Reichtum Alltagsmoment
Die beiden Journalistinnen Susanne Karrer und Graziella Jämsä - lesen und zeichnen am Mittwoch im Freibad Wiemel und werben - für ihr neues Buch.
«Wir wollen herausfinden, wie wir auf Publikum wirken, und machen deshalb im Wiemel eine Geschichtenstunde für Kinder. Sie sind das kritischste und ehrlichste Publikum», begründet Susanne Karrer. Die beiden Redaktorinnen, Susanne Karrer bei der Limmatwelle und Graziella Jämsä beim Lenzburger Bezirks-Anzeiger, üben sozusagen für ihre Premiere am 6. September. Dann werden sie nämlich im Trotamundos in Baden der Öffentlichkeit ihr Erstlingswerk «Das Spiel des Lebens» vorstellen: ein 70-seitiges Buch mit 39 Kolumnen von Jämsä und 20 Illustrationen von Karrer.
Einmal ein eigenes Buch herauszugeben, sei ein lange gehegter Traum, den die beiden unabhängig voneinander hatten. «Dass es zu dieser Zusammenarbeit kam, ist jedoch ein Zufall, den wir meinem Mann verdanken», erklärt Jämsä. Die 37-Jährige, die einst den Diplomlehrgang am Medienausbildungszentrum Luzern besuchte, hat vor anderthalb Jahren mit dem Schreiben von Kolumnen für ein eigenes Buch begonnen. «In einer Buchhandlung drückte mir mein Mann ein illustriertes Buch in die Hand und fragte mich, wieso ich mit Susanne nicht ein solches Buch mache.» So kommt es, dass man nicht nur beim Lesen einen neuen Blick auf bekannte Situationen werfen kann, sondern auch beim Betrachten der Illustrationen. «Mein Motiv sind Alltagsgöttinnen – starke Frauen, die trotzdem ganz normal sind», beschreibt Karrer, die das Kunstgymnasium besuchte und nach dem Uniabschluss wieder intensiv zu malen begann.
Karrers Lieblingsbild ist die Abbildung zweier telefonierender Frauen. «Es soll zeigen, dass ein Telefongespräch mit der besten Freundin manchmal alles zum Positiven verändern kann», begründet sie. Auch Jämsä hat eine Lieblingskolumne: «Die Beschreibung, wie die doofe Welt meines dreijährigen Neffen durch meine Umarmung wieder in Ordnung kommt.» Ziel sei es, durch die Darstellungen dieser bekannten Alltagssituationen den Leser und Betrachter zum Nachdenken oder Schmunzeln anzuregen. «Wir möchten den Blick auf den Reichtum solcher Alltagsmomente richten», so Jämsä.
Nicht alle Kolumnen und Zeichnungen seien gelungen, sondern manche auch wieder im Papierkorb gelandet. «Ich wollte zum Beispiel das Unwohlsein darstellen, wenn einer Frau die Frisur nicht sitzt. Doch der ‹bad hair day› gelang mir nicht», erzählt Karrer, die normalerweise einen Arbeitstag investiert, um von einer Skizze ein fertiges Bild anzufertigen.
Die jungen Frauen bringen «Das Spiel des Lebens» im Eigenverlag heraus. «So sind wir nicht fremdbestimmt und können es gestalten und vertreiben, wie wir wollen», begründet Jämsä. Dank der registrierten ISBN-Nummer kann man das Buch trotzdem nicht nur über die Privat-Homepages bestellen, sondern auch via Buchhandel.
Die dazu benötigten Formalitäten seien die grösste Herausforderung bei der Realisierung ihres Erstlingswerks gewesen. Nun wissen sie, wie alles läuft, und können sich vorstellen, später weitere Bücher zu publizieren – beide schreiben parallel an einem Roman.
Zuerst wollen sie nun aber an der Lesung im Wiemel prüfen, wie sie vor Publikum wirken. Graziella Jämsa, die als Kind selber im Wiemel badete, wird aus Klassikern, wie etwa «Michel aus Lönneberga», vorlesen. Susanne Karrer illustriert die Geschichten parallel dazu. Freibad Wiemel, Mittwoch, 30. Juli, 14–15 Uhr, kostenlos, bei jedem Wetter. www.wortemalen.ch und www.susanne-karrer.ch