Doch kein neuer Anbieter

GIB-Solutions bleibt Signallieferant in Spreitenbach – zumindest vorläufig. Nachdem der angekündigte Wechsel für Ärger gesorgt hat, geht der Gemeinderat nochmals über die Bücher.

Glasfasernetz: Bringt auch Internet ins Haus.Severin Bigler/Archiv CH Media
Glasfasernetz: Bringt auch Internet ins Haus.Severin Bigler/Archiv CH Media

Die Mitteilung hatte für Aufruhr gesorgt: Die Gemeinde suchte einen Provider für ihr Kommunikationsnetz und schrieb den Vertrag öffentlich aus. Sie selbst wollte nur Eigentümerin bleiben und ihr Netz einem professionellen Anbieter vermieten. Nachdem sich dagegen heftiger Widerstand aus der Bevölkerung formierte (die Limmatwelle berichtete), ging der Gemeinderat nochmals über die Bücher. Letzte Woche teilte er mit, dass er einen Marschhalt einlegt und in Sachen Kommunikationsnetz vorerst alles beim Alten bleibt.

Der Vertrag mit Sunrise ist nämlich noch nicht unterschrieben, der bereits gekündigte mit GIB-Solutions soll verlängert werden. Somit sind die E-Mail-Adressen mit der Endung «flashcable» weiterhin gültig und müssen nicht auf «spreiti» gewechselt werden. Dieser Mail-Adressen-Wechsel, eine befürchtete Teuerung, sowie der Administrativaufwand hatten vorgängig zu Kritik geführt.

GIB-Solutions freut sich über den Entscheid und sei auch nicht enttäuscht, dass die Gemeinde öffentlich ausgeschrieben hatte. «Das ist normal und richtig», schreibt Willibald Klein von der GIB-Solutions AG auf Anfrage. «Schwierig wird es dann, wenn nicht alle Anforderungen und Bedürfnisse der Betroffenen bei der Formulierung der Ausschreibung einfliessen und dann ein Vergabeentscheid getroffen wird, der diese nicht berücksichtigt.» Zusammen mit der Gemeinde will sie nun die zukünftigen Produkte und Services in Spreitenbach entwickeln. Bereits in den letzten Monaten hätten sie die Anzahl der Fernseh- und Radioprogramme deutlich erhöht und das Netz erweitert.

Gemeinde als Providerin ist unüblich

Spreitenbach erstellte in den 70er-Jahren eine Gemeinschaftsantenne für ein eigenes Netz für Fernsehen und Radio. «Ziel war damals, zu verhindern, dass auf jedem Haus eine eigene Antenne erstellt wird.» Mit dem Internet, dem Ausbau der Programme und anderen technischen Errungenschaften reichte die Lösung der Antennenanlage nicht mehr, man suchte in den 90er-Jahre einen Signallieferanten. Dieser wechselte mehrmals, seit 2002 ist es die GIB-Solutions AG. Als Eigentümerin und Providerin behielt die Gemeinde die Fäden in der Hand, war für Vertrag mit Kunden, Rechnungstellung und das Angebot verantwortlich. Das hätte sich mit dem Wechsel geändert.

Zukunft ungewiss

Eine Gemeinde als Providerin ist im Limmattal eher unüblich: Neben Spreitenbach hat im Limmatwelle-Gebiet lediglich Würenlos ebenfalls dieses System gewählt. Für Gemeindepräsident Markus Mötteli gehört diese Dienstleistung auch nicht zu den Kernaufgaben einer Gemeinde. Es sei immer schwieriger, mit den Branchenprofis Schritt zu halten. «Mittelfristig werden wir überfordert sein mit dieser Aufgabe.» Trotz Marschhalt will er deshalb nicht ausschliessen, dass es in Zukunft doch zu einer Auslagerung kommt. «Dabei müssen wir die Bevölkerung jedoch stärker einbinden», gibt er sich selbstkritisch. In einem ersten Schritt will der Gemeinderat zurück auf Feld eins und mit der Werk- und Geschäftsprüfungskommission die verschiedenen Möglichkeiten prüfen.

Anders in Würenlos, wo ebenfalls mit GIB-Solutions zusammengearbeitet wird. «Auch wenn es anspruchsvoll ist, können wir im Moment mit dem Fortschritt der Technik mithalten», sagt Richard Weber von den Technischen Betrieben Würenlos. Erneuerungen würden regelmässig implementiert und das Netz gewartet und ausgebaut. In Würenlos sei es kein Thema, als Gemeinde einen Anbieter als Provider zu suchen. «Wir sehen es als Service Public.» Würenlos nutzt auch die ihr zur Verfügung stehende Fernsehfrequenz und strahlt Sendungen über Würenlos aus (siehe Artikel S. 12/13).

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