«Essen ist etwas Grundlegendes, das Menschen miteinander verbindet»

Den ganzen Sommer war der Wettinger Fotograf Adrian Ehrbar in der Schweiz, in Deutschland und Österreich unterwegs, um ausgezeichnete Köche und ihre Neuinterpretationen von Flüchtlingsmenüs abzulichten.

Adrian Ehrbar beim Fotografieren eines Gerichtes des Fernsehkoches Frank Oehler.Fotos: zVg

Adrian Ehrbar beim Fotografieren eines Gerichtes des Fernsehkoches Frank Oehler.Fotos: zVg

Der Schweizer Starkoch Sven Wassmer schaut sich mit Adrian Ehrbar das entstandene Bild an.

Der Schweizer Starkoch Sven Wassmer schaut sich mit Adrian Ehrbar das entstandene Bild an.

Es begann als kleines Schulprojekt der deutschen Hotelfachschule Heidelberg. «Ich wurde angefragt, ob ich ehrenamtlich ein paar Porträts der Köche machen könnte», erzählt Adrian Ehrbar. Am Schluss habe er 50 Spitzenköche und die von ihnen neu interpretierten Lieblingsrezepte von Flüchtlingen porträtiert. Aus dem anfänglich kleinen Studentenprojekt, dessen Ziel es war, eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen zu schlagen, ist schlussendlich ein 424-seitiges Buch entstanden.

Seit Anfang Dezember ist das etwas andere Kochbuch «Hand in Hand» im Schweizer, deutschen und österreichischen Buchhandel und online erhältlich. Anders, weil es vom einfachen Landrezept bis zur haute cuisine alles vereint und auch Porträts von Flüchtlingen und Köchen enthält. Anders auch, weil die Basis der Rezepte von Flüchtlingen stammt. «Und es ist einmalig, dass so viele Spitzenköche mit ihren Rezepten in einem einzigen Buch vereint sind», erzählt Ehrbar.

Weil das Charityprojekt ein politisches Thema aufgreift, gingen die Studenten davon aus, dass sich nur eine Handvoll Köche beteiligen werde. Schliesslich waren es viermal so viele und 20000 Kilometer, die Ehrbar mit seinen Ford, welchen er als mobiles Fotostudio einsetzt, zurücklegte, um die Köche in ihren Gaststätten abzulichten. Für den 28-Jährigen, der sich vergangenes Jahr als Fotograf selbstständig gemacht hatte, sei es zwar eine gute Werbung, «doch ich bin nicht von einer solchen Dimension ausgegangen, schliesslich hatte ich während dieser Zeit keinen Verdienst.» Der Lohn sei das Wissen, sich für eine gute Sache eingesetzt zu haben, und ein erweitertes Netzwerk in der Szene der Spitzenköche.

Als gelernter Bäcker-Konditor – Ehrbar hat in der Wettinger Confiserie Freya seine Lehre absolviert – kennt er die Gastrowelt von der Pike auf. Auch die Leidenschaft fürs Fotografieren hat er früh entdeckt. Schon als Lehrling investierte Ehrbar sein ganzes Geld in seine Kameraausrüstung und fotografierte die selbst gemachten Pralinés, Torten und Zuckerfiguren in seinem zum Fotostudio umfunktionierten Zimmer. Als sein Berufsschullehrer auf seine Fotos aufmerksam wurde, liess er ihn bei seinem Buchprojekt «Magic Marzipan» mitarbeiten, das schliesslich an den «Gourmand world Cookbok Awards» zum besten Dessertbuch in der Welt ausgezeichnet wurde.

Bis vor zwei Jahren betrieb er das Fotografieren nebenberuflich. Erst letztes Jahr wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete den Ein-Mann-Betrieb «Adrian Ehrbar Photography». «Ich kann meinen Traum nicht verwirklichen, wenn ich angestellt bin», begründet er. Sein Traum ist nicht etwa, als Fotograf reich zu werden, sondern «dass man mich in fünf Jahren als den Gastrofotografen kennt».

Mit dem Buchprojekt hat er schon mal einen Grundstein dafür gelegt. Am meisten beeindruckt hat ihn das Rezept von Matthias Schmidt. Er schuf aus dem Rezept seiner Frau, einer Tunesierin, aus simplen Zutaten wie Mehl, Wasser und Zucker eine Teigkugel und goss eine Buttersauce darüber. «Ein einfaches, traditionelles Gericht, das er nur wenig änderte und genial schmeckt.» Gefallen haben dem Autodidakten auch die Begegnungen mit Personen verschiedenster Kulturen. «Essen ist etwas Grundlegendes, das Menschen miteinander verbindet.» Trotzdem hat er auch die kulturellen Unterschiede zu spüren bekommen. «Wir hatten Mühe, Flüchtlingsfrauen zu finden, die sich fotografieren liessen.» Grund waren ihre Männer, die nicht wollten, dass ein Foto ihrer Frau in einem Buch erscheint.

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