Dominique Glaus fährt für einen solidarischen Einsatz nach Bolivien

In der bolivianischen Stadt La Paz wird sie in der Gewaltprävention arbeiten und geht damit selbst Risiken ein.

Dominique Glaus tauscht ihr gewohntes Leben in Würenlos bald gegen jenes in La Paz. Rahel Bühler
Dominique Glaus tauscht ihr gewohntes Leben in Würenlos bald gegen jenes in La Paz. Rahel Bühler

Zwei Jahre möchte Dominique Glaus für ihren solidarischen Einsatz in Bolivien bleiben. Sie hat sich diesen Schritt lange überlegt. «Schliesslich ist es nicht bloss ein Semester», sagt die Würenloserin. Entscheidend war für sie der Rat eines Kollegen: «Du verpasst hier viel. Aber wenn du nicht gehst, verpasst du mehr.» Das war vergangenen Mai.

Jetzt ist August: Dominique Glaus, eckige Brille, braune Locken, sitzt am Esstisch im Haus ihres Vaters in Würenlos. Sie pendelt zwischen der Limmattaler Gemeinde und Burgdorf, wo ihre Mutter wohnt. Die 27-Jährige hat Psychologie an der Universität Bern studiert. Während ihrer Jobsuche Anfang Jahr ist sie auf die Schweizer Hilfsorganisation Interteam gestossen. Sie kümmert sich um personelle Entwicklungszusammenarbeit. Sie suchten Fachpersonen, um in Bolivien Gewaltprävention und Opferbegleitung voranzutreiben. Gewaltakte gegen Frauen und Kinder kommen im lateinamerikanischen Land nach wie vor häufig vor.

Im Laufe des Bewerbungsverfahrens hat Interteam Glaus ein Projekt in diesem Bereich vorgestellt. Sie wird bei der Stadtverwaltung in La Paz, einer Stadt in den Anden, arbeiten und einen Online-Kurs zum Thema emotionale Intelligenz begleiten.

Der zwölfwöchige Kurs richtet sich an Lehrpersonen und Polizisten. Sie sollen das Erlernte an die eigentliche Zielgruppe, Kinder und Jugendliche, weitervermitteln. «Sie sollen einen gesunden, respektvollen Umgang untereinander lernen», berichtet Glaus. Sie wird als erste Fachperson aus der Schweiz an diesem Projekt arbeiten. Während des Kurses gibt es vier Präsenztermine für die Teilnehmenden. «Was wir dann genau machen, wird derzeit abgeklärt», sagt die 27-Jährige. Laut Glaus sollen sie im Kurs lernen, Emotionen zu erkennen, zu kontrollieren und auszudrücken. «Die Kinder sollen gesunde Beziehungen führen und Entscheidungen treffen können.» Vielleicht werde sie auch Schulbesuche machen und mit Lehrern arbeiten.

Welche Aufgaben sie sonst übernehmen wird, ist noch in Abklärung. Klar ist derzeit so viel: Anfang Oktober reist Glaus nach Bolivien. Dann wohnt sie bei einer lokalen Gastfamilie und besucht einen Spanischkurs. Im November zieht sie nach La Paz in eine möblierte Dreizimmerwohnung in einem sicheren Quartier. «Während der ersten drei Monate geht es primär darum, sich ein Bild von den kulturellen Gepflogenheiten zu machen», sagt Glaus. Darauf ist sie schon etwas vorbereitet. In einem Ausreisekurs, organisiert von Interteam, erhielt sie Einblick in verschiedene Themen wie etwa Gewalt, Korruption oder Kritik in anderen Kulturen.

Glaus wird ihr Leben umkrempeln müssen: So wird sie das Trinkwasser filtern müssen oder sollte nachts in bestimmten Quartieren nicht allein herumlaufen. Als Herausforderungen nennt sie auch den einfachen Lebensstil und die Armut. Trotzdem: Es sei eine super Gelegenheit, eine wertvolle Arbeit auszurichten. «Sowohl für die Leute als auch für mich.»

Im Januar wird die Einführungsphase vorbei sein. Dann beginnt die richtige Arbeit. Es ist ein 100-Prozent-Job, der nach bolivianischem Standard bezahlt wird.

Auch wegen der langen Abwesenheit war Glaus «hin- und hergerissen», als sie sich entscheiden musste. «Mich reizen Südamerika, die Sprache und die sinnvolle Tätigkeit», sagt Glaus. Sie möchte mit ihrem Aufenthalt in Bolivien auch ihren Horizont erweitern.

Die Idee, im Ausland zu arbeiten, hatte sie schon länger. Unklar war jedoch, wann, wie und wo. «Bei Interteam zu arbeiten, war Zufall.» Ziele hat sie sich trotzdem gesetzt: «Ich möchte mich integrieren, erfolgreich mitwirken und wer weiss, vielleicht lerne ich mich ja dort besser kennen.»

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