Gemeinderatskandidat: «Lebenserfahrung, nicht Alter zählt»

Erhard Fricker ist mit 69 Jahren der älteste Kandidat für das frei werdende Amt als Gemeinderat. Einen Nachteil sieht der Parteilose darin nicht.

Der parteilose Gemeinderatskandidat Erhard Fricker vor seinem Wohnhaus: «Nicht nur meine eigene Meinung zählt.»Alexander Wagner
Der parteilose Gemeinderatskandidat Erhard Fricker vor seinem Wohnhaus: «Nicht nur meine eigene Meinung zählt.»Alexander Wagner

Mit dem 69-jährigen Erhard Fricker (parteilos) steigt ein regelrechter Politikneuling ins Rennen um den frei werdenden Gemeinderatssitz in Spreitenbach. Denn: Ein politisches Amt hatte er noch nie inne. Einen Nachteil sieht er darin nicht: «Ich finde, es zählen die Lebenserfahrung und die Einstellung», sagt er im Telefoninterview mit der Limmatwelle. Ausserdem habe er sich schon immer für Politik interessiert, auch für die lokale: «Das gehört einfach dazu. Ich will wissen, was im Dorf, in der Region, in der Schweiz vor sich geht.»

Fricker wohnt seit sieben Jahren in Spreitenbach. Beim Gespräch am Telefon wird schnell klar: Ursprünglich stammt er aus dem Bernbiet. Der Dialekt ist immer noch zu erkennen. Einige aargauische Wörter, wie etwa «zabig», hätten sich bereits in seinen Wortschatz eingeschlichen, meint er. Er sei der Liebe wegen nach Spreitenbach gezogen. Seite Partnerin wohnt dort. Er fühle sich in Spreitenbach zuhause. Es gefalle ihm im Dorf: «Man ist schnell in den Geschäften und wieder zurück», sagt er. Auch die Nähe zu Baden und Wettingen finde er «gäbig». Vor fünf Jahren ging der 69-Jährige in Pension. Seitdem singt er im Kirchenchor Cäcilia. «Vorher war es zeitlich nicht möglich», hat er doch bei der Stadtpolizei Bern gearbeitet. Musik habe aber schon immer einen  hohen Stellenwert in seinem Leben gehabt: «Ich habe auch verschiedene Blasmusikvereine dirigiert.» Und Trompete gespielt. Das habe er aber mittlerweile aufgegeben. 

Fricker sieht Verbesserungspotenzial im Zusammenleben

Über die bevorstehende Wahl sagt er: «Ich würde mich wirklich freuen, wenn es klappen würde.» Falls er gewählt werde, wolle er sich für «schwächere, ältere und behinderte Bürger einsetzen», wie er sagt. Da sehe er Verbesserungspotenzial: «Es gibt viele Leute bei uns in der Gemeinde, die wenig soziale Kontakte haben.» Gerade jetzt, in der Zeit von Social Distancing, sei dieser Kontakt wichtig. Dieser könne etwa durch ein Telefon oder einen Brief stattfinden. Als Gemeinderat würde er sich auch für solch «nachbarschaftliche Beziehungen» einsetzen. «Diese kommen in der ganzen Schweiz etwas zu kurz», findet Fricker. 
Er bezeichnet sich als sozialen Menschen: «Jeder Mensch hat ein Recht auf eine faire Behandlung.» Das habe vielleicht auch dazu geführt, dass er 25 Jahre bei der Stadtpolizei Bern gearbeitet habe. «Ich helfe den Menschen gerne.» Als Polizist habe er auch schwierige Situationen erlebt. Die hätten ihn aber gestärkt fürs Leben. 

Als Gemeinderat würde sich der ehemalige Stadtpolizist ausserdem dafür einsetzen, «die Finanzen sinnvoll und überlegt einzusetzen». Dazu gehört für Fricker, gute Offerten einzuholen und zu überlegen, bevor man handelt. 

Seiner Meinung nach würde er einen guten Gemeinderat abgeben, weil er offen und flexibel sei. «Ich weiss: Nicht nur meine eigene Meinung zählt.» Man müsse gemeinsam Lösungen finden. 
Einer Partei gehört Fricker nicht an. «Ich konnte mich bisher einfach nicht für eine Partei entscheiden.» Auf dem politischen Spektrum würde er sich denn auch in der Mitte einordnen. Auf welche Seite er tendiere, könne er nicht sagen. Das komme auf das Thema an. So habe er zwar keine Partei, die ihm im Wahlkampf den Rücken stärken könnte. Er findet aber, als Parteiloser könne man befreiter, unabhängiger agieren. Dass man als Parteiloser weniger gut fassbar sei, findet er nicht. Aber: «Man muss seine Ansichten schon transparent machen.»
Neben dem Singen im Kirchenchor geht der Spreitenbacher in seiner Freizeit gerne spazieren. Fricker ist auch mehrfacher Grossvater. «Hüten muss ich meine Enkel aber nicht mehr. Sie sind alle schon gross», sagt er. 

Er würde auch bei einem zweiten Wahlgang wieder antreten

Wegen des Coronavirus können in Spreitenbach bis Ende April keine Wahlkampfveranstaltungen stattfinden (siehe auch Artikel links). Für den runden Tisch, der für den 6. April geplant gewesen wäre, hatte sich Fricker schon angemeldet. Ansonsten hat er nicht viel geplant für den Wahlkampf. «Ich habe mir noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht.» Er habe aber auch noch etwas Zeit. 
Die Wahlen finden am 17. Mai statt. Seine Chancen schätzt er 50/50 ein. «Bei jeder Wahl gibt es einen Gewinner und einen Verlierer.» Gäbe es einen zweiten Wahlgang, würde er wieder antreten. «Sonst hätte ich mich nicht zur Wahl gestellt», sagt Fricker. Wenn man schon antrete, müsse man auch zu seiner Entscheidung stehen und Rückgrat haben. Er sagt: «Ich würde das Amt wirklich gerne übernehmen.» Als Gemeinderat könne man sich fürs Volk einsetzen, begründet er. 

 

Wahlen in Spreitenbach

In einer Serie stellt die Limmatwelle die Kandidaten für die Ersatzwahlen des Gemeinderates und des Gemeindepräsidenten vom 17. Mai vor. Heute erscheint das erstePorträt über Erhard Fricker (parteilos). Er kandidiert als Gemeinderat. Der Sitz wird frei, weil Gemeindepräsident Valentin Schmid (FDP) im Januar seinen Rücktritt bekannt gab. Die bisherigen Gemeinderäte Markus Mötteli (CVP) und Marcel Lang (parteilos) kandidieren für das Amt des Präsidenten. Erhard Fricker (parteilos) und Edgar Benz als Gemeinderäte. 

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