Ein pragmatischer Ansatz

Der Gemeinderat hat zehn verschiedene Standorte evaluiert: Die Zivilschutzanlage Wiemel erwies sich als überzeugendste Lösung, um auf die Schnelle 22 vom Kanton zugewiesene Asylsuchende unterzubringen.

Etwa 60 Personen liessen sich am Mittwoch vergangener Woche an einer Informationsveranstaltung im Feuerwehrmagazin vom Gemeinderat über die aktuelle Lage informieren. «Das ist eine Momentaufnahme», sagte Vizeammann Toni Möckel, die sich stündlich ändern könne. Soeben sei bekannt geworden, dass es sich bei der Personengruppe, die nach Würenlos kommen soll, ausschliesslich um Männer handelt. Herkunft unbekannt. Vonseiten der anwesenden Bevölkerung kamen besorgte Fragen und Befürchtungen auf: Wird es eine 24-Stunden-Betreuung geben? Wie werden die Asylsuchenden beschäftigt? Werden wir einen Schutz haben? Wie stellt man sicher, dass keine Terroristen unter ihnen sind? Aber auch der besonnene Wille, gemeinsam eine für alle Seiten gute Lösung zu finden, fand breiten Raum.

Fünf Wochen hat der Gemeinderat seit der Verfügung des Kantons Zeit, um die Voraussetzungen zu schaffen, am 2. November 22 Asylsuchende aufnehmen zu können. Die Alternative wäre, eine Ersatzabgabe von 110 Franken pro Asylsuchendem pro Tag zu leisten; 72000 Franken pro Monat, fast 900000 Franken im Jahr: «Das wollen wir nicht; das können wir nicht», sagte Möckel. Der Gemeinderat wolle der Pflicht nachkommen, solidarisch mit anderen Gemeinden sein, aber auch weiterhin auf regionale Lösungen hinwirken. So werde man die Verfügung anfechten und um die vom Kanton nicht akzeptierte Verbundlösung mit Neuenhof kämpfen.

Auch Killwangen hatte sich (wie ausserdem Ehrendingen, Stetten, Nieder- und Oberrohrdorf) vor einem Jahr diesem Verbund angeschlossen. Laut Auskunft vonKillwangens Gemeindeammann Werner Scherer hat seine Gemeinde jetzt aber keine Zuweisungsverfügung erhalten: «Wir haben gegenwärtig unsere Aufnahmepflicht erfüllt.» Das Soll von sieben Asylsuchenden sei in der Gemeinde untergebracht.

Zurück ins Feuerwehrmagazin Würenlos: Dort zeigte Möckel engagiert auf, wie man günstige Voraussetzungen schaffen will.In der Zivilschutzanlage müssen in diesen Tagen Duschen, WC und Kochgelegenheiten umgebaut werden. Für den oberirdischen Aufenthaltsbereich auf dem Schwimmbadparkplatz mit Occasions-Containern muss ein Baugesuch eingereicht werden. Und das Schwierigste: Es muss eine professionelle Betreuung organisiert werden. «Die Spielregeln mit Tagesstruktur und Hausordnung müssen von Anfang an klar sein», so Möckel. Ausserdem habe man den Ehrgeiz, die Asylsuchenden zu «beschäftigen», arbeiten dürfen sie nicht. Gemeindeschreiber Daniel Huggler richtete sich ebenfalls überzeugend an die Versammelten: «Wir wollen den Asylsuchenden nicht nur ein Bett zur Verfügung stellen, sondern auch, dass sie positiv in Kontakt kommen mit der Bevölkerung.» Denkbar wäre das zum Beispiel im Deutschunterricht bei pensionierten Lehrern.

Möckel versicherte, der Gemeinderat habe ein offenes Ohr für die Bedenken aus der Bevölkerung und verschliesse die Augen nicht vor möglichen Problemen, was er mit einem Vergleich verdeutlichte: «Wenn wir uns alle heute Abend hier für zwei Wochen einschliessen würden, hätten wir auch bald Lämpen.» Die Lösung in der Zivilschutzanlage sei pragmatisch, so Möckel, und bei Kosten von gut 100000 Franken finanziell gut verkraftbar: «Das Asylwesen bereitet uns kein finanzielles Kopfzerbrechen.»

Als Verhaltensregel gab Möckel den Bürgern mit auf den Weg: «Begegnen Sie den Asylsuchenden mit offenen Augen, aber auch mit offenen Herzen!»

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