230-jähriger Brunnen ist saniert

Ein 900 Kilogramm schwerer Brunnen wurde saniert und wieder an seinem alten Standort eingesetzt. Brunnenmeister Felix Zürcher freuts.

Felix Zürcher: Der Brunnenmeister ist für den Unterhalt zuständig. Melanie Bär

Felix Zürcher: Der Brunnenmeister ist für den Unterhalt zuständig. Melanie Bär

Haben den Brunnen saniert: Alina Kellerhals, Daniel Weber und Peter Rüegg. bär

Haben den Brunnen saniert: Alina Kellerhals, Daniel Weber und Peter Rüegg. bär

Rücktransport auf den Friedhof. zVg

Rücktransport auf den Friedhof. zVg

Für einmal wurde vor einer Woche kein Grabstein auf den katholischen Friedhof gehievt, sondern ein 900 Kilogramm schwerer, 230 Jahre alter Brunnen. Nachdem er in der Bildhauerei und Steinwerk Weber AG im baselländlichen Röschenz saniert worden war, wurde er an seinen alten Standort zurückgebracht. «Wir haben alle Eisenteile entfernt, damit kein Rost mehr entstehen kann», sagt Bildhauer Daniel Weber. Zudem wurden rissige Stellen repariert, die abgewetzten blauen Beschichtungen weggeschliffen, Löcher gefüllt und ein Messinggitter angebracht. «Jetzt sollte er wieder 230 Jahre halten», sagt Weber, der mit seinen Mitarbeitenden rund 60 Stunden Arbeit in die Sanierung gesteckt hat. Zusammen mit seinem Cousin und vier Angestellten führt er das Familienunternehmen in vierter Generation. Weil der Grabsteinbedarf rückgängig ist, hat man sich vor vier Jahren auf die Sanierung und den Bau von Brunnen spezialisiert. Das Unternehmen ist dafür in der ganzen Schweiz tätig. Die meisten sind wie dieser im Besitze einer Gemeinde oder einer Stadt. «Wenn man einen Natursteinbrunnen regelmässig pflegt, hält er lange. Um ihn vor dem Zerfall zu schützen, sind aber solche aufwendigen Sanierungen irgendwann trotzdem unumgänglich.» Die Sanierung alter Brunnen ist eine Arbeit, die geschätzt wird. «Es macht mich ehrfürchtig, etwas so Altes zu erhalten, das in Handarbeit erstellt wurde», sagt Peter Rüegg, einer der Mitarbeiter.

Weitere Brunnen werden saniert

«8 der 22 Brunnen in Würenlos wurden bereits saniert und es kommen noch weitere hinzu», sagt Felix Zürcher. Als Brunnenmeister ist er auch für deren Unterhalt zuständig. «Der Gemeinde ist es wichtig, dieses Kulturgut zu erhalten.» Auch wenn Brunnen keine so wichtige Funktion mehr haben wie vor dem Bau von Reservoirs. 1903 erfolgte in Würenlos der Bau des ersten Reservoirs, das 1905 in Betrieb genommen wurde. Das zweite entstand 1965. Seither werden rund 90 Prozent des Wasserbedarfs über Grundwasser gedeckt, das heraufgepumpt wird. Quellwasser, das vorher für die gesamte Wasserversorgung genutzt wurde, macht noch 10 Prozent aus. 19 der 22 Brunnen sind an Quellen angeschlossen. Jener im Friedhof, beim Schützenhaus und beim Café am Bach bedienen sich am Wassernetz des Reservoirs. «Von November bis Ende April werden sie abgeschaltet», sagt Zürcher.

Selbstständigkeit gefällt Zürcher

«Wasser ist eines unserer wichtigsten Güter», sagt er. Er sei stolz, dass er sich seit 18 Jahren als Brunnenmeister für die Wasserversorgung der Gemeinde Würenlos einsetzen darf. «Ich stecke viel Herzblut in die Arbeit und bin eigentlich immer erreichbar.» Am meisten mag er die Selbstständigkeit. Sein Arbeitstag beginnt meistens im Büro, das sich an der Tägerhardstrasse 1 in der Nähe des Pumpwerks Tägerhard Wald befindet. «Als Erstes werfe ich einen Blick auf die Leitstelle und schaue, wie der Wasserverbrauch in der Nacht war», sagt der 63-Jährige. Gibt es nämlich irgendwo ein Leck, zeigt sich das im überdurchschnittlich hohen Wasserverbrauch.

20 Mal wegen Rohrbruch ausrücken

Vor 15 Jahren hat man in Würenlos begonnen, das Leckortungssystem «Lorno» einzubauen. Mittlerweile sind alle Hydranten mit Funksendern ausgerüstet. Im Wasser ist ein Mikrofon eingebaut, das die Geräusche kontrolliert. Es erkennt akustische Veränderungen der Geräuschkulissen und sendet in diesem Fall ein Signal an die zentrale Leitstelle. «So weiss ich ganz genau, wo der Wasserverlust entsteht, und kann ihn beheben.» Rund 20 Mal rückt er wegen eines Rohrbruchs aus. «Früher musste ich rund 30 Mal ausrücken, das hat sich dank regelmässigen Sanierungen der Leitungen stark verbessert.» Eine Neuerung steht gerade an: Die Wasserzähler sollen durch sogenannte Smartmeter ersetzt werden. Sie erübrigen das Ablesen des Wasserstands, weil der Wasserstand online übermittelt wird und auch ein Lecküberwachungssystem integriert ist. «Bis zu meiner Pensionierung in rund zwei Jahren will ich alle 1000 Zähler mit Smartmeter ersetzt haben.» Als Brunnenmeister ist er auch für die Organisation der Anschlussgesuche bei Neubauten, für die Wasserqualität und eben für die Brunnen zuständig. Als einziger Gemeindemitarbeiter im Bereich Wasserversorgung zieht er bei Bedarf Spezialisten bei. Auch wenn dies wie im Falle der Brunnensanierung mit Kosten von rund 15000 Franken verbunden ist, kommt es immer noch günstiger, als einen neuen Brunnen zu kaufen. «In dieser Grösse würde das rund 25000 Franken kosten und über drei Meter grosse Brunnen können gar nicht mehr hergestellt werden, weil es keine so grossen Steinblöcke zu kaufen gibt», so Daniel Weber. Der Würenloser Brunnen besteht übrigens aus Muschelkalkstein, der im Steinbruch Mägenwil abgebaut wurde.

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