Spitex spricht über mögliche Fusion

Die Spitex Wettingen-Neuenhof will ihre Rechtsform vom Verein zur gemeinnützigen Aktiengesellschaft ändern. Grund ist der schnellere Entscheidungsweg im Falle einer Fusion. Geschäftsführer und Vereinspräsident befürworten Wachstum, Zusammenarbeit oder Fusion.

Andreas Kaufmann im Gebäude der Spitex in Neuenhof . Sibylle Egloff/Archiv

«Die Spitex Wettingen-Neuenhof hat vergangene Woche das externe Audit des Departements Gesundheit und Soziales ohne Auflagen bestanden», meldet Andreas Kaufmann, Geschäftsführer der Spitex Wettingen-Neuenhof. Für Kaufmann eine Bestätigung für die «hohe gelebte Qualität in unserer täglichen Arbeit». Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel sei das keine Selbstverständlichkeit. «Wir haben zurzeit 7 von 92 Stellen nicht besetzt. Wir sind ständig auf der Suche nach Personal.» Mittlerweile nicht mehr nur nach Fachkräften, sondern auch nach Mitarbeitenden ohne spezifische Ausbildung, etwa beim Mahlzeitenlieferdienst. «Früher veröffentlichten wir ein Inserat und hatten Dutzende Bewerbungen, jetzt kriegen wir manchmal nicht mal mehr eine Bewerbung.»

Spitex-Fusion

Zusammen mit den Organisationen in Baden, Brugg, Lenzburg und Rohrdorf gehört die Spitex Wettingen-Neuenhof im Kanton Aargau zu den grössten Organisationen. Gerechnet wird nicht mit der Fläche, sondern mit der Bevölkerungszahl. «Mit 31000 Einwohnern haben wir jedoch eine relativ schwierige Grösse; wir sind nicht mehr klein, aber auch nicht genügend gross, um Ressourcen zu optimieren. Deshalb brauchen wir einen nächsten Wachstumsschritt», sagt Kaufmann. Höhere Flexibilität beim Personaleinsatz ist einer der Gründe, warum Kaufmann eine Spitex-Fusionen befürwortet. «Mit einem grösseren Mitarbeiterpool können wir bei Personalengpässen besser ausweichen», sagt Kaufmann. Bei Krankheitsausfällen müssten heute auch Mitarbeitende aufgeboten werden, die eigentlich frei haben; selbst Pensionierte seien immer wieder im Einsatz. Ein weiterer Grund, der für eine Fusion spräche, sei die zunehmende Professionalisierung im Administrativbereich und bei der IT. Für eine grössere Organisation lohne sich die Anstellung von Fachpersonen und auch der Einsatz der IT komme verhältnismässig günstiger. «Der administrative Aufwand beispielsweise bei Qualitätssicherung, IT, Rechnungs- und Personalwesen, der heute bei allen Organisationen anfällt, könnte als grössere Organisationseinheit gebündelt und besser verteilt werden.»

Gespräche über mögliche Fusion

Einen Zusammenschluss mit der damaligen Spitexorganisation Spreitenbach-Killwangen (heute Region Aargau Ost) scheiterte vor neun Jahren, weil die dortige Bevölkerung Nein sagte. Andreas Kaufmann und Jürg Keller, Präsident der Spitex Wettingen-Neuenhof, führten letztes Jahr mit einer anderen Spitex-Organisation Gespräche über eine mögliche Fusion. «Die Fusion kam aber bisher nicht zustande. Wir wollen uns nächstes Jahr wieder zum Gespräch treffen.» Um welche Spitex es sich handelt, will Keller nicht nennen, nur so viel: «Wir sind weiterhin offen für verschiedene Formen der Zusammenarbeit oder für Zusammenschlüsse.» Auch mit den Nachbargemeinden, die vor neun Jahren noch abgelehnt hatten. «Falls ihrerseits Interesse signalisiert wird, nehmen wir die Gespräche gerne wieder auf.»

Vorsorglich will der Vorstand schon jetzt die Rechtsform von einem Verein in eine Gemeinnützige Aktiengesellschaft (AG) ändern. «Um schnellere Entscheidungswege zu erhalten», sagt Jürg Keller. Im Falle einer Fusion müsste jetzt der Entscheid an der Generalversammlung abgewartet werden. Diese findet jedoch nur einmal pro Jahr statt, was zu problematischen Zeitverzögerungen führen kann. Wegen der Fusionsgespräche mit der anderen Spitex-Organisation verschob man die Gründung der Spitex AG um ein Jahr. Im März oder April 2024 wird sie rückwirkend auf den 1.1.2024 vollzogen, wobei der Spitex-Verein vorläufig einziger Aktionär der neuen Gesellschaft sein wird. Für die Mitarbeitenden, die Kunden, die Vertragsgemeinden und die Spitex-Partner wird die Gründung der AG keinerlei Auswirkungen haben.

Das sagt der Kanton

Auf Anfrage äussert sich das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) positiv gegenüber Spitex-Zusammenschlüssen: «Sie generieren einige Vorteile punkto Wirtschaftlichkeit, Erweiterung des Angebots (zeitlich und fachspezifisch), personeller und finanzieller Ressourcenoptimierung und Professionalisierung der Organisationen.»

Was die Rechtsform betrifft, gebe das DGS keine grundsätzliche Empfehlung ab: «Ein Entscheidungskriterium kann sein, dass ein Verein bei der Führung eines Dienstleistungsunternehmens nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen, wie dies die Spitexbetriebe sind, an Grenzen stösst. In diesem Fall kann die Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft eine valable Alternative sein. Andere Rechtsformen wie Stiftungen oder Zweckverbände sind ebenfalls möglich.» Wichtig sei, dass die Betriebe die Eigenschaften der möglichen Trägerschaften prüfe, gegeneinander abwägen und die geeignetste Form auswählen.

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