5,6 Millionen Passagiere im ersten Betriebsjahr
Die Limmattalbahn ist seit dem 11. Dezember 2022 zwischen Killwangen und Zürich Altstetten unterwegs. René Fasel von Aargau Verkehr zieht trotz 17 Kollisionen und einer Schlägerei eine positive Bilanz.

Seit einem Jahr verkehrt die Limmattalbahn zwischen Killwangen und Zürich Altstetten. Die Bevölkerung scheint vom neuen ÖV-Angebot rege Gebrauch zu machen. Das belegen die Passagierzahlen von Aargau Verkehr, welche die Bahn betreibt. «Hochrechnungen zeigen, dass wir im ersten Betriebsjahr rund 5,6 Millionen Fahrgäste hatten», sagt René Fasel, Leiter Bahnproduktion, zum «Badener Tagblatt». Das sei deutlich mehr als erwartet. Das Ziel, zwischen 4 und 5 Millionen Passagiere zu befördern, wurde somit klar übertroffen.
Fasel zieht eine positive Bilanz, vor allem hinsichtlich der Nachfrage. «Die Limmattalbahn wurde sehr gut von der Bevölkerung aufgenommen und wird nicht nur zu den Hauptverkehrszeiten stark genutzt.» Das liege daran, dass damit attraktive Orte wie etwa das Shoppi Tivoli, die Ikea oder das Spital Limmattal erschlossen würden.
Zufrieden zeigt sich Fasel auch mit der niedrigen Schwarzfahrerquote von 2,5 Prozent oder über den Fakt, dass von den 32 Stadtbahnführern, die vor einem Jahr grösstenteils als Quereinsteiger starteten, 31 noch immer dabei sind. «Schön, dass es ihnen so gut gefällt.»
Drei Personenunfälle, die Spitalaufenthalt erforderten
Es gibt aber nicht nur Erfreuliches zu melden. Im ersten Betriebsjahr ereigneten sich 30 Unfälle. «Neben Bagatellen kam es zu 17 Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmenden. Drei davon waren Personenunfälle, die einen Spitalaufenthalt erforderten. Zum Glück kam es nie zu einem Todesfall», sagt Fasel.
Oft konnten Zusammenstösse und Schlimmeres dank Schnellbremsungen verhindert werden. Über 350 davon wurden bisher registriert. Jedoch sind sie laut Fasel weder für das Fahrpersonal noch für die Fahrgäste besonders angenehm. «Jede Schnellbremsung birgt die Gefahr, dass Leute in der Bahn stürzen und sich verletzen.»
Ursache für die Schnellbremsungen und Kollisionen sind laut Fasel oftmals andere Verkehrsteilnehmende, die trotz Verbot links abbiegen und der Bahn den Weg abschneiden. Vielfach spiele auch die fehlende Aufmerksamkeit eine Rolle. «Personen sind in ihr Handy versunken und geraten wegen der Ablenkung auf die Gleise. Andere hören wegen der lauten Musik über Kopfhörer oder Airpods nicht, wenn eine Bahn heranfährt», erzählt Fasel.
Unfälle und Schnellbremsungen sorgen für Verspätungen und Ausfälle. Im Durchschnitt weist die Limmattalbahn eine Pünktlichkeit von 97 Prozent auf. «Die SBB-Anschlüsse in Dietikon erreichen wir gut. In Killwangen wird es mit 2 Minuten Verzug bereits kritisch», sagt Fasel. Der Fahrplan sei sehr eng getaktet und der Fakt, dass die Bahn kein Wendetram sei und das Fahrpersonal so an den Endhaltestellen den Führerstand wechseln müsse, koste Zeit.
Fahrplanausbau nicht vor 2027 möglich
Deshalb wünscht sich Fasel mehr Fahrzeuge. «Wenn wir mehr davon hätten, könnten wir besser auf Zwischenfälle und Störungen reagieren sowie die Anschlusssicherheit garantieren. Zudem wäre es dann möglich, während der Hauptverkehrszeiten einen 7,5-Minuten-Takt anzubieten.» Bislang komme mit den acht Fahrzeugen nur ein 15-Minuten-Takt infrage.
Da die Herstellerfirma für die Produktion der Bahnen zwei bis drei Jahre Zeit benötigt, wäre ein Fahrplanausbau vor 2027 gar nicht möglich. In noch weitere Ferne scheint die Verlängerung der Limmattalbahn-Strecke bis nach Baden zu rücken. «Vor Corona gingen wir davon aus, dass sich die Weiterführung bis nach Baden bis 2035 realisieren lässt. Die Pandemie hat viele Ausbaupläne im öffentlichen Verkehr um Jahre nach hinten verschoben.» Im Zentrum stehe aktuell der Widerstand der Bevölkerung. «Fragen wie: Braucht es die Bahn überhaupt? Und: Wo soll sie durchführen? müssen zuerst geklärt werden.» Fasel prophezeit: «Die Bahn wird nicht vor 2040 nach Baden fahren.»