Eine Kirche soll verkauft werden

Eine Umzonung und den Verkauf des Areals – das schlägt die Kirchenpflege der Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde Spreitenbach-Killwangen für den Kirchenstandort Hasel vor. Das Traktandum könnte an der Kirchgemeindeversammlung am nächsten Dienstag für Gesprächsstoff sorgen.

Verkauf der Kirchenanlage Hasel Spreitenbach steht zur Diskussion. (Bild: Melanie Bär)
Verkauf der Kirchenanlage Hasel Spreitenbach steht zur Diskussion. (Bild: Melanie Bär)

Vor zwei Jahren genehmigten die Mitglieder an der Kirchgemeindeversammlung einen Kredit, um eine Energieanalyse und eine Immobilienstrategie für die beiden Kirchenstandorte Hasel und Dorf zu machen. Das Ergebnis: Beide Anlagen sind sanierungsbedürftig. In den Unterlagen zur Kirchgemeindeversammlung heisst es, dass aus energetischer Sicht umfangreiche wie auch gesetzlich festgelegte Massnahmen ergriffen werden müssten. Auch die Auslastung der Räume, insbesondere im Hasel, stimme nicht mehr. An beiden Standorten entsprächen die Räume nicht mehr den zeitgemässen Bedürfnissen. Die Kirchenpflege sieht allerdings keinen praktikablen Weg, beide Standorte baulich zu erneuern, zu erhalten und zu betreiben.

Das hat auch finanzielle Gründe: Die Kosten würden die Finanzierungsmöglichkeiten der Kirchgemeinde übersteigen. Denn in der Vergangenheit wurden keine Rückstellungen für umfassende Sanierungen gebildet. Diese kämen jetzt aber teuer zu stehen: Auf zwei Millionen Franken wird nur schon die Sanierung des Saals im Hasel, ohne Kirche, geschätzt. Deshalb will die Kirchenpflege nun die Notbremse ziehen und nur den Standort Dorf behalten und sanieren. Für das Areal Hasel soll eine «alternative Lösung» gesucht werden, wie die Kirchenpflege in den Unterlagen schreibt.

Fünf Anträge dazu

Was das konkret heisst, lässt sich aus den fünf Anträgen erahnen, über die an der Kirchgemeindeversammlung am Dienstag abgestimmt wird. Erstens möchte die Kirchenpflege im Rahmen der laufenden Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) bis Ende Juni eine Nutzungsänderung beantragen, damit auf dem Areal künftig Wohnbauten zulässig würden. Zweitens schlägt die Kirchenpflege vor, das Verwaltungsvermögen ins Finanzvermögen zu überführen. Drittens sollen bis Ende Jahr alternative Nutzungs- und Finanzierungskonzepte für den Standort Hasel eingereicht werden können. Diese will die Kirchenpflege zusammen mit Experten und den Initianten prüfen. Viertens will die Kirchenpflege Vorschläge für eine partizipative Entwicklung der Kirchgemeinde mit dem Standort Dorf, für Killwangen und für kirchliche Angebote aufzeigen. Der fünfte Antrag ist ein Auftrag an sich selbst: Die Kirchenpflege soll bis auf Weiteres nur noch die allernotwendigsten Sanierungsmassnahmen zur Aufrechterhaltung des Betriebs Hasel und Dorf unter Einhaltung der gesetzlichen Auflagen tätigen.

Konzentration auf Standort im Dorf

Im sechsseitigen Bericht erläutert die Kirchenpflege die Hintergründe dazu. «Die Kirchenpflege kommt zum Schluss, dass für eine gute Gemeindeentwicklung mit einem ausgeglichenen Finanzhaushalt die Konzentration auf einen Standort dringlich ist. Dabei steht der Erhalt, ja sogar die Stärkung des Standorts Kirche Dorf im Vordergrund», resümiert sie und schreibt weiter: «Im Hinblick auf die knappen finanziellen Verhältnisse drängt sich ein Verkauf der Kirchenanlage Hasel auf. Die Kirchenpflege ist aber offen für alternative, aber finanziell tragbare Ideen für das Areal Hasel.»

Einige alternative Nutzungsideen wurden von der Kirchenpflege bereits geprüft. Allerdings hätte weder eine der ihnen bekannten Kirchgemeinden in der Umgebung noch die beiden politischen Gemeinden Interesse an einer Nutzung. Eine islamische Gemeinschaft zeigt sich hingegen offen, «doch liegt bis heute kein verbindliches Interesse vor, weder für den Kauf noch für die Miete», heisst es weiter.

Workshop mit sieben Teilnehmern

In einem Workshop im März seien sich die sieben Teilnehmenden einig gewesen, dass es so, wie es heute ist, nicht weitergehen kann. Ebenso werde der Standort Dorf nicht in Frage gestellt. Allerdings gebe es Bedenken, dass Killwangen abgehängt werde.

Eine der Workshopteilnehmenden war Heidi Fausch. Auch sie findet, dass eine Kirchgemeinde mit rund 1300 Mitgliedern grundsätzlich nicht zwei Standorte braucht. Allerdings ist sie gegen den Verkauf und sieht es auch nicht als Aufgabe der Mitglieder, verantwortungsvolle Lösungen zu präsentieren. «Ich denke, das ist die Aufgabe der Kirchenpflege.» Sie will deshalb an der Kirchgemeindeversammlung den Antrag stellen, dass die Kirchenpflege der Kirchgemeinde praktikable Lösungen zur Nutzung des Areals im Baurecht durch gemeinnützige Institutionen (Genossenschaften) oder andere sinnvolle Umnutzungen vorlegt. Auch Eingaben von Initianten sollen geprüft und der Verkauf ausgeschlossen werden. «Ohne diese Änderungen ist es zu riskant, der Umnutzung zuzustimmen», so Fausch, die Mitglied der Kirchgemeinde und der Besuchergruppe ist.

Die Abgabe im Baurecht hat ihrer Meinung nach für die Kirchgemeinde mehrere Vorteile: Das Einkommen einer sechsstelligen Summe über Jahrzehnte; 30 bis 50 günstige Mietwohnungen (Familien oder Alterswohnungen, je nach gewählter Institution); ein Mehrzweckraum auch für die Kirche und dass Killwangen nicht ganz abgehängt wird. Sie hofft, dass am 25. Mai viele Mitglieder an der Kirchgemeindeversammlung teilnehmen und ihrem Anliegen zustimmen.

Auch Patricia Huggenberger, Präsidentin der Kirchenpflege, hofft, dass viele Mitglieder an der Kirchgemeindeversammlung erscheinen. «Unserer Ansicht nach ist unser Vorschlag ein guter, gangbarer Weg. Wir sind aber grundsätzlich offen, realistische Vorschläge entgegenzunehmen und zu prüfen.» Die ausführlichen Unterlagen zur Versammlung werden nicht verschickt, können aber unter www.spreitenbach-killwangen.ch eingesehen werden. Die Versammlung findet am Dienstag, 25. Mai, 19.30 Uhr im Kirchgemeindehaus Hasel in Spreitenbach statt.

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