Präsident von Pro Spreitenbach: «Wir setzen uns für Lösungen ein»

Pro Spreitenbach wird im April zehn Jahre alt. Der Verein hat mittlerweile gegen 100 Mitglieder.

Der Vorstand von Pro Spreitenbach setzt sich aus Peter Muntwyler, Heidi Sami, Susanne Muntwyler, Silvia Bodenmann und Peter Wurzer (v.l.) zusammen.   zVg
Der Vorstand von Pro Spreitenbach setzt sich aus Peter Muntwyler, Heidi Sami, Susanne Muntwyler, Silvia Bodenmann und Peter Wurzer (v.l.) zusammen. zVg

«Beklag dich nicht, wenn du an der Gemeindeversammlung nicht abgestimmt hast.» Mit diesem Inserat, das auch diese Zeitung abgedruckt hat, hat der Verein Pro Spreitenbach vor der Wintergmeind in Spreitenbach auf sich aufmerksam gemacht. Der Verein bezog keine Stellung. Er forderte das Spreitenbacher Stimmvolk dazu auf, sich an der Abstimmung zu beteiligen. «Wir sind ein Verein, keine Partei. Wir vertreten keine Meinung. Bei uns kann jeder bei seiner eigenen Ansicht bleiben», sagt Peter Wurzer beim Interview im Restaurant Sternen im Spreitenbacher Dorfkern. Diese Sätze wird er im Verlauf des Gesprächs mehrmals wiederholen.  Wurzer ist Präsident von Pro Spreitenbach. An seiner Seite sitzt Vizepräsidentin Susanne Muntwyler. 

Der Verein positioniert sich manchmal doch

Im September 2009 standen Gemeinderatswahlen an. Im ersten Wahlgang wurden vier von fünf Mitgliedern gewählt. Für den zweiten Wahlgang liess sich Spreitenbachs Förster Peter Muntwyler aufstellen. Bereits im ersten hatte er 385 Stimmen erhalten. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat sich eine Unterstützungsgruppe für Peter Muntwyler gebildet. Sie haben Flyer verteilt und Plakate gedruckt. Auch Peter Wurzer und Susanne Muntwyler waren dabei. Schliesslich wählte der Spreitenbacher Souverän den Förster mit 771 Stimmen. Aus dieser Gruppe entstand 2010 der Verein Pro Spreitenbach. «Wir merkten, dass man in einer Gruppe viel mehr bewirken kann als alleine», erinnert sich Wurzer. «Wir hatten alles schnell zusammen: Statuten, einen Vorstand, Mitglieder», sagt er. «Nur über den Namen haben wir lange diskutiert», ergänzt die Vizepräsidentin. Gestartet ist der Verein mit acht Personen. 

Seither treffen sich die Vereinsmitglieder am ersten Mittwoch im Monat im Saal des «Sternen». Eine Traktandenliste für diese Treffen, der Verein nennt  sie Pro-Treffen, gibt es nicht. «Wir besprechen, was gerade ansteht. Egal ob das Anliegen gross oder klein ist», sagt Muntwyler. Federführend sei aber der Präsident: «Ich ergreife jeweils das Wort, informiere über Dinge, die wir abgeklärt haben. Dann steht die Diskussion offen.» Es kämen auch viele Nichtmitglieder an diese Treffen. «Einmal waren die Spitex-Frauen dabei. Sie haben uns gefragt, ob wir etwas dafür tun können, dass die Spitex nach wie vor ein Verein bleibt und keine AG wird. Weil uns das sinnvoll erschien, haben wir uns dafür starkgemacht», sagt der Vereinspräsident. Ein anderes Beispiel, für das sich der Verein eingesetzt hat, ist die Dorfstrasse: 2011 haben Vereinsmitglieder eine Petition für eine 30er-Zone auf der Dorfstrasse lanciert. «Nach der Sanierung hatte der stark benutzte Schulweg weder ein Trottoir noch einen Zebrastreifen», erklärt Wurzer. Die Petition kam zu Stande, wurde an der Gemeindeversammlung 2014 angenommen. Also positioniert sich der Verein doch? «Ja, das tun wir. Aber jedes unserer Mitglieder stimmt das ab, was es will», stellt Wurzer klar. Später hat ein Spreitenbacher Einsprache gegen die Tempo-30-Zone erhoben und vor dem kantonalen Verwaltungsgericht Recht erhalten.

Die Generalversammlung zum Jubiläum findet nicht statt

In den vergangenen zehn Jahren gab es 13 Kommissionsmitglieder und vier Gemeinderäte, die aus den Reihen von Pro Spreitenbach stammen. Für Wurzer sind das die Meilensteine des Vereins.
Der Vorstand engagiert sich seit zehn Jahren im Verein. «Es braucht Menschen mit Heimatgefühl und Herzblut», sagt Letzterer. Sonst sei Spreitenbach nur ein Ortsschild vor einem Gemeindeeingang. Sie beide seien solche Menschen: Die 53-jährige Muntwyler ist Ortsbürgerin. Sie arbeitet an der Blumenbörse Zürich. Wurzer ist 57 Jahre alt, im gleichen Haus wie Muntwyler aufgewachsen und in der Entsorgungsbranche tätig. Nostalgisch seien sie jedoch nicht: «Wir sind modern, vergessen aber die Geschichte des Dorfes nicht», so Wurzer. In Spreitenbach gebe es viele Einwohner, die sich nicht mit dem Dorf verbunden fühlen. Aber auch die braucht es laut dem 57-Jährigen: «Sonst wäre Spreitenbach niemals so gross geworden.» 

Auf die Neumatt-Inserate angesprochen, meint er: «Wir haben bewusst keine Statements zur Neumatt-Abstimmung abgegeben. Wir wollten die Leute zum Wählen animieren.» Die Vizepräsidentin ergänzt: «Wir haben bei unseren Treffen oft heftige Diskussionen.» Aber: «Wenn wir ein Problem aufgreifen, setzen wir uns auch immer für die Lösung ein.»

Mittlerweile zählt der Verein 90 Mitglieder. An die Treffen kommen um die 20. Muntwyler: «Nach jedem Treffen versenden wir ein Memo mit den Infos. Man muss nicht dabei sein, um informiert zu sein.»
An der Generalversammlung vom 1. April hätte der Verein sein zehnjähriges Bestehen feiern wollen. Daraus wird nichts: Der Verein hat die GV wegen des Coronavirus abgesagt. Am 6. April hätte der Verein einen runden Tisch mit den Gemeindepräsidentskandidaten im Vorfeld der Wahlen geplant. Auch dieser findet wegen des Versammlungsverbots nicht statt.

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