alles unter Kontrolle ist.
Gemäss Aussagen der Kantonspolizei Aargau ist das Feuer in einer Lagerhalle ausgebrochen, in der diverse Materialien lagerten, unter anderem auch Bitumen, ein Material, das im Strassenbau verwendet wird. Erklärt das den starken Rauch, der kilometerweit zu sehen war? Ja, deshalb roch es auch intensiv. Von den Feuerwehrleuten erlitt jedoch niemand eine Rauchvergiftung, sondern sieben Leute, die im danebenstehenden Restaurant sassen, vier davon mussten deshalb ins Spital.
Was ist ihr Fazit nach 24 Stunden Einsatz? Die Zusammenarbeit mit den Nachbarfeuerwehren aus den Kantonen Aargau und Zürich hat sehr gut funktioniert. Auch mit den Spezialisten der Chemiewehr. Der grandiose Einsatz der über 200 Feuerwehrleute hat zum guten Gelingen der Löschung beigetragen.
Wird die Feuerwehr noch lange mit Aufräumen beschäftigt sein? Die Russrückstände haben sich bis zum Heitersberg und Richtung Dietikon und Stetten verteilt. Es werden wohl noch einige Kohlestücke herumliegen. Für die dadurch verursachte Reinigung sind jedoch die Eigentümer zuständig. Wir werden heute anstelle der Pikettübung unser verrusstes Feuerwehrmaterial reinigen.
Muss sich die Bevölkerung Sorgen machen wegen der Emissionen in der Luft? Nein. Da sich der Rauch in der Nacht am Sonntag senkte, gab die Kantonspolizei eine Warnmeldung raus, Fenster zu schliessen und Lüftungen abzuschalten. Die von der Chemiewehr Dottikon im Gebiet Spreitenbach und Killwangen durchgeführten Luftmessungen ergaben, dass die Emissionswerte im normalen Bereich sind.
Personen, die einen Schaden durch herabfallende Teile anzumelden haben, können sich bei der Kantonspolizei Aargau, Ermittlungsdienst Nord, in Baden unter Telefon 056 200 11 11 melden.