«Fressbalken» bald mit eigenem Solarstrom

In einer kleinen Ausstellung in der Umwelt Arena Spreitenbach präsentiert die Autobahnraststätte Würenlos ihre Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit. Dabei geht es um Schnellladestationen, LED-Beleuchtung und eine Photovoltaik-Anlage.

Projektleiter Marc Chopard erklärt Besucher Sven Degenhardt die nachhaltigen Neuerungen der Autobahnraststätte. (Bild: Sibylle Egloff)

Projektleiter Marc Chopard erklärt Besucher Sven Degenhardt die nachhaltigen Neuerungen der Autobahnraststätte. (Bild: Sibylle Egloff)

Autos, Lieferwagen und LKWs bahnen sich ihren Weg unter dem länglichen Gebäude durch. «Mövenpick» steht in roten Lettern über dem markanten Bauwerk. Die unverkennbare Raststätte in Würenlos an der A1, die im Volksmund auch «Fressbalken» genannt wird, ist wohl jedem, der schon mal mit dem Auto in der Schweiz unterwegs war, bekannt. Seit ihrer Eröffnung 1972 spannt sich die Shopping-Raststätte über den meistbefahrenen Autobahnabschnitt des Landes.

In der Umwelt Arena Spreitenbach, einen Katzensprung vom eigentlichen Standort entfernt, kann das Miniatur-Modell des «Fressbalkens» im Massstab 1:100 ganz ohne Stau und Verkehrslärm betrachtet werden. Die kleine Ausstellung «Die nachhaltige Raststätte in der Schweiz» mit Filmaufnahmen und Plakaten ist seit Anfang März im Spreitenbacher Ausflugsziel vertreten und soll rund drei Jahre lang dort gastieren.

Doch was hat das Wahrzeichen des Limmattaler Individualverkehrs mit Umwelt und Nachhaltigkeit zu tun? «Bei der Erneuerung der Raststätte im Herbst 2019 wurde der Fokus bewusst auf das Thema Nachhaltigkeit gesetzt, um ein Teil der Mobilität der Zukunft zu werden», erklärt Max Chopard, Projektleiter Ausstellungen und Besucherinformation der Umwelt Arena, während eines Rundgangs. Dass das Gebäude aus den 70er-Jahren nicht nur aufgefrischt, sondern energieeffizienter gestaltet wurde, freut ihn. «Die Raststätte hat Vorbildcharakter und zeigt, dass es wichtig ist, in die Zukunft und in nachhaltige Lösungen zu investieren. Dies nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei älteren Gebäuden.»

Zu den konkreten Massnahmen gehört etwa die Umstellung der Beleuchtung auf LED im Innen- und Aussenbereich der Raststätte. «Damit konnte die Betreiberin, die Bovida Real Estate AG, eine Stromersparnis von 85 Prozent erzielen», so Chopard. Im Zuge der nachhaltigen Sanierung wurden überdies 20 Schnellladestationen, die sich auf beiden Seiten der Raststätte verteilen, errichtet. Im Modell sind die Parkfelder blau hervorgehoben. «Vielleicht sehen Sie, dass das vorderste gelbe Auto mit ‹Elektro› angeschrieben ist», sagt Chopard und zeigt mit dem Finger auf eines der Fahrzeuge. Er ist von der Idee, aber auch von den liebevollen Details des Mini-«Fressbalkens» begeistert. «Vor 80 Jahren wurde die Schiene elektrifiziert. Es ist höchste Zeit, dass das nun auch auf der Strasse passiert», sagt Chopard. Wenn man für einen Zwischenstopp, eine Toilettenpause oder einen Einkaufsbummel anhalte, könne man diese Zeit nutzen, um die Reichweite des Elektrofahrzeugs zu erweitern. Dafür sei die Raststätte der ideale Ort.

230 Solarpanels sollen auf dem Dach installiert werden

Die Anlage macht die Würenloser Raststätte zum schweizweit grössten Standort von Elektroladestationen. Derzeit werden die 20 Stationen mit Schweizer Ökostrom betrieben. Bald will die Raststätte selber Energie produzieren. «Geplant ist, dass demnächst eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Raststätte gebaut wird», sagt Chopard. Das Gesuch dazu sei im Dezember 2020 bei der Gemeinde Würenlos eingereicht worden.

Das Vorhaben bedeutet in Zahlen: 230 Solarpanels auf einer Fläche von rund 436 Quadratmetern. Zum Vergleich: Damit kann der jährliche Strombedarf von 26 Haushalten gedeckt werden. Mit der Energie vom Dach soll der «Fressbalken» sich übers ganze Jahr hinaus selbst mit Strom versorgen und auch einen Teil der Schnellladestationen damit speisen können. Gerechnet wird, dass damit 48 Tonnen Co2 pro Jahr eingespart werden können. Die Bovida Real Estate AG freut sich, dass sie den Besucherinnen und Besuchern der Umwelt Arena ihre Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit in Form dieser Ausstellung präsentieren kann. «Normalerweise wird eine Autobahnraststätte nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit assoziiert. Wir wollen zeigen, dass durch Investitionen in die Infrastruktur ein umweltschonender Betrieb möglich ist und wir damit einen Beitrag zur klimafreundlichen Zukunft der Schweiz leisten», sagt Carmen Hodel von der Bovida Real Estate AG. Auch seitens Umwelt Arena ist man froh, dass man das Engagement unterstützen kann. «Das auch, weil wir die gleiche Philosophie haben und Besuchern ebenso insgesamt 16 Parkplätze mit Elektro-Ladestationen bieten», sagt Chopard. Die Ausstellung findet bei Besucher Sven Degenhardt aus Romanshorn Gefallen. «Es bietet sich an, auf dem Raststätten-Dach, das stets von der Sonne beschienen wird, eine Solaranlage zu erstellen», sagt der Familienvater. Er sei davon ausgegangen, dass die Raststätte über ein nachhaltiges Konzept mit Schnellladestationen für die Elektromobilität verfüge.

«Ich habe eine gewisse Erwartungshaltung, dass solche Angebote in Zeiten des Klimawandels vorhanden sein müssen», sagt Degenhardt. Er selbst spielt mit dem Gedanken, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Eigenheimdach zu installieren. «Ich wollte mich in der Umwelt Arena etwas darüber informieren und auch meinen Kindern das Thema Nachhaltigkeit näherbringen.»

Das gibt es in anderen Museen in der Region zu sehen

Der Bruno Weber Park in Spreitenbach eröffnete Anfang März bereits einen Monat früher als üblich seine Tore, und das mit gleich zwei Neuerungen. Erstens sind die Eintrittspreise gesunken, für Erwachsene beispielsweise um einen Drittel von 18 auf 12 Franken. Zweitens kriegen die Besucherinnen und Besucher des Skulpturenparks des vor knapp zehn Jahren verstorbenen Künstlers Bruno Weber, der dieses Jahr seinen 90. Geburtstag feiern würde, für ihr Geld mehr zu sehen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren steht der Essraum im Wohnhaus von Witwe Maria Anna Weber wieder offen und kann besichtigt werden.

Die Galerie im Gluri-Suter-Huus in Wettingen ist derzeit für den Umbau zu den Ausstellungen von Simone Holliger und Markus Weggenmann geschlossen. Ab Sonntag, 9. Mai, um 11 Uhr sind die grossformatigen Skulpturen aus bemaltem Papier von Holliger und die Malereien von Weggenmann zu sehen. Am Eröffnungstag sind die beiden Kunstschaffenden von 13 bis 15 Uhr anwesend und können Interessierten Auskunft zu ihren Werken geben.

Ab dem 9. Mai erwartet Besucherinnen und Besucher des Eduard Spörri Museums in Wettingen ebenso Neues. Gleich zwei Ausstellungen gibt es zu besichtigen. «Freidimensional ’21» zeigt kleinformatige Skulpturen von sieben Schweizer Kunstschaffenden. «Stille Früchte – laute Formen» präsentiert unter anderem eine raumfüllende Installation des Aargauer Künstlerduos Philipp Hänger und Marc Hartmann.

Die beiden Eröffnungstage am Muttertag des Eduard Spörri Museums und des Gluri-Suter-Huus finden in Kooperation mit dem Atelier Walter Huser in Wettingen und dem Historischen Museum Baden statt. Auch diese beiden Museen sind an diesem Tag zugänglich. (sib)

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