Beim Blutspenden war der 10000. Spender zu Gast

Was treibt Menschen an, Blut zu spenden? Was geschieht danach mit der roten Flüssigkeit? Eine Reportage beim Spendenanlass in der Mehrzweckhalle.

Beat Willi beim Blutspenden: «Ich wurde noch nie ohnmächtig.» Rahel Bühler

Beat Willi beim Blutspenden: «Ich wurde noch nie ohnmächtig.» Rahel Bühler

Hier fliesst das Blut in ein Röhrchen.

Hier fliesst das Blut in ein Röhrchen.

An solchen Tischen finden die Anamnesegespräche statt.

An solchen Tischen finden die Anamnesegespräche statt.

Früher Donnerstagabend, Mehrzweckhalle Würenlos. Die ersten Blutspender treffen ein. Die Organisatoren, der Samariterverein Würenlos und Blutspende Zürich, erwarten an diesem Abend den 10000. Spender. Willem de Groot, Präsident der Würenloser Samariter, ist stolz darauf: «Für uns gehört das Spenden dazu. Es ist eine gute Sache und hilft den Leuten.»

Die Würenloser Samariter organisieren, mit einigen Ausnahmen, seit 1965 zweimal jährlich ein Blutspenden in der Mehrzweckhalle. Immer im Frühling und im Spätsommer. Die Samariter kümmern sich um Organisation, Verpflegung und Helfer. «Ein Jahr vorher müssen wir zum Beispiel die Turnhalle reservieren», erklärt der Präsident. Für die nächsten zwei Spendeaktionen ist die Halle denn auch schon reserviert.

An diesem Abend sind zwischen 12 und 16 Mitglieder des Würenloser Vereins im Einsatz. Sie empfangen die Spender, verpflegen sie und unterhalten sich mit ihnen. Viele der Spender kennen sie. «Es sind immer etwa die gleichen Leute», sagt de Groot. Für alles Medizinische sind die 14 Fachpersonen von Blutspende Zürich verantwortlich. Sie entscheiden, wer spenden darf. So muss sich ein älterer Würenloser wieder auf den Heimweg machen. Er war vor weniger als einem Monat in Florida in den Ferien. Im Zweifelsfall bestimmt eine Ärztin. «Wir müssen klar feststellen können, dass das Blut für den Empfänger sicher ist», erklärt Eva Schellenberg. Sie ist Leiterin der mobilen Equipen von Blutspende Zürich. Die Equipen sind mehrmals pro Woche im Kanton unterwegs. «Es braucht uns, weil die stationären Blutzentren den Blutbedarf nicht decken können», so Schellenberg. «Unser Vorteil: Wir gehen zu den Leuten nach Hause.»

Die Halle in Würenlos ist in verschiedene Bereiche eingeteilt: Empfang, Tische für die Anamnesegespräche, Materialposten, 16 Betten, Verpflegungstische.

Kurz nach 17.30 Uhr ist die Halle voll. Die Spender müssen sich etwas gedulden, bis sie an die Reihe kommen. Wenig später trifft der 10000. Spender ein. Es ist Beat Willi aus Würenlos. Er ist nicht zum ersten Mal hier: «Ich habe bereits über 60-mal gespendet. Das erste Mal in der Rekrutenschule», berichtet er, während er auf das Anamnesegespräch warten muss. Zuvor wurde ihm beim Empfang der Blutdruck gemessen. Dann holt er sich sein Material beim Materialposten. Hier ist Mark Elsener am Werk. Er stellt das Material bereit und nimmt das Blut nach dem Spenden wieder entgegen. «Ich bereite es auf den Transport vor», sagt er.

Im Anschluss entscheidet sich Willi dazu, mit dem linken Arm zu spenden. Eine Mitarbeiterin desinfiziert die Stelle, an der sie die Nadel ansetzen wird, und staut den Blutfluss mit einem farbigen Stauschlauch. Wenig später folgt eine geübte Bewegung und der Anfang der Nadel befindet sich bereits unter der Haut von Beat Willi. Er verzieht keine Miene. «Das macht mir nichts aus. Ich bin auch noch nie ohnmächtig geworden», sagt der 55-Jährige. Zuerst entnimmt ihm die Mitarbeiterin einige Milliliter Blut für Labortests. «Wir untersuchen das Blut auf Hepatitis B, C und E, HIV und Syphilis», erklärt Schellenberg.

Dann beginnt das Spenden. Während der nächsten Minuten fliessen 450 Milliliter durch die Nadel und den Schlauch in den Spendebeutel. Er liegt in einer Waage, die hin- und herwippt. Dadurch mischt sich das Blut mit der sich im Beutel befindenden Flüssigkeit. Sie sorgt dafür, dass Blut nicht gerinnt.

«Eine Spende dauert bestenfalls zwischen sechs und zwölf Minuten», so Schellenberg. Im Anschluss muss der Spender einige Minuten liegen bleiben. «Der Kreislauf muss sich zuerst daran gewöhnen, dass ihm ein halber Liter Blut fehlt», erklärt Schellenberg. So auch Willi. Er sagt währenddessen: «Blutspenden ist eine einfache Art, eine gute Sache zu machen.» Kurz darauf verbindet ihm eine Samariterin die Einstichstelle. Auch die heutige Spende ist keine Ausnahme: Ihm ist nicht schwindelig. Noch muss er einige Minuten sitzen bleiben, bis er sich Verpflegung holen darf. Es gibt Sandwiches und Getränke. «Blutspenden ist auch ein geselliger Anlass», sagt Samariterpräsident de Groot.

Nach zweieinhalb Stunden ist der Anlass vorbei. «75 Spender sind gekommen. 60 davon durften spenden. Von ihnen waren 11 Personen das erste Mal spenden», berichtet Gisela Weber nach dem Anlass. Sie ist Aktuarin des Samaritervereins Würenlos. «Total sind 270 Liter Blut zusammengekommen.» Für die Mitarbeiter von Blutspende Zürich ist die Arbeit noch nicht getan. In einem temperierten Transporter fährt Mark Elsener das Blut in die Zentrale nach Schlieren. Dort wird das Blut in verschiedene Blutprodukte weiterverarbeitet. Verwendet werden sie im ganzen Kanton. Schellenberg: «Es braucht ständig neues Blut, da Spitäler für grosse Operationen inklusive Transplantationen, schwer verletzten oder chronisch kranken Patienten ständig Blut brauchen.»

Der Kanton Zürich kann das in Würenlos gespendete Blut gut gebrauchen: «Wir haben im Moment nur etwa ein Drittel des Blutes, das wir benötigen», sagte Beat M. Frey, der Direktor des Zürcher Blutspendendienstes, vergangene Woche dem «Tages-Anzeiger.»

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