Der Apéro ist ein Ort zum Kontaktepflegen
Wieso gehen lokale Unternehmen an einen Industrieapéro? Die Limmatwelle hat nachgefragt.
Die Gemeinde Spreitenbach veranstaltet immer Mitte Januar einen Apéro für das im Dorf ansässige Gewerbe. So auch am Dienstag vor einer Woche. Der Anlass verzeichnete 140 Anmeldungen. 120 davon nahmen auch tatsächlich am Apéro teil. Ein Rekord, bestätigt Gemeindepräsident Valentin Schmid: «Es sind auch viele neue Firmen hier.»
Bekannte Firmennamen wie die Post, Ikea oder Migros stehen auf der Anmeldeliste. Auch Vertreter von kleinen Unternehmen sind drauf. Wieso sind sie an einem Dienstagabend in den Zentrumsschopf geeilt? Wegen des Essens? Wegen der Rede des abtretenden Gemeindepräsidenten? Wegen der guten Gesellschaft? Die Antwort ist schnell gefunden: Networking lautet das Zauberwort. Neudeutsch für das Knüpfen und Pflegen von Kontakten.
Eine dieser neuen Firmen ist die «AV Alles vereint» mit ihren Vertretern Emanuel Carco und Tom Kluschke. Sie sind zum zweiten Mal im Zentrumsschopf. «Wir wollen unser Netzwerk erweitern und unsere Firma bekannter machen», sagt Carco. «Wir konnten bereits einen neuen Kunden gewinnen.»
Zum ersten Mal am Apéro dabei ist Matthias Seifritz Kaufmann von «Gerstl Wein & Shop». Er liefert für den Anlass auch den Wein. «Wir wollen in Spreitenbach nicht nur geschäften. Der Apéro ist eine lässige Gelegenheit, die Leute hier kennenzulernen.» Seifritz ist selbst nicht für den Ausschank seines Weins zuständig. Dies und das Servieren der Apéroplatten übernehmen dieses Jahr sechs Frauen des Frauenturnvereins Spreitenbach.
Ein weiterer Blick auf die Anmeldeliste zeigt: Es sind durchs Band alle Branchen vertreten: Gartenbauer, Banker, Detailhändler. Es gibt auch Unternehmen, deren Mitarbeiter jedes Jahr am Apéro teilnehmen. Einer davon ist Stefan Kalt von den Regionalen Verkehrsbetrieben Baden Wettingen (RVBW): «Der Apéro ist ein sicherer Wert. Ich komme jedes Jahr, weil ich hier wohne und arbeite.»
Bereits zum fünften Mal am Anlass mit dabei ist Werner Hauenstein von der Beratungsstelle für Natur und Umwelt. «Ich konnte heute Abend schon fünf Termine abmachen, ohne einmal das Telefon in die Hand zu nehmen», berichtet er. Neben Hauenstein steht Edgar Benz von der W. Benz AG. «Wenn die Gemeinde einlädt, müssen wir die Gelegenheit nutzen. Ein solcher Anlass lebt von den Teilnehmern. Wenn niemand hingeht, stirbt er.» Bernhard Gerig von der Spitex Spreitenbach-Killwangen fügt an: «Hier kann man auch ein eher privates Gespräch mit den Politikern führen und so bei einer freundschaftlichen Diskussion eine Lösung finden.» Kurz: Ins Gespräch zu kommen, sei hier einfacher als beispielsweise an einer Gemeindeversammlung oder einem Politapéro.