Der Trend geht zu Pflege und mehr Flexibilität
Der Altersheimverein Spreitenbach lädt am Freitag, 12. Juni, zur 42. Generalversammlung ein. Die Entwicklung der Altersheime tendiert in Richtung Pflege.

Raphael de Riedmatten, wie präsentiert sich die Situation im Spreitenbacher Alters- und Pflegeheim? Raphael de Riedmatten, Gesamtleiter Alters- und Pflegeheim (APH) Im Brühl: Das Altersheim ist aktuell ausgelastet. Wir sind nicht mehr überbelastet wie noch vor fünf Jahren. Hier wurden wir durch diverse Pflegeheim-Neubauten in der Region entlastet. Wir führen auch keine Wartelisten, da diese aufgrund der sich verändernden Lebenssituation der Betroffenen oft wenig Sinn machen. Bei uns gilt lediglich, dass wir bei mehreren Anfragen die dringendsten Fälle zuerst unterzubringen versuchen.
Wir haben bei uns Bewohner aus dem ganzen Limmattal, von Bergdietikon bis Würenlos und Baden, aber natürlich am meisten Menschen aus Spreitenbach und Killwangen.
Baulich gesehen stehen im nun 35-jährigen Alters- und Pflegeheim diverse Sanierungen an. Letztes Jahr war das Dach an der Reihe, dieses Jahr die Fassade und Lift-Einbauten.
Kann man sich das Altersheim in der heutigen Zeit überhaupt noch leisten? Bei uns liegt der Selbstbehalt der Bewohner bei 5600 Franken. Hier hat das neue Pflegefinanzierungsgesetz nicht funktioniert. Krankenkasse und öffentliche Hand decken die Pflegekosten noch nicht. Und der Bewohner bezahlt neben dem Maximalbetrag von Fr. 21.60 weitere Kosten für Pflege und Betreuung und Hotellerie. Hier wird in den nächsten Jahren noch einiges passieren müssen, denn das Problem ist aktuell noch nicht gelöst.
Operiert das APH kostendeckend? Ja, das ist unsere Pflicht dem Kanton gegenüber. Gleichzeitig dürfen wir gesetzlich keinen Gewinn machen und müssen die Bewirtschaftung, unter anderem die Sanierungsmassnahmen, mit den Einnahmen bestreiten (Vollkostenrechnung).
Die Menschen bleiben heute länger zu Hause bzw. kommen früher ins Pflegeheim – spüren Sie diese Veränderung? Ja, das Altersheim Spreitenbach hat sich in ein Alters- und Pflegeheim verwandelt, und wir haben heute fast nur noch Pflege-Bewohner bei uns. Aktuell sind das 84 Personen in Einzelzimmern. Wir haben auch drei Doppelzimmer, die aber nur von Ehepaaren belegt werden.
Grundsätzlich müssen unsere Klienten leicht pflegebedürftig sein, um überhaupt im Alters- und Pflegeheim Spreitenbach zu wohnen. Man soll so lange zu Hause wohnen, wie das mit den Spitex-Diensten möglich ist. Das ist einerseits ein Gesellschaftstrend, aber auch vom Kanton Aargau so gewollt.
Welche Entwicklungen sehen Sie in den nächsten Jahren in diesem Sektor noch kommen? Der Trend geht wieder hin zu gemischten Formen mit Alterswohnen. Neu entstehende Altersheime fördern Alterswohnungen, die im Bedarfsfall individuell zu Pflegewohnungen umfunktioniert werden können, sodass die Bewohner nahtlos überwechseln können. Oft wird – bevor die Pflege akut wird – mit hauseigenen Spitex-Diensten gearbeitet.
Zum Thema gemischte Wohnformen: Wie ist die aktuelle Situation im Stöckli des APH? Zurzeit bestehen im Stöckli zwei eigenständige Wohnungen, die aber flexibel wieder in eine Wohngemeinschaft umfunktioniert werden können. Beide Wohnungen sind aktuell belegt mit einer jungen Person, die in einer schwierigen Lebensphase steht und Unterstützung benötigt, und mit einer Seniorin.
Das Ganze ist eine sehr erfolgreiche Geschichte – es wohnen inzwischen schon die dritte Seniorin und die zweite junge Person im Häuschen.
GV des Altersheimvereins Spreitenbach: Alters- und Pflegeheim Im Brühl, Untere Dorfstrasse 10, Freitag, 12. Juni, 19.30 Uhr.