Sie möchten die Jugendarbeit wiederbeleben

Ein halbes Jahr stand Würenlos ohne Jugendarbeit da. Seit Anfang Februar ist Manuela Gauch die neue Leiterin. Mit Mitarbeiterin Fabienne Roth spricht sie über aktuelle Projekte.

Die Jugendarbeiterin Manuela Gauch (l.) mit Mitarbeiterin Fabienne Roth.  Rahel Bühler
Die Jugendarbeiterin Manuela Gauch (l.) mit Mitarbeiterin Fabienne Roth. Rahel Bühler

Manuela Gauch, als Jugendarbeiterin haben Sie viel mit Jugendlichen zu tun. Sie sind 59 Jahre alt. Fühlen Sie sich jung?

Manuela Gauch: Ja. Aber nicht wegen der Jugendlichen. Ich fühle mich als Person jung. (lacht)

Wieso sind Sie Jugendarbeiterin geworden?

Gauch: Weil man autonom arbeiten kann. Und weil ich mich in den 80er-Jahren selbst in Kulturzentren engagiert habe. 

Was fasziniert Sie an diesem Job?

Gauch: Er ist komplex und vielfältig. Du weisst am Morgen nie, was dich erwartet. Es bewegt sich immer etwas, der Job ist lebendig.

Wieso beschäftigen Sie sich mit der Jugendarbeit, Fabienne Roth?

Fabienne Roth: Ich arbeite gerne mit Menschen. Durch ein Praktikum in der Quartierarbeit Dietikon habe ich gemerkt, dass ich die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kulturen und Generationen spannend finde. Derzeit finde ich heraus, ob mir die Jugendarbeit gefällt.

Sie sind 21 Jahre alt. Erachten Sie Ihr Alter als Nachteil im Umgang mit den Jugendlichen?

Roth: Nein. Durch mein Alter bin ich näher bei den Jugendlichen und ihren Interessen. Ob sie mich ernst nehmen, hängt mit meinem Auftreten zusammen. 

Gauch: Fabienne ist zwar 21 Jahre alt, ich empfinde sie aber als sehr reif. Wichtig ist, wie man wirkt und welche Haltung man hat. Das heisst: Der Jugendtreff ist offen und niederschwellig. Wir schauen, welches Potenzial die Jugendlichen haben. Wir motivieren sie, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. So lernen sie extrem viel.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Gauch: Die Jugendlichen möchten eine Party organisieren. Dazu müssen sie abschätzen, wie viele Gäste kommen, wie viel diese trinken. In der Schule ist Rechnen eine trockene Materie, in der Jugendarbeit passiert es spielerisch. 

Wieso braucht es die Jugendarbeit?

Gauch: Die Jugendlichen brauchen einen Ort, wo sie einfach sein können, wo sie nicht bewertet werden, wo sie Ansprechpersonen finden, die sie ernst nehmen, wo sie Ideen umsetzen und alles fragen können. Wie nachhaltig Jugendarbeit ist, merkst du erst, wenn du mehrere Jahre an einem Ort arbeitest. So begleitest du die Jugendlichen von der Mittelstufe bis in die Lehre. Es ist sehr berührend, wenn sie später zu dir kommen und sagen, ich bin froh, warst du da.

In den Gemeinderatsnachrichten vom 30. Januar stand, die Gemeinde möchte einen Ausbildungsplatz in der Jugendarbeit anbieten.

Gauch: In einem Dorf mit der Grösse von Würenlos ist es wichtig, dass man zu zweit arbeiten kann. Deshalb möchten wir einen berufsbegleitenden Ausbildungsplatz schaffen. Der oder die Auszubildende wird drei bis vier Jahre hier sein. 

Welche Arbeiten haben Sie bisher in Würenlos gemacht?

Roth: Anfang Januar habe ich als Erstes den Jugendtreff wieder geöffnet und Plakate aufgehängt. Ich habe viel gelesen. Ich wollte wissen, um was es in der Jugendarbeit geht. Meine Ansprechpersonen waren Schulsozialarbeiterinnen, die früher in der Jugendarbeit tätig waren. Beim Treff half mir eine Hauswirtschaftslehrerin. 

Gauch: Wir stecken in der Aufbauphase und fangen bei null an, weil die Jugendarbeit ein halbes Jahr geschlossen war. Wir haben eine To-do-Liste erstellt und uns gefragt, wo die Jugendarbeit hin soll. In den vergangenen Wochen haben wir uns und die Angebote der Jugendarbeit in der Mittel- und Oberstufe vorgestellt. Auch haben wir die Jugendlichen nach ihren Bedürfnissen  betreffend Öffnungszeiten gefragt.

Welche Projekte stehen als Nächstes an?

Roth: Ein Fussballturnier und ein Abschlussball der Mittelstufe. Zudem werden wir am 28. März die letzte Sportnacht der Wintersaison durchführen.

Gauch: Beim Jugend- und Dorffest möchten wir uns, wenn möglich, in irgendeiner Form einbringen. Zudem werden wir eine eigene Website gestalten. Cool wäre, zusammen mit Jugendlichen.

Welche Themen beschäftigen die Würenloser Jugendlichen?

Roth: Dazu können wir im Moment noch nichts sagen, weil wir eben erst angefangen haben.

Sie haben vorher gesagt, es brauche Zeit und Vertrauen, um den Draht zu den Jugendlichen zu finden. Was braucht es noch?

Gauch: Man muss ehrlich und sich selbst sein und die Jugendlichen auch sein lassen können. Wenn ich im Jugendtreff auf die Jugendlichen zugehe, spüre ich, ob ich in diesem Moment erwünscht bin. Je nachdem ziehe ich mich wieder zurück.

Was möchten Sie mit der Jugendarbeit Würenlos und den Würenloser Jugendlichen erreichen?

Gauch: Cool ist, wenn sich die Würenloser Jugendlichen im Treff engagieren. Vielleicht können sie ihn einmal selbstständig führen. Die Jugendlichen dürfen mit Ideen zu uns kommen und wir begleiten sie in der Umsetzung.

Sie selbst stammen aus verschiedenen Generationen. Merken Sie das in der Zusammenarbeit?

Roth: Manu nimmt mich ernst und ich darf meine Ideen einbringen. Ich merke, sie hat viel mehr Erfahrung. Dadurch kann ich sehr viel von ihr lernen. 

Gauch: Mich interessiert der Mensch, nicht Generationen und Alter. Das ist vielleicht auch ein Grund, wieso ich in der Jugendarbeit bin. Mich interessiert nicht, wie alt sie sind, mich interessiert, wer sie sind.

Im Januar hat Fabienne Roth aus Neuenhof die Jugendarbeit als Aushilfe übernommen. Davor hat sie das KV absolviert. In ihrer Freizeit ist sie Jubla-Leiterin und spielt Volleyball. Roth wird bis Mai in Würenlos arbeiten und im September ihr Studium der soziokulturellen Animation an der Hochschule Luzern beginnen. Im Februar ist Manuela Gauch als Jugendarbeiterin eingestiegen. Sie arbeitet seit 16 Jahren in diesem Job. Gauch wohnt in Stilli, liest und schwimmt gerne. Zum Job in Würenlos ist sie durch Schulsozialarbeiterin Nina Forte gekommen. Die beiden kennen sich aus der gemeinsamen Tätigkeit in Windisch. Vorher war die Stelle sechs Monate unbesetzt. «Der Markt an qualifizierten Jugendarbeitern ist ausgetrocknet, deshalb konnten wir die Lücke nicht so rasch wieder besetzen», sagt Gemeindeammann Anton Möckel.

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