Zwischen Regeln und Mitbestimmung

Vizeammann Anton Möckel äussert sich im Interview zu den randalierenden Jugendlichen und den gekürzten Öffnungszeiten im Jugendtreff.

Vizeammann Anton Möckel nimmt Stellung zu den Problemen.bär
Vizeammann Anton Möckel nimmt Stellung zu den Problemen.bär

Die Limmatwelle berichtete darüber, dass Jugendliche nach dem Jugendtreff randalierten und nicht bereit seien, im Treff mehr Verantwortung zu übernehmen (Limmatwelle-Ausgaben 23 und 25). Nun ist der Jugendtreff nicht mehr jeden Freitag, sondern nur noch einmal im Monat am Freitag geöffnet. Sie haben sich als Ressortvorsteher nun gemeldet, um dies zu differenzieren. Gemeinderat Anton Möckel, Ressortvorsteher Bildung und Soziales: Die Öffnungszeiten wurden nicht nur wegen der Randalierergeschichte reduziert. Es ist üblich, dass der Jugendtreff vor den Sommerferien reduziert geöffnet ist. Die Jugendlichen sollen im Sommer nicht im Keller hocken, sondern sich auch draussen treffen. Die reduzierten Öffnungszeiten haben auch damit zu tun, dass im Moment ein Betriebsteam fehlt. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass alles, was im Jugendtreff läuft, schlecht ist und wir deswegen schliessen.

Aber Sie können bestätigen, dass es in Würenlos Probleme wegen randalierender Jugendlicher gibt? Grundsätzlich schon. Aber das beschränkt sich nicht nur auf Jugendliche, die den Jugendtreff besuchen. Wir haben auch Vandalismus im Friedhof, bei den Kindergärten und den öffentlichen Anlagen.

Ist klar, dass es sich bei der Täterschaft um Jugendliche handelt? Wir gehen davon aus. Teilweise konnte es nachgewiesen werden, oft ist die Täterschaft jedoch unbekannt. Es ist aber schon auch so, dass die Schuld schnell Jugendlichen zugewiesen wird, weil Jugendliche generell, sagen wirs mal so, «Unsinn im Kopf haben» und «kreativ unterwegs sind». Doch Jugendliche sind nicht per se schlecht, sie suchen einfach ihre Grenzen und brauchen auch Raum. Wenn sie den nicht haben, brechen sie später aus. Mit dem Jugendtreff wollen wir ihnen Raum geben, solange es nicht zu Sachbeschädigungen und Personenverletzungen kommt.

Was unternimmt der Gemeinderat, wenn die Grenze überschritten wird und es wie kürzlich zu Vandalismus im Dorf kommt? Bereits im Mai hat der Gemeindeschreiber die Regionalpolizei Wettingen Limmattal über Ruhestörungen und Sprayereien informiert und vermehrte Polizeikontrollen gefordert, insbesondere beim Jugendtreff.

Wurde das umgesetzt? Bisher wurde die Polizei erst gerufen, wenn es brannte. Nicht zuletzt, weil die Jugendarbeiterin der Meinung ist, dass zu viel Polizeipräsenz die Jugendlichen vom Kommen abhält. Doch es hat sich herumgesprochen, dass in Würenlos, im Gegensatz zu anderen Gemeinden, weniger Polizeipräsenz herrscht. Es kommen deshalb auch viele Auswärtige, vor allem Jugendliche aus Wettingen, Spreitenbach und Neuenhof, nach Würenlos. Das wollen wir auch gar nicht verbieten, denn oftmals sind es ja Gspänli unserer Jugendlichen, die zusammen zur Schule gehen oder Ausbildungen machen. Doch es soll auch nicht sein, dass Jugendliche nach Würenlos kommen, weil hier nicht so eng kontrolliert wird. Es sollen in allen Gemeinden die gleichen Regeln herrschen. Der Jugendtreff ist kein rechtsfreier Raum, Kontrolle wäre wichtig. Wenn Jugendliche wissen, dass Kontrollen gemacht werden, gibt es weniger Probleme.

Wird der Gemeinderat das nun umsetzen? Ich habe letzte Woche mit dem Jugendpolizisten gesprochen. Sie sind bereit, mehr Präsenz zu zeigen. Sie wollen aber auch nicht nur die Bösen spielen und nur dann kommen, wenn es brennt. Sie wollen eine Beziehung zu den Jugendlichen aufbauen. Schliesslich ist die Polizei nicht per se die strafende Behörde und tut dies auch nicht aus Selbstzweck, sondern weil die Gesellschaft Anstand, Respekt und Gesetze fordert.

Also wird das Problem mit mehr Polizeipräsenz gelöst? Nicht nur. Es braucht massive Veränderungen von allen Seiten. Einerseits müssen die Jugendlichen akzeptieren, dass gewisse Regeln herrschen und Grenzüberschreitungen Konsequenzen haben. Anderseits müssen sie mitbestimmen können und brauchen ihre Freiheiten.

Es heisst, Jugendliche seien heute nicht mehr bereit, sich in ihrer Freizeit zusätzlich zu verpflichten. Auch der Verein Jugendtreff hat sich aufgelöst ... Ich glaube, dass dies auch daran liegt, dass vor dem Stellenantritt der jetzigen Jugendarbeiterin Jugendlichen im Jugendtreff zu wenig Freiraum gegeben wurde. Sie wurden beim Mitgestalten zu stark kontrolliert und wollen deshalb keine Verantwortung mehr übernehmen. Die Jugendlichen haben es nicht gerne, wenn man ihnen sagt, wie sie zu leben haben. Es gilt, den Mittelweg zwischen pingelig und Verwahrlosung, zwischen Chaos und strenger Organisation zu finden. Jugendliche, die sich engagieren wollen, muss man an der langen Leine lassen. Erst wenn die Leine überspannt wird, soll eingeschritten werden, anstatt von Anfang an alle Spielregeln vorzugeben.

Wie gehts weiter? Ich bin im Gespräch mit der Jugendkommission, dem Trägerverein des Jugendtreffs sowie mit dem Schulleiter und dem Jugend- und Familienberatungsleiter. Die Jugendarbeiterin soll nicht mehr die alleinige Verantwortung tragen, die Jugendkommission und der Trägerverein sollen mehr Präsenz haben.

Wann wird der Jugendtreff wieder normal jeden Freitag stattfinden? Während der Sommerferien bleibt der Jugendtreff wie jedes Jahr geschlossen. Der Gemeinderat ist der Meinung, dass der Treff nach den Schulferien auch für die Jugendlichen ab 15 Jahren wieder jeden Freitag geöffnet werden soll.

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