Neumatt: Spreitenbach stimmt über ein zukunftsweisendes Projekt ab

Am Dienstag stimmen die Spreitenbacher an der Gemeindeversammlung über die Teilrevision Bau- und Nutzungsordnung Neumatt ab. Je nach Ausgang können die 600 Wohnungen gebaut werden oder nicht.

Zehnmal informierten Fachpersonen von Losinger Marazzi die Bevölkerung im Shoppi Tivoli und zweimal im Gasthof Sternen über das Projekt Neumatt. Das Schweizer Bauunternehmen hat das Projekt im Auftrag der Credit Suisse Real Estate Fund Interswiss ausgearbeitet und beim Mitwirkungsverfahren und an einem öffentlichen Workshop auch die Meinung der Bevölkerung eingeholt.

Vor einer Woche liessen sich in der Mall rund 20 Personen übers Projekt informieren. «Es gab Fragen zum Stadtplatz, Verkehr und zur Etappierung», sagt Sabina Erny von Losinger Marazzi. Es ist vorgesehen, dass der erste Teil mit dem neuen Parkhaus und den Doppelhochhäusern Richtung Langäcker frühestens im Jahr 2026 bezugsbereit wäre und der zweite Teil mit dem Stadtplatz, der Post und den Doppelhochhäusern Süd Richtung Feuerwehr frühestens im 2029. Die Reaktionen seien vergangene Woche häufig positiv gewesen. «Aber es gibt auch einige, die dagegen sind, weil sie kein Wachstum wollen», so Erny.

«Spreitenbach wurde vom Kanton als Wohnschwerpunkt festgelegt. Aufgrund des Raumplanungsgesetzes und des kantonalen Richtplans wird es in Spreitenbach zur Verdichtung kommen, ob wir wollen oder nicht», sagt Gemeindepräsident Valentin Schmid. Er sieht die geplanten 600 Wohnungen im Neumatt als Chance, diese Verdichtung zu erreichen, ohne dass die bestehenden Quartiere verändert werden müssten. «Wir könnten so die Innenentwicklung vornehmen, ohne die Landschaft und die Quartiere zu verschandeln.»

Er sieht Neumatt als Chance: «Die Investoren würden als Mehrwertausgleich den Stadtplatz finanzieren und es gäbe eine Verbindung zwischen Shoppi Tivoli und der Limmattalbahn», sagt Schmid. Auch die Angst, dass durch die neuen Hochhausbewohner sozialschwache Personen nach Spreitenbach ziehen, sei unbegründet. Zusammen mit dem Investor hat der Gemeinderat eine Studie bei der Wüest Partner AG in Auftrag geben und die soziodemografischen Merkmale der Bewohner von Hochhäusern untersuchen lassen. «Das Resultat zeigt: Bewohner in nach dem Jahr 2000 gebauten Hochhäusern verdienen überdurchschnittlich viel und auch ihr Beschäftigungsgrad ist höher als der Durchschnitt.»

der Verein pro Spreitenbach möchte, dass sich die Bevölkerung übers Projekt Neumatt informiert und an der Gemeindeversammlung abstimmt. Deshalb hat er in der Limmatwelle Inserate mit dem Text publiziert: «Beklag Dich nicht, wenn Du an der Gemeindeversammlung vom 26. November 2019 nicht abgestimmt hast.» Mit dem Text wolle man zwar keine Meinung vorgeben, aber zum Abstimmen auffordern, sagt Vereinspräsident Peter Wurzer: «Wir sind ein Verein und geben deshalb keine Richtung vor. Uns ist aber wichtig, dass sich auch die Jungen mit diesem zukunftsweisenden und wichtigen Projekt befassen und abstimmen. Es ist ja schliesslich ihre Zukunft.»

Lehnt der Souverän die Teilrevision Bau- und Nutzungsordnung Neumatt ab, können die Hochhäuser nicht gebaut werden. Einen Plan B gebe es nicht, wie in den an die Bevölkerung verschickten Projektunterlagen von Losinger Marazzi steht: «Bei einem Projekt dieser Grössenordnung kann nicht noch ein zweites Projekt parallel ausgearbeitet werden.» Würde ein Referendum gegen den Entscheid ergriffen, müsste es von 20 Prozent der Stimmberechtigten innerhalb von 30 Tagen unterschrieben werden. «Diese Zahl ist relativ hoch», so Schmid.

Einwohnergemeindeversammlung, Turnhalle Boostock, Dienstag, 26. November, 19.30 Uhr, www.spreitenbach.ch.

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