Für die Wasserversorgung gibt es 3 Lösungen

In Spreitenbach und Würenlos ist derzeit je eine Person für die Wasserversorgung zuständig. In Würenlos funktioniert das System, in Spreitenbach gibt es Schwierigkeiten.

Felix Zürcher ist der Brunnenmeister in Würenlos. Dort funktioniert das System. Die Nachbarsgemeinde Spreitenbach sucht nach anderen Lösungen. Barbara Scherer/Archiv
Felix Zürcher ist der Brunnenmeister in Würenlos. Dort funktioniert das System. Die Nachbarsgemeinde Spreitenbach sucht nach anderen Lösungen. Barbara Scherer/Archiv

Spreitenbach hat ein Problem: Seit der Pensionierung von Brunnenmeister Kurt Pauli im vergangenen November kümmert sich sein Stellvertreter, Beat Amsler, alleine um die Wasserversorgung der Gemeinde. Auf die entsprechende Stellenausschreibung ist keine einzige Bewerbung eingegangen. Schon vorher beschloss der Gemeinderat, der Gemeindeversammlung einen Antrag zur Auslagerung der Wasserversorgung vorzulegen. Der Gemeinderat wollte sie den Regionalwerken Baden übertragen. Die Organisationsform sei nicht mehr zeitgemäss, so die Begründung. Die Regionalwerke übernehmen denselben Dienst bereits in Neuenhof und Killwangen. Das Spreitenbacher Stimmvolk wollte das nicht: 427 Stimmbürger waren dagegen, 374 dafür. «Spreitenbach hat bestes Trinkwasser zu einem günstigen Tarif. Ein solch wertvolles Gut gehört nicht in fremde Hände», argumentierte etwa die SVP. Wie geht es nun weiter?

Spreitenbach prüft verschiedene Optionen, bestätigt Gemeindepräsident Valentin Schmid: erstens eine Aufstockung des Personals. «Beat Amsler übernimmt auch den Pikettdienst, wenn es geht», ergänzt Schmid. Gemäss Arbeitsgesetz darf eine Person innerhalb von vier Wochen an höchstens sieben Tagen auf Pikett sein. Dann müssen zwei Wochen ohne Pikettdienst folgen. Nur schon von Gesetzes wegen ist die Lösung, die Spreitenbach aktuell praktiziert, nicht möglich.

Zweitens überprüft die Gemeinde den an der Gemeindeversammlung abgelehnten Vorschlag nochmals. Drittens eine Zusammenarbeit mit umliegenden Gemeinden. Dabei denkt Schmid unter anderem auch an Würenlos: «Die Wasserversorgung dort ist ähnlich strukturiert wie bei uns. Auch dort haben sie einen Ein-Mann-Betrieb», begründet er. Klar sei schon jetzt: So weitergehen wie bisher könne der Betrieb nicht.

In Würenlos ist Felix Zürcher der Brunnenmeister. Der 60-Jährige ist zwar alleine für die Wasserversorgung zuständig, ist aber bei den Technischen Betrieben Würenlos angestellt. «Momentan haben wir keine Angst, dass wir nach seiner Pension niemanden mehr haben, der sich um die Wasserversorgung kümmert», sagt Gemeinderat Nico Kunz. Wieso denn nicht? «Wir gleisen die Nachfolgeregelung genug früh auf», sagt der Gemeinderat. In Würenlos gebe es eine klare Stellvertretungsregelung. Sieben Personen übernehmen abwechselnd den Pikettdienst. Eine Auslagerung ist laut Kunz kein Thema. Eine Anfrage zur Zusammenarbeit mit Spreitenbach habe die Gemeinde bisher nicht erhalten. «Eine solche würden wir intern sicher prüfen», so Kunz.

Wie sieht es mit den anderen drei Gemeinden aus? Neuenhof hat die Betriebsführung der Wasserversorgung bereits 2008 ausgelagert: «Damals hat der damalige Chef der Gemeindewerke die Stelle gewechselt und das Fusionsprojekt mit Baden war aktuell», erinnert sich Neuenhofs Vizeammann Petra Kuster. Auch heute mache der Betrieb von eigenen Gemeindewerken mit Personal für Neuenhof keinen Sinn. Die Gemeinde sei zu klein dafür. Die Regionalwerke Baden kümmern sich für Neuenhof auch um die Betriebsführung für den Strom. Mit der Zusammenarbeit zeigt sich Kuster zufrieden: «Sie funktioniert Hand in Hand.»

Killwangen sei zu klein für eine eigene Wasserversorgung, erklärt Gemeinderat Hanspeter Schmid. Um herauszufinden, seit wann die Regionalwerke Baden die Wasserversorgung in Killwangen übernehmen, musste Gemeindeschreiberin Sandra Spring im Archiv nachschauen: Seit dem 1. Januar 2004 ist dies der Fall.

Bereits zwei Jahre vorher, 2002, wollte der Gemeinderat das Elektrizitäts- und Wasserwerk Wettingen (EWW) privatisieren. Das hat das Stimmvolk abgelehnt. «Das Hauptargument war, dass die Mitsprache verloren gehen könnte», sagt Vizeammann und EWW-Verwaltungsratspräsident Markus Maibach. 2017 nahm der Rat einen zweiten Anlauf. Dieses Mal hat er keine Privatisierung vorgeschlagen, sondern eine Aktiengesellschaft im Besitz der Gemeinde. Aus dem EWW wurde die EWW AG. Mit der Auslagerung kann sich die AG auf dem Strommarkt betätigen. Weitere Gründe waren transparente Steuerungsprozesse und weniger direkte politische Einflussnahme, so Maibach. «Personalknappheit war nie ein Argument.» Auch er zeigt sich zufrieden mit der Zusammenarbeit: «Sie hat sich eingespielt. Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern.»

Fazit: In der Limmatwelle-Region ist die Wasserversorgung auf drei Arten organisiert: Sie ist entweder direkt in der Gemeinde integriert (Spreitenbach, Würenlos), ausgelagert (Neuenhof, Killwangen) oder eine eigenständige AG (Wettingen). Mit Ausnahme von Spreitenbach scheinen die Lösungen der anderen Gemeinden zu funktionieren.

Weitere Artikel zu «Spreitenbach», die sie interessieren könnten

Spreitenbach24.04.2024

Primi Piatti für das Heim(at)gefühl

Sie sind zum Arbeiten oder auf der Flucht in die Schweiz gekommen: Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund. Die zunehmende Diversität stellt…
Spreitenbach17.04.2024

Wenn Verstand und Herz sich streiten

Spreitenbach17.04.2024

Verstopfte Leitungen

Abfälle, die in die Toilette geworfen und so ins ­Abwasser gespült werden, sorgen regelmässig für ­Verstopfungen.