«So gewann ich das Vertrauen»

16 Jahre lang führte Gemeinderat Daniel Huser das Ressort Hochbau. Nun tritt er ab.

Als Treffpunkt für das Abschlussporträt wählt Daniel Huser das Rathaus. Er läuft die Treppe hoch. Das Sitzungszimmer in der Bau- und Planungsabteilung im zweiten Stock ist frei. Der Gemeinderat öffnet die Tür und wechselt das Türschild auf «besetzt».

Der Ort des Treffens ist kein Zufall: Bewusst trennt er Gemeinderatsamt, Geschäft und privat – auch räumlich. Nicht nur aus freien Stücken: Als Ressortvorsteher Hochbau, Liegenschaften und Energie präsidiert er die Baukommission und war in den 16 Jahren für Bauprojekte in der Höhe von rund 120 Mio. Franken verantwortlich. «Da wäre es fatal gewesen, wenn ich Geschäft und Gemeinderat nicht getrennt hätte und mit meinem eigenen Unternehmen Offerten für Ausschreibungen der Gemeinde gestellt hätte», sagt Huser, der in vierter Generation das Wettinger KMU Huser Gebäudetechnik AG führt. Aufträge für mehrere Hunderttausend Franken entgingen dem Unternehmen so. Dafür schuf er Transparenz. «Und ich gewann das Vertrauen für meine Tätigkeit als Gemeinderat.»

Daniel Huser holt ein Blatt aus seiner Aktentasche hervor und legt es auf den Sitzungstisch. Darauf hat er die Fakten während seiner Zeit als Baukommissionspräsident zusammengetragen. Die Zahlen sind beeindruckend: 1,2 Milliarden Franken betrug die Bausumme der bewilligten Bauvorhaben (ohne öffentliche Bauten), dafür brauchte es 2800 Gesuche und 470 Sitzungen.

Immer geprüft ob alles berücksichtigt wurde

Nicht immer waren sich die Ortsbild- und Baukommission zu Beginn einig. Ebenso wenig wie Architekten, Planer und Bauherren. Da war Daniel Husers Verhandlungsgeschick gefragt. Seine ruhige, sachliche Art war dabei dienlich. «Ich habe mir alle Parteien angehört und selbstkritisch geprüft, ob alles berücksichtigt wurde.» Entschieden wurde dann im Gremium.

«Entscheide werden verstanden, wenn man aufzeigen kann, dass sie nicht willkürlich, sondern gestützt auf Praxis und Gesetzgebung gefällt wurden.»

Wenn schlussendlich alle Beteiligten zufrieden vor dem vollendeten Bau gestanden seien, sei das für ihn die grösste Genugtuung gewesen. Erlebt hat der 58-Jährige das bei vielen Bauten. Eine davon ist das Oeschgerareal, wo die Volumetrie anfangs zu grosser Diskussion führte. Auch in der Entwicklung an der Landstrasse, einer Mischung aus Gewerbe und Wohnungen, sieht er viel Potenzial. Dank der Verabschiedung durch den Regierungsrat kann das nun angegangen werden.

Darum wird sich nun Husers Nachfolger, Gemeinderat Martin Egloff, kümmern. Daniel Huser hat keine Mühe, sein Amt abzugeben. Enttäuscht ist er nur, dass der SVP-Kandidat nicht gewählt wurde und seine Partei nun nicht mehr im Gemeinderat vertreten ist.

Ansonsten kann er gut loslassen und hat keine Mühe, sich abzugrenzen. «Das sind meine Stärken und ich bin sicher, dass es mein Nachfolger auch gut machen wird», sagt Daniel Huser. Er sei keiner, der immer vorne stehen müsse, um sich zu profilieren. «Ich übernehme aber gerne Verantwortung und habe durchs Amt auch gelernt, hinzustehen.»

Politik liegt in der Familie

Verantwortung wird der eidg. dipl. Sanitärplaner und gelernte Spengler auch künftig noch haben. In seiner Unternehmung und als Präsident des Gebäudetechnikverbandes suissetec. Politisch wird ihn die älteste seiner drei Töchter auf dem Laufenden halten. Sie wurde als beste SVP-Einwohnerrätin wiedergewählt und schaffte auch den Sprung in den Grossrat. Zur Freude ihres Vaters, der sich nach 6 Jahren als Einwohnerrat und 16 Jahren als Gemeinderat aus der Politik zurückzieht.

Er freut sich auf mehr Zeit für Familie, Beruf und Hobbies wie Langlauf, Skifahren und Tennisspielen. Bereuen tut er seinen langen Einsatz fürs Gemeindewohl jedoch keineswegs. «Ich empfehle jedem, ein solches Amt zu übernehmen», sagt Huser. Er steht auf, wechselt das Türschild wieder auf «frei» und verlässt die Bau- und Planungsabteilung.

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