Bei ihnen wird die Christbaumsuche zum Erlebnis

Auf der Plantage der Familie Widmer kann man seinen Christbaum selbst schneiden. Besonders Familien schätzen das Angebot.

Familienbande: Franz Widmer mit Tochter Patricia.

Familienbande: Franz Widmer mit Tochter Patricia.

Fündig geworden: Robert Alther und Pascale Meier aus Oberengstringen.

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Was gefällt, wird gefällt: Simon Schiffer übernimmt das Schneiden für manche Kunden.

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Ruckzuck verpackt: Patricia Widmer und ihr Partner Simon Schiffer packen fleissig mit an. Sibylle Egloff

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Schatzsuche im Tannenwald: Marlon und Maleo haben eine süsse Überraschung gefunden.

Schatzsuche im Tannenwald: Marlon und Maleo haben eine süsse Überraschung gefunden.

Kinder und ihre Eltern stapfen durch den Tannenwald. Er ist so gross, dass die Menschen innert Kürze zwischen den grünen Nadeln verschwinden. Die Kleinen folgen den goldigen Lamettafäden, die vereinzelt an den Ästen hängen. Wenn sie Glück haben, finden sie den Schatz, der die Familie Widmer für sie versteckt hat. Die Eltern hingegen sind auf der Suche nach dem geeigneten Christbaum.

Unzählige Nordmanntannen in jeder Grösse und Form warten auf dem 500 Aren grossen Feld neben der Autobahn nahe der Ikea Spreitenbach auf Weihnachtsfreudige. Bei den Widmers kann man nicht nur den Baum fürs Fest abholen, man kann ihn selbst aussuchen und wenn man genug Musse und Kraft hat, sogar selbst schneiden.

Tannenbaum schneiden dank Corona

«Es ist das zweite Jahr, in welchem unsere Kundinnen und Kunden diese Möglichkeit haben. Es ist ein Erlebnis für die Familie und so weiss man auch, woher der Tannenbaum kommt», sagt Patricia Widmer. Das neue Angebot ist Corona geschuldet. «Wir konnten nicht abschätzen, wie viele Leute in der Krise vorbeikommen würden. Wir wollten vermeiden, zu viele Bäume abzuhauen, daher haben wir 2020 auf unserer Website Termine zum Selberschneiden angeboten. Die Leute haben uns die Bude eingerannt», erzählt die 23-Jährige. «Seit Ausbruch der Pandemie sind die Leute vermehrt zuhause. Sie gehen wegen der Reisebeschränkungen über Weihnacht–Neujahr weniger ins Ausland. Wenn man schon zu Hause bleibt, will man einen rechten Christbaum in der Stube», erklärt sich ihr Vater Franz Widmer den Ansturm. Der 67-Jährige feiert dieses Jahr sein 50-Jahr-Jubiläum.

Er startete vor 50 Jahren

Vor einem halben Jahrhundert pflanzte er als Jugendlicher die ersten Tännchen. «Ich habe hobbymässig begonnen. Damals absolvierte ich eine Ausbildung zum Forstwart. Das passte irgendwie», erinnert sich Widmer. Zudem sei er bereits mit dieser Tradition aufgewachsen. «Mein Vater hat schon Christbäume verkauft. Als ich von ihm ein Stück Land im Buchbühl beim Spreitenbacher Pfadiheim erhielt, setzte ich 300 Pflänzchen.» Die Plantagen wurden über die Jahre grösser. Heute besitzt Franz Widmer zwei Christbaumkulturen, eine gleich neben der Autobahn, die andere beim Heitersberg. Verkauft wird in Spreitenbach und in Bergdietikon. Eingespannt ist die ganze Familie. Seine Frau Margrith, Tochter Patricia und ihr Partner Simon Schiffer sowie Sohn Michael und dessen Ehefrau Nicole helfen mit.

Arbeit gibt es das ganze Jahr

Arbeit hat Franz Widmer aber nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr. Er pflegt die Pflanzen. «Ich muss zum Beispiel immer wieder die Rinde leicht verletzen, damit der Gipfeltrieb nicht zu lang wird», erklärt Widmer. Er blickt auf ein zwanzig Zentimeter hohes Tännchen. «Dieses Pflänzchen ist knapp fünf Jahre alt. Vom Samen bis zu dieser Grösse dauert es lange.»

Neben Kirchen, Altersheimen, Geschäften und Restaurants beziehen besonders viele Familien ihren Christbaum bei den Widmers. So etwa Familie Müller aus Spreitenbach. Mutter Neva Müller bahnt sich ausgerüstet mit einem Meter den Weg durch die Christbaumplantage. Ihre Söhne Marlon und Maleo sind ihr immer einen Schritt voraus, während ihr Mann Markus mit Nesthäkchen Nelio auf den Schultern folgt. «Letztes Jahr mussten wir den Spitz abschneiden, weil wir uns bei der Grösse vertan haben, daher habe ich nun den Meter mitgenommen», verrät Neva Müller. Die Familie kauft jedes Jahr ihren Baum bei den Widmers. «Uns ist wichtig, dass wir lokale Produzenten aus unserem Dorf unterstützen», sagt die dreifache Mutter. Es sei ein tolles Erlebnis, den Baum selbst auszuwählen und zu schneiden. Sie wünscht sich ein möglichst grosses Exemplar, ihren Kindern ist es wichtiger, dass viele Geschenke drunterliegen.

Nach zehn Minuten hat die Familie ihren Christbaum ausgesucht. Im Nu ist er ins Netz gehüllt und im Auto verstaut. Auch Robert Alther und Pascale Meier aus Oberengstringen werden an diesem Vormittag fündig. Das Paar aus Oberengstringen weiss schon genau, wie es seinen Weihnachtsbaum dekorieren will. «Unsere Kugeln sind pink-violett. Sie stammen aus dem 3D-Drucker», verrät Robert Alther.

Sie wollen den Hässlichsten

Reserviert ist auch bereits ein Baum für Familie Widmer. Die Auswahlkriterien sind etwas anders. «Ich habe die Devise, immer den hässlichsten auszuwählen, der braucht auch ein Zuhause», sagt Patricia Widmer und lacht.

Wie lange Vater Franz Widmer sich noch um die Christbäume kümmern will, weiss er nicht. «Ich habe mich mit 60 pensionieren lassen und habe seitdem genug Zeit. Mir macht die Arbeit immer noch Spass, daher denke ich nicht ans Aufhören.» Und seine Tochter fügt an: «Und wenn er doch irgendwann keine Lust mehr hat, dann werden wir übernehmen. Der Nachwuchs ist zudem gesichert. Mein Bruder ist dieses Jahr Vater geworden. Die Tradition geht also sicher weiter.»

Christbaum Widmer bei den Familiengärten in Spreitenbach: Verkauf am Donnerstag, 23. Dezember, von 13 bis 17 Uhr.

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