«Spreitenbach ist mein Dorf»

Monika Zeindler (parteilos) verlässt den Gemeinderat nach 12 Jahren. Sie freut sich bereits auf mehr Zeit für sich.

Monika Zeindler (parteilos) weiss, dass Spreitenbach viel mehr als nur das Shoppi zu bieten hat.
Monika Zeindler (parteilos) weiss, dass Spreitenbach viel mehr als nur das Shoppi zu bieten hat.

Die Holztische im Büro sind leer, Monika Zeindler ist heute alleine in der Treuhand-Firma BSR. Dort, gleich neben dem Shoppi Tivoli, arbeitet die eingefleischte Spreitenbacherin seit 30 Jahren als Sachbearbeiterin: auch während ihrer 12 Jahre als Gemeinderätin.

«Aber jetzt ist gut», sagt Zeindler und lächelt. Jahrelang hat die 54-Jährige ihre Feierabende und Samstage für das Aktenstudium der Gemeinde hergegeben. Damit ist ab dem neuen Jahr Schluss.

«Ich freue mich darauf, einmal keine Pläne machen zu müssen.» Missen möchte sie die Zeit im Gemeinderat aber auf keinen Fall. «Die Arbeit im Gemeinderat hat mein Leben bereichert und meinen Horizont erweitert», sagt Zeindler und lehnt sich in den Bürostuhl. Dabei hält sie mit den Daumen die Hosentaschen.

Mit Politik kam Zeindler bereits als Kind in Verbindung: Ihr Vater war Mitglied der CVP und im einstigen Einwohnerrat von Spreitenbach tätig. Die Familie zog vom Kanton Zürich in die Gemeinde. Als mittleres von fünf Kindern wuchs Zeindler in Spreitenbach auf: «Spreitenbach ist mein Dorf.» So war Zeindler stets aktiv in Vereinen, wie dem FC Spreitenbach, dabei und hat sich am Gemeindeleben beteiligt.

Als 1992 der Platzspitz in Zürich geräumt wurde, rief Spreitenbach eine Drogenkommission ins Leben. «Man hatte Angst, dass die Süchtigen wieder in ihre Heimatgemeinden zurückkehren.» Zeindler wurde Teil der neuen Kommission. Zwar kehrten die Drogenkonsumenten nicht zurück, dafür wurde in der Gemeinde fleissig Suchtprävention betrieben.

Es geht auch ohne Partei

Anschliessend verschlug es Zeindler acht Jahre in die Finanzkommission. Schliesslich kandidierte sie vor 12 Jahren für den Gemeinderat. «Für mich war aber klar, dass ich keiner Partei beitrete», so Zeindler.

Sie wollte nicht schubladisiert werden. «Wenn ich meine Meinung bilde, dann nicht, weil es der Meinung einer Partei entspricht.» Den Sprung in den Gemeinderat schaffte Zeindler aber auch ohne Unterstützung einer Partei. «Mich kannten die Leute im Dorf.»

Durch die Arbeit als Gemeinderat hat Zeindler gelernt, verschiedene Sichtweisen einzunehmen. So war sie zwar der Ansicht, dass Kinder zu Hause betreut werden sollten, unterstütze jedoch das Projekt der Kindertagesstätte.

«Ich habe durch das Projekt erkannt, wie gut eine Krippe für die Integration von Kindern sein kann.» Die Tätigkeit als Gemeinderat zwinge einen, aus der eigenen sozialen Blase zu treten. «Und das tut gut.»

Schwierig ist, Zeit für sich zu finden

Die grösste Herausforderung in den vergangenen Jahren sei das Zeitmanagement gewesen. «Ich musste mir immer wieder Zeit für mich und meine Hobbys nehmen», so Zeindler, die leidenschaftlich gerne Line Dance macht. Dabei sei es manchmal ein Vorteil gewesen, dass sie alleinstehend ist. Gleichzeitig musste sie aber genau deshalb darauf achten, dass sie sich nicht für alle Anlässe und Termine verpflichtete.

Jetzt freut sie sich auf die Zukunft mit viel Zeit für sich. «Die grösste Umstellung wird sicher sein, dass ich in Zukunft die Neuigkeiten aus dem Gemeinderat aus der Zeitung erfahren werde.» Zeindler lächelt.

Mit den ehemaligen Ratskollegen wird sie auch weiterhin Kontakt halten. Schliesslich hat sie die letzten 12 Jahre fast mehr Zeit mit ihnen als mit ihren Freunden und der Familie verbracht.

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