ChatGPT und Künstliche Intelligenz

Am Vortrag über ChatGPT und Künstliche Intelligenz (KI) gab eine Expertin Tipps, wie man sich in der digitalen Welt zurechtfindet.

Ein Jahr nachdem ChatGPT und weitere KI-Tools lanciert wurden, gab Stefanie Mauroux Besuchern der Badener Stadtbibliothek einen Einblick in die Technologie. Die 36-jährige wissenschaftliche Mitarbeiterin ist an der Fachhochschule Nordwestschweiz für imedias tätig, eine Beratungsstelle, die Lehrpersonen bei der Integration von digitalen Medien in der Schule und im Unterricht unterstützt. «Was ist ChatGPT?» stand auf der Folie, die Mauroux präsentierte und das Sprachmodell die Frage gleich selbst beantworten liess: «Ich bin ein künstlicher Intelligenzassistent, genauer gesagt ein Sprachmodell namens ChatGPT. Ich wurde von Open­AI entwickelt und auf der Grundlage der GPT-3.5-Architektur trainiert, um natürliche Sprache zu verstehen und menschenähnliche Konservationen mit Benutzern zu führen. Ich kann Fragen beantworten, Ratschläge geben, Ideen liefern und vieles mehr, basierend auf dem Wissen, das ich während meines Trainingsprozesses erworben habe.»

Mauroux erklärt, dass ein Algorithmus dahintersteht, der vorhersagt, welches Wort in einem Text als Nächstes folgt. Aus Trainingstexten, die aus dem Internet stammen, werden die Wahrscheinlichkeiten der Wortfolge errechnet. «Das System stellt Zusammenhänge, Muster und Abhängigkeiten her und macht so eine Schätzung, welche Wörter tendenziell zueinandergehören.»

Man zahlt mit eigenen Daten

Etwa die Hälfte der rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer gab an, selbst schon ein Sprachmodell getestet zu haben. Ein Mann wollte wissen, warum man alles gratis nutzen dürfe. Man bezahle bei den meisten Tools mit den eigenen Daten, antwortete Mauroux. Um ChatGPT zu nutzen, muss man sich unter chat.openai.com anmelden. Daneben gibt es noch viele weitere Sprachmodelle wie beispielsweise «Bing Chat», «Google Bard» oder «Claude 2», dem die Expertin viel Zukunftspotenzial gibt. «Die Technologie hat das Potenzial, das bisherige Lernen in Frage zu stellen», sagt die Expertin und fügt an: «Das Potenzial liegt in der Zusammenarbeit zwischen KI und Mensch, sie kann die Arbeitsproduktivität steigern.»

Auf einer weiteren Folie zeigte die wissenschaftliche Mitarbeiterin eine Studie vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), die ergeben hat, dass 450 Probanden mit Hilfe von ChatGPT 40 Prozent weniger Zeit für alltägliche Schreibaufgaben brauchten und sie in 20 Prozent besserer Qualität erledigen konnten. «Irgendwann stellt sich die Frage, ob es noch okay ist, fehlerhafte Texte abzugeben, wenn es eine KI-Technologie gibt, die Texte mit wenigen Klicks korrigiert. Man muss es nicht lieben, aber man kann sich die neuen Technologien zu Nutze machen.»

Keine Sorge, aber Vorsicht bei der Nutzung

«Mir macht KI keine Sorgen», sagt Mauroux und fügt an: «Doch man muss den Output gut überprüfen und kann ihn meist nicht 1:1 übernehmen.» Ähnliche Technologien können nämlich auch Stimmen, Bilder und anderes täuschend echt kopieren, sodass es immer schwieriger werde, manipulierte und falsche Inhalte, sogenannte «Deep Fake», voneinander zu unterscheiden. «Deep Fake» wird zur politischen Manipulation und für betrügerische Aktivitäten schon heute benutzt.

Weil bei ChatGPT Daten unverschlüsselt und ungeschützt übermittelt werden, riet sie zudem, keine personenbezogenen oder sonst heiklen Daten einzugeben. Eine Lehrerin aus dem Publikum wollte wissen, wie man an der Schule verhindern könne, dass Lernende ihre Aufgaben mit KI lösen und so keinen Lerneffekt haben. «Es gibt verschiedene Strategien, um zu vermeiden, dass die Aufgabe vollständig von der KI gelöst werden kann. Die Aufgabe kann beispielsweise personalisiert oder auf den Lernprozess fokussiert werden oder anstelle von einer schriftlichen Arbeit kann auf ein mündliches Gespräch gesetzt werden.» Wichtig sei, dass Lehrperson und Schüler die Richtigkeit der generierten Inhalte kritisch überprüfen.

Auch Lehrpersonen könnten sich KI als Assistent zunutze machen, etwa beim Kreieren von Variationen, Bewerten von Aufgaben oder Korrigieren von Aufsätzen. «Wenn vorgängig Beurteilungskriterien festgelegt und eingegeben werden, kann KI ein guter Assistent sein.» Wer als Lehrperson allerdings dreissig Jahre lang die gleiche Aufgabenstellung gemacht habe, die mithilfe von KI einfach gelöst werden kann, müsse die Aufgabenstellung endgültig anpassen. Offenheit und Flexibilität gegenüber diesen Tools werde auch in Zukunft benötigt. «Viele Firmen arbeiten aktuell daran, in bestehende Softwares KI-Unterstützung zu integrieren. So wird dann beispielsweise ein KI-Text-Tool direkt im Word erscheinen und der Arbeitserleichterung dienen», sagte Mauroux. Die Entwicklung geht also auch ein Jahr nach der Lancierung weiter.

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