Mit Scheuklappen durch Mitwirkung?

Die IG LimmatMobil setzt sich für breit gefächerte Lösungen der Verkehrsprobleme im unteren Limmattal ein. Dass die Limmat­talbahn dereinst über ­Neuenhof und Wettingen nach Baden fahren soll, hält sie für falsch.

Drei vom Vorstand der IG LimmatMobil (v.l.) Toni Benz, Christoph Meier und Kurt Wiederkehr. Irene Hung-König

Die Limmattalbahn wurde vor einem Jahr auf die Gleise geschickt. Sie verbindet Zürich Altstetten mit Killwangen-Spreitenbach. Im ersten Betriebsjahr wurden 5,6 Millionen Fahrgäste befördert. Die Betreiberin Aargau Verkehr AG (AVA) spricht von einem Erfolg. Es gibt Pläne, dass die Limmattalbahn dereinst nach Neuenhof, nach Wettingen und schliesslich via Hochbrücke und durch den Schlossbergtunnel nach Baden fahren soll. Der Grosse Rat hatte im September 2020 die Weiterführung der Limmattalbahn (LTB) von Killwangen nach Baden als Zwischenergebnis in den kantonalen Richtplan aufgenommen.

Gegen diese Entwicklung wehrt sich die überkommunale und überparteiliche IG LimmatMobil mit ihren über 100 Mitgliedern und dem sechsköpfigen Vorstand mit Christoph Meier, Biologe aus Würenlos, Kurt Wiederkehr, pensionierter Bauingenieur ETH aus Baden, Toni Benz, pensionierter Liegenschaftsverwalter, und Bruno Fessler, beide aus Neuenhof, Pascal Pfeffer, Würenlos, und René Bosshard, Wettingen.

«Ein sehr langsamer Prozess»

«Nach dem Absturz der Ostaargauer Strassenentwicklungsplanung (Oase) ist seit zwei Jahren ein Mitwirkungsverfahren mit einer grossen Mobilitätskonferenz am Laufen», erklärt IG-Präsident Christoph Meier. «Das ist ein sehr langsamer Prozess mit sehr vielen Leuten. Doch es läuft nicht so, wie wir es erhofft haben. Wir wollen konstruktiv Dinge ansprechen, bei denen es hapert, und Ideen einbringen. Nun haben wir einen weiteren Newsletter herausgegeben. In diesem wird aufgezeigt, was uns stört, und darauf hingewiesen, dass beispielsweise die Planer das Problem des heute schon übervollen Nadelöhrs Brückenkopf Ost – Schulhausplatz – Schlossbergtunnel nicht diskutieren.» «Was uns vereint, ist der Wille, konstruktiv mitzuarbeiten, aber es wird nicht angenommen», erklärten drei Vorstandsmitglieder beim Interview in Neuenhof. Toni Benz sagt: «Ich setze mich für Neuenhof ein. Ich bin hier aufgewachsen und kämpfe für den Dorferhalt, für das Zentrum. Für eine Busspur muss man nichts machen ausser in der Breite ein bisschen mehr Land abtreten, damit der Bus fahren kann. Bei einer Limmattalbahn dürfen unter dem Trassee keine Leitungen sein. Ich sah dies in Schlieren, die müssen alle Leitungen anderswo verlegen, dies geht natürlich auch zulasten der Gemeinde.»

Die Erwartungen der IG an die Behörden: Es soll ein breites Spektrum an Varianten hingelegt und danach diskutiert werden, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Varianten haben. Momentan gebe es nur die eine Variante. «Links und rechts an einem Wettinger Rüebliacker vorbei macht keinen Unterschied», wie es Kurt Wiederkehr formuliert. Als Vorbild für die Lösung eines komplexen Verkehrsvorhabens hat die IG LimmatMobil den damaligen Neubau des Badener Schulhausplatzes definiert. Von den 16 teils sehr unterschiedlichen Varianten habe sich damals nach einer längeren öffentlichen Diskussion die heutige Lösung herausgeschält. Es wurde der Bustunnel in Richtung Hochbrücke gebaut, welcher den öffentlichen Verkehr stark verbesserte.

«Limmattalbahn ist bis Killwangen sinnvoll»

Die IG möchte klar verstanden werden: «Wir finden die Limmattalbahn bis zum Bahnhof Killwangen-Spreitenbach eine sinnvolle Sache, keine Frage. Unser Problem bezieht sich auf den Prozess und wie man sich da einbringen kann», sagt Kurt Wiederkehr. Die Frage nach der Verlängerung der Limmattalbahnstrecke müsse auch vor dem Hintergrund der Ostaargauer Strassenentwicklung (Oase) gesehen werden. Aufgrund der starken Obersiggenthaler Opposition entschied der Kanton im 2021, die Region Baden im Gesamtverkehrskonzept im Richtplan auf Stufe «Zwischenergebnis» zu belassen. Das Departement Bau, Verkehr und Umwelt teilte mit, Gemeinden und Interessengruppen stärker in den Prozess miteinzubeziehen. «Durch den grundsätzlich richtigen Neuansatz kam auch von unserer Seite viel Hoffnung auf. Doch jetzt sind wir frustriert», sagt Kurt Wiederkehr. «Man merkt die Absicht, dass etwas erreicht werden soll, was sehr nahe bei dem liegt, was wir schon mal gehört haben.» Die IG habe von Anfang an gesagt, dass es verschiedene Probleme bei einer Verlängerung der Limmattalbahn gäbe – und dass die nur wenig zur Verbesserung der Verkehrssituation beitragen würde. «Die ÖV-Erschliessung des Wettinger Tägerhards reicht nicht aus, dass man jetzt von einer unverrückbaren Annahme ausgeht und Knackpunkte mit ‹Wir finden dann schon eine Lösung› einfach wegwischt», findet Christoph Meier.

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