Geld wird wieder mehr zuhause aufbewahrt

Die Spreitenbacher Tresorfirma Züblin Firesafe AG feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Banken, Detailhändler, Restaurants und Gutbetuchte schwören auf ihre Safes und Panikräume.

Die Firma Züblin Firesafe AG feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Carmen Züblin leitet den Betrieb, den ihr Vater aufgebaut hat, zusammen mit Giuseppe Caruso. (Bild: Chris Iseli)
Die Firma Züblin Firesafe AG feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Carmen Züblin leitet den Betrieb, den ihr Vater aufgebaut hat, zusammen mit Giuseppe Caruso. (Bild: Chris Iseli)

«Das ist mein Liebling. Er ist nicht der Schönste, doch als Kind habe ich immer damit gespielt», sagt Carmen Züblin und zeigt auf den grauen, meterhohen Tresor des französischen Herstellers Fichet-Bauche. «Der stand schon immer im Büro meines Vaters in Weiningen», sagt die 41-Jährige. Mittlerweile schmückt er den Eingangsbereich der Tresor- und Feuerschrank-Anbieterin Züblin Firesafe AG in Spreitenbach.

Nicht nur der Firmenstandort hat gewechselt. Seit zehn Jahren leitet Carmen Züblin das Geschäft. Die Weiningerin hat das Familienunternehmen von Vater Hans Peter Züblin übernommen. Die Geschäftsführung teilt sie sich mit dem Aescher Giuseppe Caruso, der bereits seit 17 Jahren für den Betrieb tätig ist.

Das Jahr 2021 ist ein besonderes für die Züblin Firesafe AG

Die Firma feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Am 1. Juni 1971 gründete Hans Peter Züblin den Betrieb in Wattwil. «Mein Grossvater hat ihn auf die Idee gebracht, Tresore zu verkaufen», erinnert sich Carmen Züblin. Und so begann der gelernte Kaufmann mit dem Handel ein paar weniger Tresore, während seine Frau Alice sich um das Administrative kümmerte. «Mein Vater ist ein Macher. Er widmete sich nicht nur dem Verkauf, sondern auch der Auslieferung und dem Service. Das Firmenfahrzeug war ein Matador-Büssli, das heute Kultstatus hätte», sagt Züblin und lacht.

Hans Peter Züblin entwickelte überdies auch Tresore und stellte unter anderem gemeinsam mit der Büromöbelfabrik Oeschger den ersten feuerfesten Aktenschrank der Schweiz her. Dieser wurde 1973 bei der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in Dübendorf einem erfolgreichen Feuertest unterzogen und seitdem von Patron Züblin vermarktet.

Umzug ins Limmattal

1975 zog der Familienbetrieb nach Weiningen an die Ifangstrasse. 1983 zügelte die Züblin Firesafe AG ins Gewerbehaus Gubrist. 20 Jahre später verlegte man wegen des Teilabbruchs des Gewerbehauses aufgrund des Baus der dritten Gubrist­röhre den Firmensitz samt Ausstellung und Lager nach Spreitenbach.

Der Zweimannbetrieb von damals ist zu einem fünfköpfigen Team herangewachsen, das über 100 verschiedene Produkte anbietet. «Wir sind kein riesiges Unternehmen und legen wie mein Vater damals Wert darauf, unsere Kundschaft eins zu eins zu betreuen», sagt Carmen Züblin. Vor allem, wenn es Notfälle gebe, wenn beispielsweise der Tresorschlüssel abhandenkommt oder der Code fürs Zahlenschloss vergessen geht, seien die Kundinnen und Kunden sehr dankbar, dass sie auf schnelle Hilfe zählen können.

Für die Versicherung ist der Tresor ein Vorteil

Zu ihnen gehören nicht nur Banken, sondern auch Restaurants, Detailhändler, Tankstellen, Kioske, Notariate oder Privatpersonen. «Fast jedes Geschäft, das mit Geld zu tun hat oder wertvolle Dokumente besitzt, setzt auf uns», sagt Züblin. Dass man einen Tresor braucht, würden viele aber erst kurz vor Eröffnung des Geschäfts merken. «Bewusst an uns gedacht wird selten. Doch rein aus versicherungstechnischen Gründen ist es wichtig, einen Tresor zu haben», sagt Giuseppe Caruso und ergänzt: «Der Widerstandsgrad eines Tresors gibt einem an, zu welchem Wert der Tresorinhalt versichert werden kann.»

In den Safes und den feuerfesten Schränken werden nicht nur Papiere und Bargeld, sondern auch Schmuck, Waffensammlungen, Gemälde, Fotoalben oder Festplatten aufbewahrt – alles Gegenstände mit finanziellem oder zumindest emotionalem Wert. Hierzu bietet die Züblin Firesafe AG ihrer Kundschaft Standardmodelle ab 1500 Franken, aber auch individuelle Lösungen an. Züblin sagt: «Wer einen rosaroten Tresor will, der zur restlichen Einrichtung passt, der bekommt einen.»

Man habe auch schon einen Tresor eines Autofans mit dem gleichen Lack produzieren lassen oder einen drei Meter langen Safe für Edelmetallstäbe eines Uhrenherstellers entworfen. Anfragen erhält die Firma ab und zu auch von Personen, die sich einen Panikraum wünschen. «Dabei handelt es sich um einen Panzerraum mit Klappbett und WC, in dem sich die Kunden bei einem Einbruch einschliessen können. Das sind vor allem vermögende Leute, die Angst vor Entführungen haben», sagt Caruso.

Die meisten Tresorschlösser funktionieren über mechanische oder elektrische Zahlencodes oder ein Schlüsselsystem. Iris-Scan, Face-ID oder Fingerabdrücke, wie man sie aus Hollywood-Filmen kennt: Fehlanzeige. «Die Wertigkeit reicht nicht aus. Die Maschine kann sich täuschen und ist leicht manipulierbar», erklärt Caruso.

Auch wenn das Bezahlen mit Bargeld in der Pandemie abgenommen hat, sei das bargeld- und papierlose Zeitalter noch längst nicht angebrochen, findet Züblin. Zudem gibt es einen Gegentrend: «Aufgrund der Negativzinsen bei Banken bewahren wieder mehr Menschen ihr Geld zu Hause auf.»

Die Pandemie konnte der Firma wenig anhaben. Der Verkauf sei während des ersten Lockdowns etwas zurückgegangen, doch seit den Lockerungen hätten sie sogar mehr zu tun. «Geschäfte eröffnen und brauchen einen Tresor. Zudem gingen Codes nach der langen Pause vergessen und wir müssen für Notöffnungen ausrücken», sagt Züblin. Sie ist stolz, das Lebenswerk ihres Vaters weiterzuführen. «Er sagt stets, dass sich das Tresorgeschäft nicht wahnsinnig steigern wird, aber es auch keine Absacker gibt.» Diese Beständigkeit gefalle ihr und an dieser wolle sie auch festhalten.

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