«Der interreligiöse Dialog ist mehr denn je gefordert!»

Der römisch-katholische Geistliche und Menschenrechtler Obiora Ike feierte am vergangenen Sonntag im Rahmen seiner Schweizerreise einen Gottesdienst in Spreitenbach.

Die zerstörte St.-Theresa-Kirche in Madalla nach dem Anschlag am Weihnachtstag 2011.Obiora Ike während der Predigt in Spreitenbach.Ein durch einen Angriff auf die Kirche zerstörter Tabernakel. Fotos: zVg

Die zerstörte St.-Theresa-Kirche in Madalla nach dem Anschlag am Weihnachtstag 2011.Obiora Ike während der Predigt in Spreitenbach.Ein durch einen Angriff auf die Kirche zerstörter Tabernakel. Fotos: zVg

Als Gast des katholischen Hilfswerks Kirche in Not besuchte Monsignore Obiora Ike aus Nigeria vom 25. bis 28. September verschiedenen Pfarreien, feierte Gottesdienste und hielt Vorträge über die in seiner Heimat bedrohten Menschen durch die radikalislamistische Sekte Boko Haram, was so viel wie «Westliche Bildung ist Sünde» bedeutet.

Das internationale katholische Hilfswerk Kirche in Not unterstützt «Not leidende» Christen in rund 140 Ländern. Die ausschliesslich privat finanzierten Projekte äussern sich in Hilfsaktionen und Informationstätigkeit. Und genau dies ist auch das Anliegen von Obiora Ike: «Die Unterdrückung der Christen in Nigeria ist real», betont der Generalvikar des Bistums Enugu. Schon ein christlicher Name bedeute für viele Menschen im islamisch ausgerichteten Land eine direkte Diskriminierung. Was bei der Verweigerung auf Bildung, Arbeit und Religionsfreiheit anfängt, führt bis zur Auslöschung von Leben: In den ersten Monaten dieses Jahres fielen mehrere Tausend Menschen der radikalislamistischen Sekte Boko Haram zum Opfer. Immer wieder kommt es zu Anschlägen auf staatliche Einrichtungen, Kirchen und Christen.

Dabei habe sich die Radikalisierung der Muslime in Nigeria seit Ende der Neunzigerjahre bemerkbar gemacht, als radikalmuslimische Untergruppen in den nördlichen Regionen des Landes eigenmächtig die Scharia einführten: «Da wurden an vielen Orten, insbesondere von den Regierungen in Europa und den Vereinigten Staaten, die Augen verschlossen», kritisiert der Menschenrechtler und spricht dabei auch die Radikalisierungen des so rasant erstarkten Islamischen Staates (IS) an. «Die christliche Internationale hat eine Verantwortung wahrzunehmen», ruft Obiora Ike in Erinnerung und weiter: «Heute ist der interreligiöse Dialog mehr denn je gefordert!»

Obiora Ike ist überzeugt, dass Gebete und Dialog zu Frieden führen werden. Auf seiner Reise will er die hiesigen Menschen sensibilisieren und zur Solidarität für seinen Kontinent auffordern, denn:«Christ sein bedeutet Teil einer weltweiten Gemeinschaft zu sein.»

Dank Spenden an die Kirche in Not kann der Wiederaufbau zerstörter Kirchen finanziert werden. Noch wichtiger seien jedoch die Bildungs- und Konfliktlösungsprojekte, unerlässlich für die Entwicklung des Landes, wie Msgr. Obiora Ike erklärt. «Die Vermittlungsbemühungen beispielsweise zwischen den christlichen Agrarvölkern und den muslimischen Nomaden müssen täglich vorangetrieben werden.» Der Religionsfriede und der Respekt für andere Kulturen seien die Grundbausteine für eine menschlichere Welt: «Nur eine weltweite Solidarität führt zu einem Fortschritt der Völker.»

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