Er sorgt dafür, dass die Wanderwegschilder wieder glänzen
Frühling ist Wanderzeit. Doch die Wege müssen präpariert werden. Die Limmatwelle hat einen Freiwilligen beim Herrichten der Wanderwege in der Region begleitet.
Die Leiter lehnt an der Wand. Daneben steht das Fahrrad mit der roten Plastikbox auf dem Gepäckträger. Gotthard von Ah, von allen nur Gody genannt, hält eine Sprühflasche in der linken Hand. In der rechten Hand hält er einen weissen Lappen. Sein Blick ist auf die gelben Wanderschilder an der Betonwand gegenüber dem Bahnhof Killwangen-Spreitenbach gerichtet: Fünf Minuten nach Würenlos, zwei Stunden nach Baden.
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Schliesslich steigt der 76-Jährige auf die Leiter und sprüht die gelben Schilder ein. «Das ist Putzessig; der putzt gut und ist umweltfreundlich», erklärt Gody. Sorgfältig wischt er mit dem Lappen über die Schilder, bis sie glänzen. Der weisse Stoff färbt sich langsam schwarz ein. «Das hat sich alles angesammelt seit September, da habe ich die Schilder das letzte Mal geputzt.»
Seit neun Jahren für die Wanderwege unterwegs
Auf seiner neongelben Weste steht in schwarzer Schrift: «Betreuung Wanderwege». Gody ist einer der rund 100 Freiwilligen im Kanton, die sich um die Wanderwege im Namen des Vereins Aargauer Wanderwege kümmern.
Seit bereits neun Jahren betreut der Spreitenbacher die Wanderwege in der Region: bis zum Egelsee und dem Franzosenweiher, über den Heitersberg und zum Kloster Wettingen.
Heute kümmert sich der Rentner um den Limmatuferweg. Von Spreitenbach-Killwangen über Neuenhof bis nach Wettingen putzt er die Wanderschilder und räumt Hindernisse aus dem Weg und präpariert die Wege im Frühling für die Wandersaison.
Das Fahrrad, der treue Begleiter
«Ich bin selber ein begeisterter Wanderer. Nach meiner Pensionierung erschien mir die Betreuung der Wanderwege eine sinnvolle Aufgabe», sagt Gody. Die Aufgabe sei inzwischen zu seinem Hobby geworden.
Er klappt die Leiter zusammen und hängt sie an die Seite seines Fahrrads: Die Konstruktion hat Gody selbst entworfen. So ist alles, was er für die Betreuung der Wanderwege braucht, am Fahrrad befestigt. Um den Bahnhof bis zur Brücke Richtung Würenlos kann Gody fahren. Danach schiebt er sein Velo: Am Limmatuferweg gilt schliesslich Fahrverbot.
Vögel zwitschern, der Fluss plätschert. In der Ferne ist das Rauschen der Autobahn zu hören: Idyllisch ist der Weg entlang der Limmat. Gody stellt das Fahrrad ab und holt die kleine Gartenschere hervor. Geschickt schneidet er einen langen Dornenast ab: Hindernisse aus dem Weg räumen gehört auch zu seiner Aufgabe.
Das grosse Ärgernis: Sprayereien
Schon holpert das Fahrrad weiter über den Waldweg. In der roten Kiste auf dem Gepäckträger hüpfen die Utensilien auf und ab. Vor einer Steinmauer macht Gody Halt: Ein Richtungspfeiler wurde übersprüht. «Das passiert die ganze Zeit. Damit muss ich leben.» Geduldig übermalt er das Zeichen wieder. Sprayereien und abmontierte Schilder, das ist keine Seltenheit.
Vom Verein Aargauer Wanderwege bekommt Gody neue Beschilderungen zugestellt. Wie die sogenannten Blechrhomben: die gelben Schilder mit den Wandermännchen. Diese können mit einem Metallring einfach an Strassenpfosten angebracht werden.
Wenn möglich, verwendet Gody aber die Haftetiketten, diese klebt er auf Trafokästen oder Robidogs. Wichtig ist, dass der Verlauf des Wanderwegs an Weggabelungen klar ersichtlich ist.
Ein paar Stunden oder ein Tag: Die Schilder müssen glänzen
Entlang den Bahngleisen vorbei an den Schrebergärten in Neuenhof führt der Weg Richtung Kloster Wettingen. Jedes Wanderwegschild entlang dem Weg sprüht Gody mit seinem Putzessig ein: «Auf meinen Wegen glänzt jedes Schild.»
Der Limmatuferweg ist die kürzeste Route. Rund zwei Stunden benötigt der Rentner dafür. «Manchmal mache ich gleich mehrere Wege, dann bin ich auch mal bis zu sieben Stunden unterwegs.»
Wenn alle Schilder glänzen und die Wege freigeräumt sind, radelt Gody mit dem Fahrrad auf der Strasse wieder nach Spreitenbach. Doch schon bald wird er erneut den Limmatuferweg entlanggehen: dann als Mitglied der Wandergruppe Spreitenbach und ohne Fahrrad.