Die Hofläden trumpfen nun weniger auf

Während des Lockdowns florierte das Geschäft der Hofläden in der ganzen Schweiz. Wie sieht es heute, knapp vier Monate nach dem Ende des Lockdowns, aus? Die Limmatwelle hat nachgefragt.

Bea Weber hat in ihrem Hofladen in Spreitenbach eine Warteecke vor dem Laden eingerichtet. Rahel Bühler
Bea Weber hat in ihrem Hofladen in Spreitenbach eine Warteecke vor dem Laden eingerichtet. Rahel Bühler

«Wir haben seit Ausbruch des Coronavirus doppelt so viele Kunden wie sonst», sagte Bea Weber Mitte April gegenüber der Limmatwelle. Gemeinsam mit ihrem Sohn Peter führt sie einen Hofladen in Spreitenbachs Dorfzentrum. Tobias Lüscher vom Lüscherhof in Wettingen machte damals im April die gleiche Aussage. Zu diesem Zeitpunkt hoffte er, dass ein paar Neukunden nach der Krise hängenbleiben. Auch das Hoflädeli der Familie Markwalder in Würenlos verzeichnete einen «enormen Anstieg der Kundschaft», wie Brigitte Markwalder im April gegenüber der Limmatwelle zu Protokoll gab. Damals boten die Markwalders auch Hauslieferungen für Senioren und Risikopatienten an. «Wir machen das aus Solidarität», sagte Markwalder im April.

Mittlerweile sind ein paar Monate ins Land gezogen. Der Lockdown ist beendet. Die Läden wieder uneingeschränkter geöffnet. Die Grenzen zu den Nachbarländern erneut offen. Da stellt sich die Frage: War das Phänomen Hofladen von Dauer? Die Limmatwelle hat bei den gleichen drei Hofläden in der Region nachgefragt und sie gebeten, ihre Erfahrungen zu vergleichen.

Wegen beschränkter Einlasszahlen gibt es einen Wartebereich

Bea Weber zeigt sich heute gleich euphorisch wie vor fünf Monaten: «Wir haben keine Einbussen, sondern eher noch mehr zu tun.» Auf die Frage, warum die Kundschaft geblieben sei, hat sie ein Stichwort: Qualität. «Man muss glaubwürdig sein und die Produkte müssen eine gute Qualität haben», sagt die 72-Jährige. Nach wie vor dürfen sich maximal drei Personen in ihrem Hofladen in Spreitenbach aufhalten: eine Bedienung und zwei Kunden. «Für die Wartenden haben wir vor dem Laden eine Nische gemacht, wo sie etwas essen und trinken können.» Nach wie vor verkaufe sich das gesamte Sortiment sehr gut. «Der Kunde will frische Ware und er will wissen, woher sie kommt.» Das weiss Weber aus langjähriger Erfahrung: Sie führt den Hofladen seit 50 Jahren.

Der Wettinger Tobias Lüscher zeigt sich etwas zurückhaltender: Während des Sommers hätten sie zwar mehr Kundschaft als üblich gehabt. «Viele Leute blieben in den Sommerferien ja in der Schweiz. Vielleicht hat es damit zu tun.» Doppelt so viele wie normal seien es aber nicht mehr gewesen. Grund dafür könnten die Erdbeeren sein: «Während des Lockdowns war Erdbeersaison, das ist unsere Hauptsaison.» Jetzt sei zudem die Normalität wieder etwas eingekehrt: «Die Leute wissen: Die Grossverteiler haben genug Lebensmittel auf Vorrat, und sie weichen nicht mehr auf Hofläden aus.» Auch bei Lüscher darf nur eine beschränkte Anzahl Kunden in den Laden: eine Bedienung, drei Kunden. «Das funktioniert sehr gut. Wir müssen die Kunden nur wenig ermahnen.» Im Moment verkaufe er viele Himbeeren. Jetzt fange zudem die Zwetschgen- und bald auch die Kürbissaison an.

Die Würenloserin Brigitte Markwalder sagt, ein Teil der neuen Kundschaft sei zwar geblieben, sie hätten aber bedeutend weniger Kunden als während des Lockdowns. Das hätten sie erwartet: «Wir haben nicht damit gerechnet, dass der Ansturm bleibt», sagt sie. Das wäre auch nicht gut gewesen: «Wir sind ein kleiner Betrieb. Wir können nicht von heute auf morgen doppelt so viel produzieren.» Im Vergleich zum Vorjahr würde Markwalders Hoflädeli etwa den gleichen Umsatz machen. In den Sommerferien hätten sie aber mehr Eier als üblich verkauft. Das schreibt Markwalder den Kunden zu, die heuer ihre Ferien zuhause verbrachten.

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