«Die Holzerei gefiel mir am besten»
Marcel Wegmann arbeitet seit 35 Jahren für den Forstbetrieb Heitersberg. Er ist auch für den Unterhalt des Vitaparcours zuständig.
Wer den Vitaparcours in Spreitenbach unter die Füsse nimmt und Übungen im kostenlosen Freiluft-Fitnesscenter absolviert, der ist auf den Spuren von Forstwart Marcel Wegmann (54) unterwegs. Er ist für den drei Kilometer langen Vitaparcours respektive für die Instandhaltung der einzelnen Posten verantwortlich. Beim Besuch der Limmatwelle zeigt er, wie an einem der Posten die alten Reckstangen durch neue ersetzt wurden. Die alten Stangen mussten mit dem Kran herausgenommen werden. Die beiden Forstwarte Leandro Righetti und Marcel Weber sind daran, den Bausatz in der Erde zu befestigen. An einem weiteren Posten mussten die Sockel aus Eichenholz ersetzt und die Robinienhölzer an Ort und Stelle befestigt werden. «Das Holz stammt aus diesem Wald der Ortsbürger», erklärt Marcel Wegmann. Alle paar Jahre werden die Posten durch die Zürich Versicherung überprüft, um zu sehen, welche in Stand gestellt werden müssen. Natürlich sehen die Forstwarte bei ihrer Arbeit im Wald ebenfalls, wo bald die nächste Reparatur ansteht.
Schon Lehre hier gemacht
35 Jahre – für Marcel Wegmann eine lange Zeit, die er als Forstwart arbeitet. «Eigentlich sind es mit der Lehrzeit 38 Jahre, aber die werden nicht angerechnet. Für mich war schon immer klar, dass ich draussen arbeiten wollte. Wir wohnten im selben Haus wie Muntwylers. Der Vater von Förster Peter Muntwyler war damals Förster. Und so sah ich sie jeweils in den Wald ausfahren, das hat mich fasziniert. Ich war als kleiner Bub in der Pfadi, war dort schon gerne im Wald unterwegs.»
Marcel Wegmann machte zwei, drei Schnupperlehren als Forstwart, danach Bildhauer, Gärtner. «Eigentlich war es klar, dass es Forstwart sein muss.» Und so absolvierte er die Lehre in Spreitenbach und ist dem Forstbetrieb bis heute treu geblieben.
Krankheit zwingt ihn, kürzerzutreten
Als Forstwart ist man Wind, Wetter und Hitze ausgesetzt. «Ein gewisser Verschleiss am Körper ist da, das merken wir Ältere natürlich. Wir geben uns Mühe, möglichst mit den Jungen mitzuhalten, doch man merkt es schon.» Doch nicht nur das. Marcel Wegmann leidet an der chronischen Krankheit Morbus Bechterew, einer rheumatischen Erkrankung. Die Diagnose hat er seit 2018. Er kann daher nur zu 50 Prozent als Forstwart im Forstbetrieb Heitersberg arbeiten. «Ich versuche, alle Arbeiten auszuführen, die ein Forstwart macht. Teilweise gibt es Arbeiten, zum Beispiel oben am Hang, da muss ich sagen, das geht jetzt nicht.» Seine Bereiche seien der Unterhalt des gesamten Werkhofs und des Vitaparcours, ebenso die Sitzbänke von Sträuchern freischneiden oder entlang dem Waldlehrpfad die Pflanzen freischneiden und unterhalten. «Das sind die Arbeiten, die ich im Sommer mache. Dazu kommt montags das ‹Fötzele›, das mache ich gerne. Solche Arbeiten sind weniger anstrengend.»
Im Winterhalbjahr ist Marcel Wegmann für alle Schnitzelheizungen zuständig, die er wartet. «Früher gefiel mir an der Waldarbeit die Holzerei am besten. Das ist das, was den Beruf ausmacht. Schön ist auch die Waldpflege, wenn man die Bäume setzt und über die Jahre immer begleitet. Das ist auch das Schöne, wenn man wie ich so lange am selben Ort ist. Die Bäume, welche ich während meiner Lehrzeit gesetzt habe, das sind heute stattliche Bäume.»
Der 54-jährige Marcel Wegmann wird von vielen mit dem Spitznamen «Space» angesprochen. Anfangs hätte es ihn gestört, doch mittlerweile habe er sich daran gewöhnt. Der Spitzname geht auf einen Vorfall in seiner Kindheit zurück, als zwei seiner Zähne durch silbern glänzende Provisorien ersetzt wurden. Das sah «spacig» aus, daher der Name «Space». Er ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Zu seinen Hobbys zählten früher die Feuerwehr und das Wandern. «Nun habe ich das Schwimmen für mich entdeckt, das gefällt mir sehr.»
Die Entstehung des Vitaparcours
Der erste Vitaparcours entstand im Jahr 1968 in Zürich Fluntern. Dazu kam es, weil der Männerturnverein, der oft im Wald trainierte und sich dort schon selbst eine Art Trainingsgelände aus Ästen und Baumstämmen gebaut hatte, sich ans Forstamt wandte. Das Problem: Ihr Parcours wurde oftmals vom dort zuständigen Förster weggeräumt. Man wollte feste Geräte installieren lassen. Gesponsert wurde das Ganze durch die Vita Lebensversicherungsgesellschafts AG. Später finanzierte sie die Entwicklung dieses Konzepts für die ganze Schweiz.
Heute gibt es 500 Zurich Vitaparcours in der Schweiz in allen Sprachregionen. Im Aargau befinden 30 Vitaparcours. (EM/LiWe)
70 Personen am Waldumgang dabei
Am Spreitenbacher Waldumgang vom vergangenen Samstag nahmen rund 70 Personen teil, mit dabei waren auch viele Kinder. Revierförster Peter Muntwyler erklärte die verschiedenen Funktionen des Schutzwaldes im Revier. Forstwartlehrling Robin Bräm fällte einen grossen, von der Eschenwelke befallenen Baum, der auf die Strasse zu fallen drohte. Und Forstwart Leandro Righetti erklärte den Gästen, was es bei der Holzerei alles zu beachten gibt. Marcel Wegmann berichtete über den neu errichteten Vitaparcours-Posten.
Martin Bürgisser informierte über den Strassenunterhalt und zum Thema Energieholz. Mit einem grossen Hacker wurden ganze Baumstämme zu Hackschnitzeln verarbeitet.(LiWe/zVg)